Kampf und viel Überzeugungsarbeit waren nötig

Im kommenden Jahr wollen die Österreichischen Bundesbahnen ihren "railjet" mit einem wichtigen Vorteil gegenüber dem deutschen ICE auf die Schiene bringen.

Martin Ladstätter
Ladstätter, Martin

Im kobinet-Interview berichtet Martin Ladstätter darüber, der für BIZEPS die Entwicklung des österreichischen Hochgeschwindigkeitszuges bisher begleitet hat und weiter dranbleiben will.

kobinet: Die Österreichischen Bundesbahnen wollen 2008 ihre „Bahn der Zukunft“ einsetzen. Mit 230 Kilometern in der Stunde liegt die Spitzengeschwindigkeit deutlich unter der aller bisher von der Deutschen Bahn eingesetzten Hochgeschwindigkeitszüge. Geht’s nicht schneller?

Martin Ladstätter: 230 Kilometer ist sicherlich kein neuer Geschwindigkeitsrekord. Das liegt aber auch daran, dass in Österreich Berge sind und wenig Platz für lange Strecken. Übrigens: Auch der deutsche ICE fährt in Österreich derzeit nicht schneller als 200 Kilometer in der Stunde.

kobinet: BIZEPS und weitere Behindertenverbände wurden bei der Entwicklung des Zuges einbezogen, der jetzt von Siemens gebaut wird. Hat der railjet der ÖBB auch Vorteile gegenüber dem ICE?

Martin Ladstätter: Der ICE ist in einigen Punkten sicherlich ein Vorbild für jeden Bahnbetreiber. Aus der Sicht der Behindertenbewegung fehlt aber ein ganz wesentlicher Punkt: Die fahrzeuggebundene Einstiegshilfe.

Der „railjet“ bekommt einen Hebelift. Der Hebelift im Fahrzeug hat den Vorteil, dass man bei jeder Station aus- und einsteigen kann; unabhängig davon, ob der Bahnhof einen Hebelift hat und ob da jemand ist, der ihn bedient.

Es waren ein jahrelanger Kampf und viel Überzeugungsarbeit nötig, den Verantwortlichen der ÖBB zu erklären, warum der Hebelift bei den Fahrzeugen notwendig ist. Der „railjet“ wird nun serienmäßig einen haben.

Was vielleicht die deutschen Leserinnen und Leser interessieren könnte: Sowohl der Fahrzeugbauer – nämlich Siemens – als auch der Hebelifthersteller kommen aus Deutschland. Die DB will wohl keine Hebelifte im ICE. Wir haben darüber auf BIZEPS-INFO berichtet und sogar das Foto eines Prototypen gezeigt.

kobinet: Fahrzeuggebundene Einstiegshilfen werden tatsächlich von Kunden der Deutschen Bahn seit vielen Jahren für die ICE gefordert. Die deutschen und wohl auch ausländische DB-Kunden sind gespannt, wie das im Nachbarland funktioniert. Wann und wo genau sollen die neuen Züge in Österreich eingesetzt werden?

Martin Ladstätter: Nach derzeitigem Stand der Planung sollen die ersten „railjets“ im Dezember 2008 von Wien nach München fahren. Der Zeitplan ist aber knapp. Wir haben erst im September Details des barrierefreien WC mit ÖBB und Siemens besprochen.

(Das Gespräch führte Franz Schmahl)

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