Kira Grünberg – Bewunderte Ikone. Neues Role Model.

Politisch ein „Absolute Beginner“. Ein Kommentar.

Kira Grünberg
ÖVP

Die seit ihrem Unfall 2015 querschnittgelähmte Stabhochspringerin, Kira Grünberg, kandidiert auf Platz 10 für die Bundes-Liste Sebastian Kurz; in Tirol ist sie sogar Listenerste und Spitzenkandidatin.

Während sie vom neuen ÖVP-Parteichef im Rahmen einer Pressekonferenz relativ kurz vorgestellt wurde, räumte ihr OE24.TV in einem großen Interview (das über 38 Minuten dauerte) viel Zeit ein.

Ein Interview, das so gar nicht zu den üblichen Formaten von Politiker-Gesprächen bzw. Diskussionen vor einer möglicherweise richtungsändernden Nationalratswahl passt. Vielmehr ein Society-Talk. Ein Gespräch zwischen zwei Freundinnen.

Es ist schon äußerst „bemerkenswert“, dass es Kira Grünberg geschafft hat, alle heißen Themen der Behindertenpolitik erst gar nicht zu nennen. Wörter wie „UN-Behindertenrechtskonvention“, „Inklusion“, „Persönliche Assistenz“, „Chancengleichheit“ oder „De-Institutionalisierung“ kamen kein einziges Mal über ihre Lippen.  Probleme wie z.B. die hohe Arbeitslosigkeit von behinderten Menschen oder die mangelnde schulische Inklusion blieben unausgesprochen.

An konkreten politischen Forderungen nannte sie lediglich die „Vereinfachung in der Bürokratie“ (Anträge, Formulare, Informationsplattform) sowie die „Barrierefreiheit“, bei der sie jedoch sofort relativierend anmerkte, dass es im Alltag natürlich auch „Kompromisse“ geben muss („fünf Männer, die einen die Treppe hochtragen“).

Ihre sonstigen Aussagen beinhalteten Allgemeinplätze. Behinderte Menschen werden unterschätzt. Behinderte Menschen sollen es leichter haben. Behinderte Menschen sollen so gesehen werden, wie andere auch. Fit/gesund soll man bleiben bzw. wieder werden, leistungsfähig trotz Behinderung.

Völlig deplatziert waren im Übrigen auch die Gesprächsführung und die ausführlichen persönlichen Kommentare der Moderatorin Sabrina Blagojevic, die hier einen nicht unerheblichen Anteil der Gesellschaft widerspiegelte. Mehrmals sprach sie ihre Bewunderung für Kira Grünberg aus. Überschüttete sie mit Komplimenten und Lob. So wurde Kira Grünberg wie so manche Auserkorene zur „Ikone“ und „Säulenheiligen“ stilisiert, zu der man aufblicken soll. Sie habe ihr Schicksal so toll gemeistert. Ihre Geschichte soll Vorbild und Maßstab sein.

Kira Grünberg will ein „Sprachrohr“ für behinderte Menschen sein. Will das auch die Mehrheit der behinderten Menschen? Hat Frau Grünberg eigentlich mit behinderten Menschen in Beschäftigungstherapie-Werkstätten oder in Heimen – auf Augenhöhe – gesprochen? Hat Frau Grünberg die Berichte der Volksanwaltschaft über die Missstände in Totalen Institutionen gelesen? Inwieweit hat sich Kira Grünberg in der Behindertencommunity vernetzt?

Kira Grünberg ist 24 Jahre alt. Sie ist seit 2 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen. Durch einen Unfall wurde eine junge Frau und erfolgreiche Sportlerin vor neue Herausforderungen gestellt. Reicht das aus, um in die Politik zu gehen? Ist sich Kira Grünberg im Klaren, welche Verantwortung sie hat, wenn sie Behindertensprecherin der – glaubt man Umfragen – vielleicht stärksten Partei im Österreichischen Parlament sein wird?

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26 Kommentare

  • christa, du hast recht.

    kira hat pflegestufe 5


    schaut mal die wahren fotos mit k und k an, distanz pur

  • Die Arme Frau darf ja gar nicht sprechen
    http://derstandard.at/2000065401440/Kira-Gruenberg-Der-neue-tuerkise-Stil-in-der-Behindertenpolitik
    was soll dabei für uns herausschauen?

  • Es ist davon auszugehen, dass Frau Grünberg als Behindertensprecherin in die Erstellung des ÖVP „Kurz“programmes eingebunden war. Ich lese in den Programmen der ÖVP zum Thema Menschen mit Behinderungen:
    „Zu einem selbstbestimmten Leben gehört die individuelle Unterstützung. Wir müssen das Taschengeld in den geschützten Werkstätten erhöhen, um ein Leben mit mehr Autonomie zu ermöglichen“. (Teil 1 S. 114f.)
    Ich finde aber keine Aussagen zur UN-Behindertenrechtskonvention, zur Inklusiven Schule, zum Pflegeregress, etc. und wundere/ärgere mich über Aussagen wie die der Taschengelderhöhung. Ist die sozialpolitische Diskussion über einen Mindeststundenlohn für ALLE arbeitenden Menschen noch nicht bis zur KURZ-ÖVP vorgedrungen?
    Gefunden habe ich allerdings folgende Infos über Frau Grünberg:
    1.) Die Seite http://www.donationkira.com/ (eine Spendenaufrufseite um die bestmögliche Rehabilitation zu ermöglichen) ist nun nicht mehr erreichbar, weil geblockt. Man kann daher auch nicht feststellen wieviel gespendet wurde.
    2.) Zähle ich nur die in einigen Berichten angeführten Spenden, die zusätzlich übergeben wurden zusammen, so komme ich auf 32.000€
    ( Quellen dazu: http://www.tiroler-versicherung.at/Presse/Presseberichte/We-support-Kira, http://www.askoe.at/de/boxnewsshow0-spendenaufruf-fuer-kira-gruenberghttp://sportreport.biz/2016/01/14/sportminister-klug-uebergibt-8-500-euro-spende-an-kira-gruenberg/ http://oefb.at/eur-24000-fuer-kira-gruenberg-und-news25241)

    Ich will nicht missverstanden werden, deshalb ganz klar: Ich gönne Frau Grünberg die Spenden (auch in diesen Höhen) freue mich auch über so viel Engagement der Zivilbevölkerung, damit ihr geholfen werden kann.
    Ich frage mich nur, was ist mit jenen, die nicht hochspringen können/konnten und Rehabilitation und Umbauten etc. benötigen?

  • Ich finde es bewundernswert wie Kira grünberg mit ihrem Schicksal umgeht. Trotzdem kann ich nicht umhin mich auf den Arm genommen zu fühlen. Mein lebensgefährte100 Prozent behindert und ich 85 Prozent behindert leben selbstbstimmt in einer barrierefreien Wohnung umgeben von sehr sehr hilfsbereiten Nachbarn, in jeder Beziehung hilfsbereit. Deshalb geht es. Diese Nachbarn hat aber nicht jeder. Was machen Menschen die keine solche Nachbarschaft haben? Nochdazu lassen uns unsere Nachbarn nie spüren, dass wir eigentlich dankbar sein müssen. Das istbauch sehr angenehm . Aber nur weil ich nur gute Erfahrungen mache, heißt das nicht, dass wir nicht alles daransetzen müssen, dass unsere Rechte gestärkt werden.

  • Bekannt zu sein ist mit Sicherheit zu wenig, um in der Behindertenpolitik etwas bewegen zu können. Wenn Frau Grünberg ein Sprachrohr für Menschen mit Behinderung sein will, wird sie sich wohl noch lange in die wichtigen behindertenpolitischen Themen einarbeiten müssen. Nach der Wahl kann sie ja beweisen, ob sie nicht nur eine Ex-Spitzensportlerin ist, sondern auch eine Spitzenpolitikerin werden kann, die erfolgreich die Interessen von Menschen mit Behinderung im Parlament vertritt.

  • Die Frau Grünberg weiß doch gar nicht wie es einen Behinderten wirklich geht. Wie es ist wenn man nicht mehr weiß wie man die Pflege finanzieren soll, was soll nicht bezahlt werden. Ich lade sie ein bei uns im Gemeindebau vorbei zu schauen, da wohnen viele behinderte Menschen. Pflegegeld der Stufe 3 weil sie noch Kartoffel schälen kann. Wenn sie das gesehen hat und vor allem begriffen hat, dann ist sie in der Lage sich Behinderten Vertreterin zu nennen.

  • Lug und Trug
    Heiße Luft, ein Bluff
    Glanz, Glänzer, Kurz
    ein Winder, ein Blender
    haben Lügen kurze Beine
    für 5 Jahre solls reichen
    mehr Wind ist nicht

  • Wir sind wieder im Zeitalter der Held_innen-Verehrung. Inhalt ist neben Glanz leider wieder belanglos.

  • ..finde hier wird eine junge, etwas naive Frau instrumentalisiert, eigentlich schrecklich. Völlig daneben die Moderatorin, Sabrina Blagojevic! Nicht nur Kira Grünberg wird peinlich umschleimt, auch ihre Lobpreisungen von Sebastian Kurz erinnern eher an das Nordkoreanische Regierungs-Fernsehen oder eine dieser peinlichen Verkaufssendungen.
    Man kann nur hoffen, dass die Fellners nach der Wahl keinen „friendly takeover“ beim ORF vorhaben. ;-)

  • sehr guter Artikel aber könnt Ihr einen Politiker vorstellen der außer heißer Luft etwas bewegendes produziert im Behindertenbereich Inklusion etc.

  • Guter Artikel!! Schade, dass sich Fr. Grünberg keine Zeit nimmt für ein Gespräch!!!!

  • …was die Barrierefreiheit angeht, nimmt es das Team Kurz generell nicht so ernst. So ist das Welser Freiwilligenbüro mit einigen Stufen vor dem Eingang gepflastert. Und leider nicht nur dort! Aber, das ist eine andere Geschichte.
    Wie gesagt, wir WählerInnen haben es am 15.10. in der Hand, wem wir unser Vertrauen schenken.

  • Schade, sie stellt ihre relative Bekanntheit in den Dienst eines populistischen Blenders und ist scheinbar nicht kompetent, für die alltäglichen Anliegen „gewöhnlicher“ Behinderter zu lobbyieren. Danke für den Artikel.

  • guter Kommentar!

  • super Einschätzung und gut geschrieben.

  • Leider setzt die ÖVP nicht auf Qualifikation und Erfahrung. Offenbar geht es der ÖVP nur um einen PR-vorteil. Wobei ich Kira grünberg keinen Vorwurf mache. die Chance für einen so gut bezahlten Job, hätte wohl fast jeder angenommen.
    Wenn Kira Grünberg das mit dem Hochtragen des Rollstuhles gesagt hat, dann wäre das ein Skandal und Schlag ins Gesicht aller Menschen mit Behinderung, die seit Jahrzehnten für ihre Rechte kämpfen. Beim Thema Barrierefreiheit werden bereits viel zu viele Kompromisse gemacht. Wir brauchen dringend starke PolitikerInnen die für unsere Rechte Kämpfen und dem ewigen Kompromissen Einhalt gebieten!

  • Liebe Marianne,
    ich danke Dir und gratuliere Dir zu diesem Artikel.
    Es ist schade, wenn sich Menschen dermaßen blenden und vereinnahmen lassen und dann (ohne Erfahrung, Kompetenz und politischem Wissen) Phrasen dreschen.
    Aber das ist der neue Stil vom jungen dynamischen Spitzenkandidaten.
    Einfach nur heiße Luft.

  • liebe leute von bizeps!
    vielen dank für den artikel und/aber: bitte ladet frau grünberg ein, dann gibt es antworten anstatt fragen ohne antworten. ist doch sonst auch euer motto, nicht über jemanden zu schreiben, ohne ihn dazu befragt zu haben. und im übrigen: bis sehr gespannt auf die antworten.
    beste grüße und alles gute

    • Die Einladung erfolgte natürlich schon lange. Sie hat keine Zeit für einen Termin im Zeitraum von 2 Monaten gehabt.

  • Zur Info ein Zitat von Kira Grünberg, 12.9.2017 TT Seite 12:
    Kira Grünberg ÖVP-Spitzenkandidatin – „Ich bin für die Abschaffung der Sonderschulen. Alleine der Name ist eine Abwertung“.

    Auch wenn ich kein ÖVP-Wähler bin, aber sofort mit der Keule winken ist aus meiner Sicht strategisch wenig strategisch. Kommunikation wäre, so finde ich, vorerst geschickter. Liebe Grüße

  • Wirklich erstaunlich (und mutig gegen den unermesslich verkorksten Zeitgeist!) wie Du Dich hier äußerst – und dabei so klar und einfach erklärt …! Vielleicht auch an andere Medien schicken!??? Lg m

  • Ich hätte gerne Mal eine gute Politikerin in der Behindertenpolitik – mit Behinderung.
    Ist Behinderung denn die einzige Qualifikation dies braucht? aber sie passt ins Team Kurz – jung, dynamisch, europareif….hübsches Paar.

  • Sie ist nicht die Einzige im Kurz-Team, die von „ihrem Fach“ keine Ahnung hat. Hauptsache prominent oder zumindest „halb-prominent“!

  • Guter Artikel !

  • Danke für diesen Artikel. Er ist mir aus der Seele gesprochen!