Keine Forschung ohne gehörlose KollegInnen

SprachwissenschafterInnen sind in Österreich traditionell große UnterstützerInnen der Österreichschen Gebärdensprache (ÖGS).

gebärdende Hand
Krausneker, Dr. Verena

Die erste im Parlament eingebrachte Resolution mit dem Ziel der rechtlichen Anerkennung wurde bei der Österreichischen Linguistiktagung 1991 beschlossen. Am 6. Juli 2005 wurde die Anerkennung der Österreichischen Gebärdensprache im Parlament beschlossen. Das ist gut – aber zu wenig hat sich seither getan, zu wenig konkrete Sprachenrechte sichern den bilingualen Alltag gebärdensprachiger Menschen.

Nun wurde im Dezember 2009 wieder eine Linguistiktagung zum Ausgangspunkt für eine Resolution: Vortragende und TeilnehmerInnen des verbal-workshops „Gebärdensprachforschung“ haben gemeinsam festgehalten, dass es in Zukunft nur themenspezifische Forschung geben kann, wenn bewusst darauf geachtet und dafür gesorgt wird, dass gehörloser Nachwuchs gefördert wird und gehörlose KollegInnen teilhaben können.

Die Resolution „Die Zukunft der Forschung liegt auch in gehörlosen Händen“ richtet sich an Unterrichts- und WissenschaftsministerIn, sowie an die Universitätskonferenz und die Rektoren aller Universitäten des Landes.

Der Verband für angewandte Linguistik (verbal) bringt den vollen Wortlaut des zweiseitigen Dokuments, das fordert:

  1. den gehörlosen Nachwuchs zu fördern;
  2. die Voraussetzungen für barrierefreie Teilhabe abzusichern;
  3. inklusive Forschungssettings und Forschungsprozesse zu schaffen;
  4. spezielle Ausbildungsangebote zu kreieren;
  5. die Schwerpunktsetzung der Universitäten auf neue Disziplinen, wie z.B. Deaf Studies, zur Priorität zu machen.

Beim sehr produktiven, in äußerst angenehmem und konstruktivem Klima verlaufenen Workshop der Linguistiktagung an der Universität Salzburg waren ausnahmslos alle Vortragenden hörende ForscherInnen, der Großteil des Publikums jedoch interessierte gehörlose Laien.

Durch die Resolution kommt auch die große Hoffnung aller Anwesenden zum Ausdruck, dass sich dieses Missverhältnis in einigen Jahren verändern wird und gehörlose AkademikerInnen aktiv und gleich berechtigt die Forschungslandschaft und -themen mitgestalten werden.

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