Keine Zivildiener für Rotes Kreuz und andere soziale Projekte

Vereine zur Behindertenbetreuung müssen Betrieb einstellen

Nach einer Mitteilung des Innenministeriums an das Rote Kreuz können wegen staatlicher Einsparungen ab Juni keine Zivildiener an gemeinnützige Organisationen mehr zugewiesen werden.

Dieser Einschnitt trifft neben dem Roten Kreuz auch viele der kleineren Vereine zur Kranken- und Behindertenpflege. Sollte sich die Situation nicht ändern wird es auch bei dem Einberufungstermin im Oktober 2000 keine Änderung geben. Das geht aus der Mitteilung des Innenministeriums an das Rote Kreuz hervor.

„Sollte sich diese absurde Konstruktion bewahrheiten, dann werden wir nicht umhinkommen, die Leistungen des Roten Kreuzes in einigen Bereichen drastisch einzuschränken. Die Zivildiener sind eine unverzichtbare Stütze des Systems“, sagt Fredy Mayer, Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes. Vor allem der Rettungs- und Krankentransportdienst ist auf die Zivildiener angewiesen.

Innerhalb der verbliebenen Zeit könne die Zahl der Mitarbeiter, weder hauptberuflich noch ehrenamtlich, genügend erhöht werden, um den Ausfall auszugleichen. Letztes Jahr leisteten über 2.000 junge Männer ihren Zivildienst beim Roten Kreuz ab. Sie führen dabei einen Gutteil aller Krankentransporte des Roten Kreuz durch. 95 Prozent aller Krankentransporte in Österreich werden vom Roten Kreuz durchgeführt.

Noch schlimmer trifft es die vielen kleinen Vereine, die ihren Betrieb ohne Zivildiener zur Gänze einstellen müssten. Vor allem die mobilen Hilfsdienste sind schwer betroffen. So müssten nach Auskunft der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (ÖAR) der Verein Miteinander in Linz, der Zivilinvalidenverband in Salzburg oder der Verein Unfallhilfe in Innsbruck ihren Betrieb einstellen. Jedes dieser Projekte betreut über 300 Behinderte.

Die Auswirkungen die diese Einsparungen auf die Behinderten haben würden, sind dramatisch. „Der Fahrtendienst für Behinderte funktioniert in den Bundesländer generell über Zivildiener, ein selbst bestimmtes Leben zu führen wird so für Behinderte nicht möglich“, sagt Andreas Oechsner, Pressesprecher der ÖAR. Ähnlich dramatisch sei die Situation bei den mobilen Hilfsdiensten, die die Behinderten zu Hause betreuen, meint Oechsner.

„Im Moment hanteln wir uns von Hiobsbotschaft zu Hiobsbotschaft“, sagt Oechsner. „Unsere Mitgliedsvereine können im Moment keine sicheren Auskünfte aus dem Innenministerium bekommen.“ Laut Oechsner ist im Innenministerium von einer Prioritätenliste die Rede, nach der die Zivildiener des Junitermins zugeteilt würden.

Für die Vereine der Behinderten sei auch die Unsicherheit besonders bedrückend, führt Oechsner weiter aus. „Professionelle Hilfe können wir nicht bezahlen, jetzt nimmt man uns auch noch die billigen Zivildiener“, schließt Oechsner.

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