Keine „Vorzeige-Puppe“

Verena Bentele ist nun neue Behindertenbeauftragte der deutschen Bundesregierung - ein Kommentar.

Verena Bentele
Behindertenbeauftragte Deutschland

Ilja Seifert schrieb für die Berliner Behindertenzeitung (Ausgabe Februar 2014) folgenden Kommentar zur neuen deutschen Behindertenbeauftragten Verena Bentele, die Mitte Jänner 2014 Hubert Hüppe ablöste:

Nun ist es also Verena Bentele

Eine Spitzensportlerin. Sehr erfolgreich. Nach dem Ende ihrer aktiven Laufbahn trat sie u.a. als Show-Moderatorin in Erscheinung. Ebenfalls sehr erfolgreich.

Ich lernte sie auch persönlich kennen. Sie hört zu, ohne einem nach dem Munde zu reden. Sie gewinnt durch sympathisches Auftreten. Diese Eigenschaften paaren sich mit dem Selbstbewusstsein einer Siegerin.

All das wird die junge Frau als Behindertenbeauftragte brauchen, wenn sie vom Berliner Kleisthaus aus gestaltend in die Verbesserung der Teilhabebedingungen für Menschen mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen eingreifen will. Darunter nicht zuletzt für diejenigen schwerstmehrfachbehinderten Menschen (und ihre Angehörigen), die keinerlei“wirtschaftlich verwertbare Leistung“ erbringen können.

Verena Bentele kommt als Quereinsteigerin in den Berliner Politikbetrieb. Als Wintersportlerin ist sie eisige Gegenwinde gewöhnt. Wie sie der kalten Beamtenroutine und geheuchelter Geflissenheit des Regierungsapparats widersteht, muss sich erst noch erweisen.

Wir können ihr – in unserm wohlverstandenen Eigeninteresse – nur von Herzen wünschen, dass sie sich nicht zur „Vorzeige-Puppe“ verbiegen lässt.

Verena Bentele ist auch nicht fest in der Behindertenbewegung verwurzelt. Das ist – aus unserer Sicht – ein Manko, das durch ihr Blind-Sein nicht wettgemacht wird. Eine Behinderung allein ist schließlich keine hinreichende Qualifikation.

Aber sie ist ein guter Anknüpfungspunkt für uns, mit ihr auf gleicher Augenhöhe um Konzepte und Aktionen, um Beteiligung und Förderung, vor allem aber um ein bundesweites, einkommens- und vermögensUNabhängiges Nachteilsausgleichs- und Teilhabesicherungsgesetz zu kämpfen.

(Mit freundlicher Genehmigung des Berliner Behindertenverband e.V.)

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