ÖVP-Sozialsprecher Walter Tancsits spricht sich im Standard-Interview vom 7. Jänner 2005 für ein klareres Profil seiner Partei aus.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Sozialsprecher der Österreichischen Volkspartei, Walter Tancsits, pointiert auf sich aufmerksam macht wie jetzt mit einem Interview zu Bildungsfragen. Im November 2003 sorgte er mit seiner Wortmeldung zur Unfallrentenbesteuerung für Wirbel, weil er – entgegen der Parteilinie – die Besteuerung der Unfallrenten einforderte.
Vom Klubobmann bis zum Generalsekretär bemühten sich alle schnell das Thema wieder als erledigt darzustellen und die Aussage von Tancsits als „Einzelmeinung“ zu werten.
Im Standard-Interview vom 7. Jänner 2005 äußerte er sich mit den Worten: „Wir müssen sagen, dass die Schule eine Einrichtung für Bildung – und nicht für Integration – ist.“
Ein starker Satz gelassen ausgesprochen. Man darf gespannt sein, ob führende ÖVP-Funktionäre oder die Bildungsministerin Elisabeth Gehrer aus seiner Partei dies kommentieren werden. Zu große Hoffnung sollte man sich jedoch nicht machen. Es bleibt zu befürchten, dass der rührige Tancsits nur ausgesprochen hat, was andere denken, aber nicht sagen würden.
Umgehend reagiert hat dagegen die Behindertensprecherin Mag. Christine Lapp von der Sozialdemokratischen Partei Österreichs. Walter Tancsits habe hier „die Maske fallen gelassen“, lautet ihre Einschätzung. „Viele Teile der ÖVP, nicht nur Kollege Tancsits und Bildungsministerin Gehrer, wissen nicht, was bei Integration an Schulen alles gelingen kann“, so Lapp. „Gerade die Schule kann mit Integration zu einer Weiterentwicklung der Gesellschaft und einem Miteinander von behinderten und nicht behinderten Menschen beitragen.“
Lapp plädiert für verstärkte Integrationsbemühungen seitens des Bildungsministeriums und der ÖVP: „Sie sollen ihren Parteikollegen Huainigg einmal genau befragen und seine Vorschläge umsetzen, anstatt immer wieder Integration zu verweigern.“