Eranos-Kursteilnehmerin Schwief hat nach langen Überlegungen den Versuch gestartet, sich direkt beim Universum für einen Job zu bewerben, der sie glücklich macht und gleichzeitig materiell absichert.

Folgenden Brief hat sie im Dezember 2024 abgeschickt:
„Sehr geehrtes Universum, nach langem Suchen habe ich beschlossen, mich bei Ihnen direkt um eine Stelle zu bewerben. Immerhin müssten Sie zu allen die besten Kontakte haben.
In der Schule hatte ich immer gute Noten und obwohl es nicht immer leicht war, finden mich die meisten Menschen, mit denen ich interagiere, sehr sympathisch. Nicht immer leicht ist es vor allem mit den eigenen Bedürfnissen, wenn der People Pleaser immer den Anderen den Vorzug gibt. Den Perfektionismus habe ich zum Glück bereits abgelegt, aber der Ehrgeiz oder der Hyperfokus packen mich doch manchmal.
Mir wurde gesagt, dass es bei mir in der Familie liegt, dass ich gut erklären kann. Das habe ich zum Beispiel an meiner Mutter trainiert, indem ich ihr generationsgerecht und geduldig den Umgang mit den aktuellen Technologien erklärt habe.
Ordnen ist eine Leidenschaft von mir, solange es nicht um mein eigenes Chaos geht. Schrauben und Dübel nach Größe sortieren, meterlange Efeututenranken entwirren, 95 Kopien zu je drei Blättern mit Büroklammern versehen – immer her damit!
Mit einem neurodivergenten Hirn ist diese westlich-heteronormativ-patriarchisch-kapitalistisch geprägte Welt nicht immer der beste Platz, aber ich tue, was ich kann, um meinen Frieden und meine Freiheiten in meinem eigenen Rahmen zu finden. Manchmal warten die Depression und die Angststörung hinter der nächsten Ecke und manchmal ist unter der Decke verstecken und gar nicht erst aufstehen die verlockendste Lösung. Nur leider immer noch nicht salonfähig. Grindset ist da wirklich nicht mein Mindset.
Eigentlich will ich ja nur einen Job, mit dem ich mir mein Leben und meine völlig überteuerte Wohnung finanzieren kann, ohne meine Werte auf dem Schlachtblock des Kompromisses opfern zu müssen. Ich habe in meinem Leben schon viel zu viele Arbeitstage damit gestartet, mit einem tränennassen Gesicht durch die Haustür zu treten. Das will ich nicht mehr. Das kann ich nicht mehr. Das halte ich nicht mehr aus.
Das Leben ist immer wieder frustrierender und umständlicher, als es sein müsste. Manchmal denke ich, wir haben zu große Gehirne für unser eigenes Wohl. Manchmal denke ich, wir verwenden zu wenig von unserer Empathie zum Handeln. Manchmal möchte ich einfach nur den Kopf in den Sand stecken.
Aber ich will nicht akzeptieren, dass das alles ist, was mir übrigbleibt. Dass das meine beste Option sein kann. Irgendwo muss ein Sinn in Ihnen zu finden sein. Ein universeller Sinn, wenn Sie mir den Wortwitz erlauben.
So will ich mich der Herausforderung stellen und Sie in einem persönlichen Gespräch von mir überzeugen. Und mich davon überzeugen, dass ich diesen ganzen Aufwand wert bin“.
Mit freundlichen Grüßen, Schwief