Jarmer: „Anerkennung der Gebärdensprache mit Leben füllen“

Österreichischer Gehörlosenbund feiert 100-jähriges Bestehen mit Festakt im Rathaus und Bildungskongress in der Messe Wien

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Der Österreichische Gehörlosenbund (ÖGLB) feiert 2013 sein 100-jähriges Bestehen mit Gala im Wiener Rathaus. Unter dem Motto „Gebärdensprache macht stark“ eröffnete ÖGLB-Präsidentin und Nationalratsabgeordnete Helene Jarmer am Freitag gemeinsam mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer und Behindertenanwalt Erwin Buchinger den zweiten großen Bildungskongress in der Messe Wien.

Über 400 TeilnehmerInnen aus dem deutschsprachigen Raum und ReferentInnen aus der ganzen Welt, darunter Joseph Murray, Vorstandsmitglied des Weltgehörlosenverbandes WFD, und Markku Jokinen, Präsident des Europäischen Verbands EUD, kamen zu der Veranstaltung.

„Die Anerkennung der Österreichischen Gebärdensprache (ÖGS) in der Verfassung 2005 ist noch totes Recht. Sie muss jetzt mit Leben gefüllt werden“, forderte Jarmer. „Bilingualer Unterricht muss selbstverständlich werden. Nur so können wir gehörlosen und schwerhörigen Kindern gleich gute Bildung und höchstmögliche Kompetenz in ihrer Muttersprache ÖGS und der Zweitsprache Deutsch mitgeben.“

Auch Rudolf Sailer, Präsident des Deutschen Gehörlosenbundes DGB, ortete Mängel – vor allem in der LehrerInnen-Ausbildung. Lediglich 20 Prozent des gebärdensprachkundigen Lehrpersonals in Deutschland weise das entsprechende Niveau auf, um auch kompetent unterrichten zu können. „Unbefriedigend ist, dass immer das Kostenargument angeführt wird. Wir gehörlosen Menschen haben aber genau das gleiche Recht auf Bildung“, betonte Sailer. „Wichtig ist, dass nicht ohne uns über uns entschieden wird.“

Gute Nachrichten hatte Roland Hermann, Präsident des Schweizerischen Gehörlosenbundes SGG-FSS. Er erwartet, dass auch die Schweiz demnächst die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung ratifizieren werde, und berichtete, dass vor wenigen Wochen erstmals eine gehörlose Frau die Matura absolviert habe. Sie wolle jetzt studieren, was sie mit neuerlichen Barrieren konfrontieren werde. „Es ist ein permanenter Kampf, wir müssen immer dran bleiben und Inklusion einfordern“, so Hermann.

Auch für Jarmer ist klar:“Von Inklusion im umfassenden Sinne der Konvention sind wir auch in Österreich noch Lichtjahre entfernt!“

Für besondere Verdienste um Gebärdensprache und Gehörlosenkultur überreicht der ÖGLB darum seit 2005 den Türkisen Ribbon. „Wir haben heuer gleich vier PreisträgerInnen. Zwei möchte ich Ihnen gleich hier bekanntgeben: Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Grüne-Parteichefin Eva Glawischnig.“ Die beiden PolitikerInnen nehmen ihren Ribbon im Parlament entgegen. Die anderen beiden Preisträger werden auf der unter dem Ehrenschutz von Bundespräsident Heinz Fischer stehenden Gala am Samstag bekanntgegeben.

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