Grüne Wiesen und Kinder mit Träumen. Was kann an so einem Werbespot schon schiefgehen?
Das dachten sich wohl der ORF, der das neue Spendenaufruf-Video für die jährliche Licht-ins-Dunkel-Kampagne in Auftrag gegeben hat, und die Werbeagentur Demner, Merlicek & Bergmann, die es umgesetzt hat. Die Antwort lautet aber: einiges.
In dem Clip sieht man Kinder, die erzählen, was sie später einmal werden möchten. „Fußballer“, sagt einer. „Ich möchte einmal Knochendoktor, Nervendoktor, Muskeldoktor und Gehirndoktor werden“, sagt ein anderer.
„Warum?“, fragt ihn einer der Buben. „Damit mein Bruder, der Lukas, Fußballspieler werden kann“, antwortet er. Dann erkennt der Zuseher, dass Lukas – der zuvor den Wunsch geäußert hat, Fußballer zu werden – im Rollstuhl sitzt. Im Hintergrund läuft die Kicker-Hymne „Youll Never Walk Alone“.
Der Spot, der in der Anwesenheit von Bundespräsident Heinz Fischer und ORF-Chef Alexander Wrabetz in der Hofburg präsentiert worden ist, löste Kritik im Internet aus. „Klassisch inklusionsschädlich“ nennen ihn Foren-User. „Nur die Heilung von Behinderung zählt, der behinderte Mensch gilt als mangelhaft.“ ÖVP-Behindertensprecher Franz Huainigg fordert gar, dass der Werbespot zurückgezogen werden soll. „Es wird impliziert, dass Behinderung heilbar ist“, meint er. Das sei diskriminierend.
Bei Demner, Merlicek & Bergmann versteht man die Aufregung nicht. Die Aussagen von Huainigg seien „empörend“, heißt es nur auf Nachfrage des Falter.
(Aus der „Verführungskolumne“ von Julia Seidl im Falter 48/2013. Mit freundlicher Genehmigung des Falters.)
Die Agentur hat inzwischen geantwortet
Für die Agentur Demner, Merlicek & Bergmann hat Dr. Harry Bergmann im Falter 49/2013 geantwortet. Hier sein Text.
Der „Licht ins Dunkel“-Spot