Das Referat für Studierende mit Behinderungen und chronischer Erkrankung der Universität Bielefeld hat ein Video erstellt, in dem Frauen mit Behinderungen erzählen, wie sie in den Bereichen Sexualität und Familienplanung behindert werden.
Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen erleben tagtäglich verschiedene Formen von direkter und struktureller Diskriminierung. Die Diskriminierungen erfahren sie bei Themen, die für andere selbstverständlich und grundlegend sind, wie Familiengründung Partnerschaft und Sexualität.
Im Video „Sexualität, Familienplanung, Selbstbestimmung – Frauen erzählen vom behindert werden“, sprechen 3 Frauen mit Behinderung über die Hindernisse, mit denen sie bei Familiengründung, Partnerschaft und Sexualität konfrontiert sind.
Diskriminierung bei Familiengründung und Sexualität
- Kann ich mit meiner Partnerin /meinem Partner zusammenziehen oder verliere ich dadurch meine Assistenz?
- Bekomme ich genug Assistenz, um mein Kind zu pflegen?
- Muss mein Kind mich später mal pflegen?
Das sind Fragen, die sich Frauen mit Behinderungen stellen müssen, wenn sie überlegen, Eltern zu werden. Auch die junge Mutter im Video verunsicherten diese Fragen bei ihrer Entscheidung für das Kind.
Die Entscheidung, eine Familie zu gründen, ist für Frauen mit Behinderungen noch immer keine Selbstverständlichkeit. Frauenarztpraxen, Kindergärten und Schulen sind großteils nicht barrierefrei und es fällt den Menschen immer noch schwer, Frauen mit Behinderung als Müttern wahrzunehmen.
Doch die Diskriminierungen im Bereich der Sexualität beginnen meist schon viel früher, erklärt die Sexualberaterin Patrizia Kubanek.
Wenn die Behinderung, die ein prägender Teil des Körpers ist, als böse wahrgenommen wird, erklärt sie, sei es für die Jugendlichen sehr schwierig, ihren Körper gut zu finden. Auch würden Menschen mit Behinderungen immer als asexuell wahrgenommen. Manche Eltern von Kindern mit Behinderungen haben Schwierigkeiten mit der Sexualität ihrer Kinder und versuchen diese zu unterdrücken, so Kubanek.
Frauen mit Behinderungen häufiger betroffen
Menschen mit Behinderungen, vor allem Frauen, sind deutlich häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen als Menschen ohne Behinderungen. Das zeigt sowohl eine Studie der Uni Bielefeld als auch eine 2019 durchgeführte Studie aus Österreich.
Ein selbstbestimmtes Leben mit Persönlicher Assistenz minimiere das Risiko für sexuelle Gewalt, erklärt Patrizia Kubanek. Denn in Heimkontexten wäre man gewissen Mechanismen unterworfen, die sexuelle Gewalt begünstigen.
Das drückt sich zum Beispiel auch dahingehend aus, dass Pflegerinnen und Pfleger die Intimsphäre der Betroffenen nicht wahren. Das Heimpersonal müsste unbedingt dahingehend geschult werden, die Intimsphäre der Bewohnerinnen und Bewohner nicht zu verletzen.
Zu ähnlichen Schlussfolgerungen wie im Video kam man übrigens auch in der österreichischen Studie über die Gewalterfahrungen von Menschen mit Behinderungen. Mangelnde Selbstbestimmung und ein Leben in Abhängigkeit von Betreuerinnen und Betreuern sind auch laut der österreichischen Studie Risikofaktoren.
Elternschaft mit Behinderung ist möglich
Dass man als Frau mit Behinderung eine tolle Mutter sein kann, zeigt das Beispiel von Elisabeth Löffler. Sie ist Rollstuhlfahrerin und meistert ihren Alltag als berufstätige alleinerziehende Mutter. Sie wollte Mutter sein und hat ihr Recht auf Elternschaft durchgesetzt. In einem Beitrag der Sendereihe „Sendung ohne Barrieren“ aus dem Jahr 2014 gibt sie einen Einblick in ihren Alltag.
Auch ein Beitrag der BIZEPS-Sendereihe barrierefrei aufgerollt behandelt das Thema Elternschaft und Behinderung.