Ziel des Leitfadens "Wien spricht anders" ist es, weg von dem klassischen "Amtsdeutsch" hin zu einer freundlichen, klaren und kompetenten Sprache der Verwaltung zu gelangen.
Als im Herbst 2000 begonnen wurde, die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Wien zu reformieren, beauftragte der sozialdemokratische Bürgermeister Mag. Michael Häupl seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch damit, die Kommunikation der Stadt zu modernisieren.
Unter dem Motto „Wien spricht anders“ startete das Projekt schließlich im Juni 2003 mit einer Schreibwerkstatt im Rathaus. Bürgerinnen und Bürger unterzogen verschiedenste Schreiben und Formulare einer strengen Prüfung. Viele, die etwa „für die positive Erledigung der Angelegenheit einen Nachweis benötigten, dass die Einbringlichkeit des Abgabenrückstandes durch den Zahlungsaufschub nicht gefährdet ist“, fühlten sich überfordert und stellten fest: „Das muss ich fünfmal durchlesen, um zu verstehen, was gemeint ist.“
Aber nicht nur die Bürgerinnen und Bürger hatten Probleme. „Bei uns versteht oft eine Abteilung die andere nicht. Amtsdeutsch ist eben eine Fachsprache“, berichtete Mag. Waltraud Rumpel vom Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien.
Die Ergebnisse der Schreibwerkstatt bildeten die Grundlage für die weiteren Arbeiten. Ein Jahr lang haben rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Magistrats in sechs Arbeitsgruppen (Briefe, Formulare, Bescheide, E-Mails, Telefongespräche und persönliche Gespräche) die städtische Kommunikation analysiert, um sie „einfacher, verständlicher und kund/innenfreundlicher“ zu gestalten.
Die Verbesserungsmöglichkeiten („Tipps“) für die einzelnen Bereiche wurden in dem Leitfaden „Wien spricht anders“ zusammengefasst. Sie sollen im Magistrat als Unterstützung für eine zeitgemäße und verständliche Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern dienen und als einheitliche sprachliche Richtlinien gelten.
Schluss mit: „Je gestelzter desto wichtiger.“ In Zukunft sollen amtsdeutsche Begriffe (wie „hieramts“, „unter Bedachtnahme“), nicht mehr zeitgemäße Redewendungen (wie „Sehr geehrte gnädige Frau!“) und Fremdwörter (wie „akquirieren“) vermieden werden. Der Leitfaden rät für die Sprache im Arbeitsalltag zum Beispiel: „Statt überlanger Schachtelsätze schreib gleich einen zweiten, neuen Hauptsatz.“
Einfach ist nicht primitiv. Lang ist nicht automatisch inhaltsreich. Kompliziert ist nicht gleich intelligent. In diesem Leitfaden finden Mitarbeiter der Stadt Tipps für einen besseren Umgang mit geschriebener Sprache. Statt einem hölzernen Kanzleistil soll die Sprache lebendiger werden. Kein „zur Auslieferung bringen“, wo ein einfaches „ausliefern“ den Satz kürzer und verständlicher macht.
„Die Stadt Wien ist ein Dienstleistungsunternehmen. Dienstleistung drückt sich vor allem in Sprache aus. Sprache ist unser wichtigstes Kommunikationsmittel. Sie kann verbinden, aber auch ausgrenzen. Die Wiener Stadtverwaltung will verstanden werden“, war aus dem Presse- und Informationsdienst der Stadt zu hören.