Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen: Helfen will gelernt sein

Je näher Weihnachten heranrückt, desto mehr häufen sich die Zahlscheine mit Spendenersuchen für die unterschiedlichsten Anliegen. Gastkommentar von Gunther Trübswasser in den Oberösterreichischen Nachrichten.

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Die sogenannte „stille Zeit“, die ja schon lange keine stille mehr ist und weniger mit der inneren Einkehr, als mit den äußeren Ausgaben zu tun hat, scheint für erfolgreiche finanzielle Bittgesuche eine besonders günstige zu sein.

Um es vorweg klarzustellen, ich schätze die Tugenden des Teilens, der Hilfsbereitschaft und der Unterstützung in Notfällen sehr, auch in finanzieller Form. Aber ich bin sehr empfindlich, wenn es um die Würde jener geht, denen geholfen werden soll.

Besonders Menschen mit Behinderungen scheinen gefährdet, in ihren Grundrechten verletzt zu werden. Das Bild vom armen, hilfsbedürftigen behinderten Menschen hat sich offenbar so sehr verfestigt, dass es sogar öffentlichkeitswirksam für verschiedene Hilfsaktionen bemüht wird. Selten zur Freude der Betroffenen.

So wird seit Jahren die jährlich wiederkehrende Spendenaktion „Licht ins Dunkel“ von Menschenrechts- und Selbstbestimmt-Leben-Organisationen kritisiert, weil sie dieses Bild aufrechterhält, statt sich um Aufklärung und um ein zeitgemäßes Bild von Menschen mit ihren Rechten und ihren Bedürfnissen zu bemühen.

Der 3. Dezember, der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen, ist eine gute Gelegenheit, an die „UN-Behindertenrechtskonvention“ zu erinnern, der Österreich vor fünf Jahren beigetreten ist. Sie schreibt Grundrechte fest mit dem Ziel, dass behinderte Menschen nicht nur durch die Mitleidsbrille gesehen werden, sondern als Menschen mit all ihren Lebensentwürfen und dem Wunsch, ein selbstbestimmtes Leben in Würde führen zu können. Selbst dann, wenn sie sich in einer Notlage befinden. Die Kunst der respektvollen Hilfe ist erlernbar.

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