Behindertenverbände befürchten Qualitätsverschlechertung bei Betreuung
Die Wiener Behindertenverbände befürchten im Zuge der von der FPÖVP-Bundesregierung vorgenommenen drastischen Kürzung der Zahl der Zivildiener auch im Behindertenbereich eine spürbare Qualitätsverschlechterung bei der Betreuung hilfebedürftiger Menschen.
Dies ist eines der Ergebnisse des heute, Montag (26.) von Vertretern jener Verbände, die bislang Zivildiener zugeteilt erhielten, mit Mitglieder der Behindertenkommission des Wiener Gemeinderates geführten ausgiebigen Gesprächs. Wie die Vorsitzende der Kommission, Dritte Landtagspräsidentin, Prof. Erika Stubenvoll, in einer Aussendung des Pressedienstes der SPÖ Wien betonte, bestünde bei den Organisationen derzeit eine extreme Unsicherheit und Unzufriedenheit über diese Vorgangsweise. Kritik sei aber auch, so Stubenvoll, an der eigentlichen „Nicht-Regelung“ des Problems durch Innenminister Strasser laut geworden.
Sämtliche Verbände hätten ab 1. Juni weniger Zivildiener zugeteilt bekommen, wie die Situation ab Oktober aussehen werde, wüssten die Verbände jedenfalls bis heute nicht, setzte Stubenvoll fort. Die Kürzungen treffen gerade die Behindertenorganisationen besonders hart, weil diese vor Ort hilfebedürftige Menschen direkt unterstützen. Nicht zuletzt sei die Tätigkeit für Behinderte gerade für junge Menschen für deren Reifeprozess nicht unwesentlich, gab die Mandatarin die Meinung der Vertreter der Behindertenverbände wider.
Stubenvoll: „Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung ist für die Vereine eine große Belastung, ob sie nämlich in Zukunft den gewohnten Standard aufrechterhalten können. Auch kommen noch finanzielle Probleme hinzu, weil die Vereine praktisch den meisten Zivildienern noch Zuschüsse zum dramatisch gekürzten Essensgeld geben müssen“. Sie wies zudem darauf hin, dass gerade im Freizeitbereich durch den Einsatz und das Engagement der Zivildiener eine wesentliche Qualitätsverbesserung für die Behinderten erreicht habe werden können.
Die Behindertenverbände forderten jedenfalls für die Zukunft, dass es klare Kriterien für die Zuweisung von Zivildienern geben sollte, die für alle transparent sein müssten und sich z.B. nach dem Pflegegeldstufensystem richten könnten, führte Stubenvoll weiter aus. Bezüglich des Wegfalls des Grundlehrgangs habe es insoferne unterschiedliche Meinungen seitens der Verbändevertreter gegeben, als man einserseits ausführte, dass man durch zusätzliche Einschulungszeiten mehr Arbeit habe, die zu Lasten der Tätigkeit mit den Behinderten gehen könnte, aber man auch andererseits die Chance habe, gleich von Beginn des Zivildiensteinsatzes ein höhere Qualitätsebene zu erreichen, informierte Stubenvoll weiter.
Eine klare Absage hätten die Verbändevertreter dem Vorschlag des Innenministers erteilt, sich Leistungen von Zivildienern um den Betrag von 10.500 Schilling im Monat gewissermaßen „zukaufen“ zu können, sagte Stubenvoll. Eine solche Vorgangsweise könnten sich vor allem die kleineren Behindertenorganisationen finanziell nicht leisten. Verärgerung habe auch darüber geherrscht, dass seitens des Innenministers auf zahlreiche briefliche Anfragen seitens der Behindertenorganisationen nicht einmal reagiert worden wäre.
Abschließend informierte die Vorsitzende noch darüber, dass die Behindertenkommission des Wiener Gemeinderates an Innenminister Strasser eine Resolution richten werde, in der u.a. ersucht werde, bei den Behindertenorganisationen keine Zivildiener einzusparen. Stubenvoll: „Das ist zwar ursprünglich versprochen, aber leider nicht eingehalten worden“.