Jedes 3. Kind ohne Schulzugang hat eine Behinderung

LICHT FÜR DIE WELT unterstützt in Entwicklungsländern Kinder mit Behinderung beim Schulbesuch und gibt ihnen damit eine Zukunft. Weltweit leben 150 Millionen Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, 80 Prozent leben in Entwicklungsländern. Neun von zehn dieser Kinder haben derzeit keinen Zugang zu Schulbildung.

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Licht für die Welt

„Ohne Bildung ist für all diese Kinder ein Leben in Armut vorgezeichnet“, so Benjamin Bach, Experte für Inklusive Bildung bei LICHT FÜR DIE WELT: „Wir setzen uns daher in mehr als zwanzig inklusiven Bildungsprogrammen für behinderte Kinder ein.“

In diesen Projekten lernen Kinder mit und ohne Behinderung wann immer möglich gemeinsam. In Burkina Faso etwa unterstützt LICHT FÜR DIE WELT in der Modellregion Garango in Zusammenarbeit mit dem nationalen Bildungsministerium ein Schwerpunktprogramm für inklusive Schulbildung: Dort werden Lehrer in der Region aus- und weitergebildet, Schulen mit Rampen und barrierefreien WCs ausgestattet und Kinder mit Behinderungen gezielt auf den Schulbesuch vorbereitet. Zudem werden entsprechende Lehrpläne und geeignetes Unterrichtsmaterial bereitgestellt.

„Mittlerweile besuchen rund 60 Prozent der Kinder mit Behinderung in der Region die Schule, anfangs waren es nur fünf bis sechs Prozent“, berichtet Bach von den Erfolgen. Bald soll das Modellprojekt auf andere Provinzen im Land ausgedehnt werden. Inklusion im Bereich Bildung bedeutet, dass Kinder mit Behinderungen als selbstverständlicher Teil ihrer Gesellschaft aufwachsen und mit den Kindern ihrer Community in dieselbe Schule gehen.

Für alle Kinder ist Bildung der Schlüssel zu einem selbständigen Leben

Ein Kind mit einer Gehbehinderung braucht keine Spezialschule, sondern ein barrierefreies Schulgebäude. Ein gehörloses Kind, das neben Gebärdensprache Lesen und Schreiben gelernt hat, kann sich mit seiner Umgebung verständigen und lebt nicht länger in Isolation. Für alle Kinder ist Bildung der Schlüssel zu einem selbständigen Leben. Das gemeinsame Lernen hat somit viele positive Effekte.

„Wenn Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen, bauen sie Vorurteile und negative Einstellungen ab. Kinder, die gemeinsam lernen, lernen, gemeinsam zu leben“, erklärt Margarita Schiemer, Bildungswissenschaftlerin der Universität Wien. Gemeinsames Lernen fördere die Toleranz und stärke die Solidarität in einer Gemeinschaft.

„Die Qualität der Bildung steigt außerdem für alle Kinder, wenn sie gemeinsam lernen“, so Schiemer. Grund dafür sei, dass unterschiedliche Wege, ein und dasselbe zu lernen, oft zu größeren Lernerfolgen führten. Inklusion müsse laut Schiemer in der Politik und auf allen Ebenen der Gesellschaft Einzug halten.

Kein fest verankertes Sonderschulesystem in Entwicklungsländern

Die Arbeit von Organisationen wie LICHT FÜR DIE WELT, die eng mit politischen Entscheidungsträgern zusammenarbeiten und sich für eine inklusive Gesellschaft einsetzen, nehme hierbei eine zentrale Rolle ein.

Dass es in Entwicklungsländern keine fest verankerten Sonderschulsysteme gibt – wie etwa in Österreich, wo nach wie vor Kinder mit Behinderung und Kinder ohne Behinderung getrennt voneinander lernen – könne am Weg zu einem inklusiven Schulsystem ein Vorteil sein. Denn es müsse nicht erst ein starres System aufgebrochen werden, um ein neues, inklusives Bildungssystem zu schaffen. Wichtig, egal ob Österreich oder Burkina Faso, sei Bewusstseinsbildung.

„Es muss ein Umdenken in den Köpfen der Menschen stattfinden, dass Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam lernen und leben können“, erklärt Schiemer: „Natürlich können solche Systemveränderungen nicht von heute auf morgen passieren. Aber es braucht eine stetige Politik der kleinen Schritte in Richtung Inklusion.“

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