Uwe Frevert vom Vorstand der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland kritisiert den Ausbau einer Werkstatt für behinderte Menschen der Lebenshilfe in Thüringen.
„Die Erweiterung dieser Werkstatt für behinderte Menschen ist ein erneuter Beweis für die Phantasielosigkeit der traditionellen ‚Behindertenhilfe‘. Diese setzt nach wie vor auf Aussonderung und Beton anstatt auf neue kreative Ideen zur Unterstützung und Beschäftigung behinderter Menschen. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern eine krasse Fehlinvestition“, erklärte Uwe Frevert vom Vorstand der ISL gegenüber kobinet-nachrichten.
Fast täglich würden in Deutschland neue Anstalten für behinderte Menschen oder Werkstätten mit höchst aussonderndem Charakter eingeweiht und mit großen Worten gefeiert, wird kritisiert. „In Wirklichkeit“ – Frevert weiter – „wird damit die massive Aussonderung behinderter Menschen für weitere Jahrzehnte festgeschrieben und die Entwicklung von Alternativen aufgehalten. Denn das Geld kann nur einmal ausgegeben werden und wenn es erst mal im Beton steckt, ist dieses auch wieder schwer für Alternativen loszueisen“.
Statt in Beton zu investieren, durch den behinderte Menschen ausgegrenzt werden, sollten endlich neue Wege der Integration und unterstützten Beschäftigung beschritten werden.
„Bedauerlich ist dabei vor allem auch die Rolle der Lebenshilfe. Diese tritt einerseits als Interessenvertretung von Menschen mit einer so genannten geistigen Behinderung und ihren Eltern auf. Andererseits ist die Lebenshilfe aber schon lange Träger von vielen aussondernden Einrichtungen und hat damit zum Teil ganz andere Interessen im Kopf als die der Betroffenen. Diese unsäglich Konstellation ist mit dafür verantwortlich, dass es uns in Deutschland bisher nicht gelungen ist, einen eindeutigen Umschwung zu integrierten Angeboten zu schaffen“, so Uwe Frevert abschließend.