Der ÖVP-Abgeordnete Dr. Franz Josef Huainigg stellt Adventkerzen gegen die Inhalte der "Licht ins Dunkel"-Spots des ORF ins Fenster und lukriert ein wenig Aufmerksamkeit.

Dazu stellt die ÖAR mit der gebotenen Sachlichkeit fest:
- In der öffentlichen Diskussion sollte vor allem zwischen dem Verein „Licht ins Dunkel“ und den Sendungen des ORF unterschieden werden. „Licht ins Dunkel“ ist jedenfalls die Weiterführung zahlreicher, für behinderte Menschen wichtiger Projekte zu verdanken, die – wären sie ausschließlich auf Politik und Politiker angewiesen – ohne diese Förderungen längst nicht mehr existierten.
- Jüngste ORF-Beiträge zur Aktion (etwa jener Spot mit dem kleinen Jungen, der Vaters Rollstuhl verwendet) sind nicht nur originell, sondern auch im Sinne der Forderung Huainiggs politisch korrekt.
Eduard Riha, Generalsekretär der ÖAR, stellt im Gespräch fest: „Ich habe mir die Liste der Unterzeichner von Huainiggs Advent-Aktion angesehen und dort Namen gefunden, die mich irritieren. Personen, die als Funktionäre oder Mitarbeiter von Organisationen tätig sind, die selbst bereits Geld von „Licht ins Dunkel“ begehrt und auch erhalten haben. Ein Vergleich: Es würde jedermann/frau eigenartig vorkommen, wenn Zuhälter sich öffentlich und laut über Prostitution entrüsten wollten.“
In den „Licht ins Dunkel“-Spots werden in der Regel Menschen und Einrichtungen gezeigt, die von der Organisation unterstützt werden. Dass manche dieser Bilder beim Betrachter Emotionen wecken (auch triste) ist schwer zu verhindern und liegt vielleicht auch daran, dass die Politik versagt hat.
Die ÖAR hat an solchen aufgeregten Aktionen kein Interesse, bietet aber dem ORF und Herrn Ruminak sachliche Gespräche zur Weiterentwicklung von Inhalten und Bildern an.
Anonymous,
01.12.2007, 18:31
Folgenden Leserbrief am 26. November in der Presse von Christine Lapp entdeckt:
Kritik an der ORF-Aktion „Licht ins Dunkel“ regt sich alle Jahre wieder. Wie Nüsseknacken und Mandarinenschälen ist es fast schon Adventpflicht, diese erfolgreiche Aktion mit dem Bann der Diskriminierung zu belegen. Heuer wurde ein stärkeres Lüfterl entfacht als üblich. Sogar Kerzen wurden virtuell angezündet, um auch mit einem ordentlichen (Schein-)Heiligenschein „Nichts ins Dunkel“ zu bringen. Hat das vielleicht was mit geänderten Entscheidungsstrukturen im ORF zu tun, dass jetzt vonseiten der ÖVP Web-Kerzerlmeere angezündet werden und ein Kollege über Integration, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung wettert, was er in früheren Jahren sanft und erfolgreich machte? In zahlreichen Diskussionen und Gesprächen hat doch der engagierte VP-Kollege Huainigg dafür gesorgt, dass sich die Aktion „Licht ins Dunkel“ gewandelt hat. Diese Aktion hat in ihrem 35-jährigen Bestehen zahlreiche Wandlungen erlebt. Die Wandlungen in den letzten Jahren zeigen deutlich, dass gerade behinderte Menschen nicht mehr als Fürsorgeobjekte, sondern als selbstbewusste Persönlichkeiten gesehen werden.
9,3 Mio. Euro wurden letztes Jahr für mehr als 400 Projekte gespendet. In einem Gremium, wo auch Diakonie, Caritas, Lebenshilfe, Kinderdörfer, Kinderfreunde, Rettet das Kind dabei sind, wird die Verteilung der Gelder entschieden. Die Besetzung des Gremiums liegt bei diesen Organisationen. Diese Organisationen sind starke Interessensvertreter für behinderte Menschen. Bei ihnen arbeiten und leben behinderte Menschen. Ein Drittel der Gelder kommt auch der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation zugute. Diese Arbeitsgemeinschaft ist der offizielle Dachverband von 76 Organisationen, in denen behinderte Menschen für mehr Rechte, mehr Einfluss, mehr Selbstbestimmung kämpfen. Diese haben ebenfalls stark am Wandel der Aktion Licht ins Dunkel gearbeitet und hatten dabei großen Erfolg. In den vergangenen Jahren wurden auch mehrere Projekte des heuer so kritischen VP-Abgeordneten gefördert.
Über Werbespots ließe es sich trefflich streiten. Die Spots der letzten Jahre zeigen behinderte Menschen im Vollbesitz ihrer Kräfte, mit Mut, Kraft, Geschick und Selbstbewusstsein. Vorbei die Zeiten, als behinderten Menschen sanft übers Haupt gestrichen wurde. Damit ist Schluss, und eine neue Ära hat begonnen. Behinderte Menschen machen Radio und sind im Fernsehen dabei, hier ist noch viel möglich, und das muss eingefordert werden. Dafür lohnt es sich, zu kämpfen und Licht ins Dunkel zu bringen. Abg. Mag. Christine Lapp SPÖ-Sprecherin für behinderte Menschen
walter hladschik,
01.12.2007, 12:18
Ganz richtig. Was ist dem Freund Huainigg denn da eingefallen? Ausgerechnet Menschen mit Behinderung beklagen sich über eine erfolgreiche Spendenaktion zugunsten von Menschen mit Behinderung. Zugegeben: medienwirksame Spendensammlungen wie LID, Nachbar in Not usw. sind vielleicht zu erfolgreich und schmälern das direkte Spendenaufkommen der Behindertenorganisationen. Das spüren auch wir vom ÖZIV-Vorarlberg. Wir werden uns daher vermehrt an LID wenden müssen und haben das auch schon getan. Ohne Mittel aus LID und ohne Landesgeld wäre es uns nicht möglich gewesen, das erfolgreiche Projekt „Mobile-Point“ zu verwirklichen. Wir vom Zivil-Invalidenverband Vorarlberg sind jedenfalls stolz darauf, daß es LID gibt. Die Darstellung und Präsentation von Behinderung in den Fernsehspots ist im Verglich zu Vorjahren besser geworden. Hier kann man vielleicht noch reden. Lieber Josef Huainigg. Die Integration ist keine Einbahnstrasse. Du kannst nicht immer nur verlangen, Du mußt selbst etwas tun. Den Menschen mit Behinderung Mut zu machen, Selbstvertrauen zu stärken, Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten, dazu sollen nach unserer Meinung die Spendengelder aus Licht ins Dunkel helfen. Es läßt sich sicher vieles verbessern und auf eine breitere Basis stellen. Noch einmal einen Überbau zu schaffen. unter den Menschen mit Behinderung einen Verteilungskampf auszurufen. Liebe Josef Huainigg, laß das sein.
Wir vom Österr. Zivil-Invalidenverband Vorarlberg sind froh, daß es diese Aktion zugunsten von Menschen mit Behinderung gibt. Dabei vergessen wir nicht auf einen alten Grundsatz: „Behindertengeld gehört in Behindertenhand. – Nur damit können Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes Leben führen. Selbsthilfeverbände wie wir vom ÖZIV-Vorarlberg werden die unterstützen so gut es uns geht. – Walter Hladschik, Landesobmann ÖZIV-Vorarlberg
DA IST JEMAND – DEM GEHT’S WIE DIR – HELFEN WIR ZUSAMMEN – GEMEINSAM SIND WIR STARK
Brigitte Haberstroh,
23.11.2007, 13:18
Herrn Rihas Vergleich mit Zuhältern finde ich mehr als merkwürdig. Wenn eine Organisation einmal Spenden erhalten hat, sollen gleichzeitig alle Funktionäre und Mitarbeiter mundtot gemacht werden?
Über Jahre schon zeigt Herr Huainigg auch durch den Vergleich der deutschen Aktion Mensch auf, wie es besser geht, und statt einmal auch nur ein bisschen auf die Argumente einzugehen, wird gleich das Recht auf freie Meinungsäußerung in Form einer Unterschrift bei „Nicht ins Dunkel“ in Frage gestellt?
Da sieht man wieder, wie dringend wir diese Aktion gebraucht haben.
Gerhard Lichtenauer,
23.11.2007, 09:43
Beide o.g. Punkte sind zutreffend, diesen einen Spot (Papa & Sohn) finde ich persönlich auch originell, realistisch und geeignet, Klischees über behinderte Menschen zurechtzurücken. Der Spendenhinweis in der Schluss- Aussage dieses Spots passt nur irgendwie gar nicht dazu, könnte einfach wegbleiben. Der Ruf nach einer grundlegenden LiD-Reform darf nicht auf die TV-Spots reduziert werden und das Kind auch nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden. „Licht ins Dunkel“ könnte viel mehr bewirken, als den Status Quo zu fördern. Die Aussage der ÖAR über das Versagen der Politik ist korrekt, ja gelinde gesagt schlicht eine Untertreibung.
Meiner Meinung unterliegt Herr Riha aber mit der Übertitelung und Untertitel, sowie den befremdlichen Aussagen über Reform- unterstützende SpendenbezieherInnen einer Fehleinschätzung, welche für die mangelnde Kritikfähigkeit der an LiD beteiligten Organisationen symptomatisch ist. Je später dies erkannt wird, desto schmerzlicher wird es.