Kulturstadt Wien für alle!

5. Mai 1994, 16.20 Uhr: 10 Minuten vor dem Start des Marsches (anläßlich des europäischen Protesttages zur Gleichstellung behinderter Menschen) ist unsere Stimmung ziemlich am Boden.

Demonstration Kulturstadt Wien für alle
BIZEPS

bizeps (Zentrum für Selbstbestimmtes Leben) rief zu dieser Veranstaltung auf, doch nun regnet es stark. Gerade hat sich das TV-Kamerateam verabschiedet und auch die Pressekonferenz wurde erfolgreich beendet.

Nun – am Nachmittag – war der Protestmarsch angesagt.

Täglich Alles meldete schon Tage vor dem Ereignis auf einer Doppelseite: „Behinderte gehen für ihre Rechte auf die Straße.“

Nun war es soweit. Doch der große Unsicherheitsfaktor war das Wetter. Wir hatten eine schöne Wochen hinter uns. Werden wir – wegen dem Regen vielleicht – alleine protestieren?

Zuviel Arbeit der Vorbereitung lag schon hinter uns. Viele Aussendungen wurden versandt. (Z. B. durch die ÖAR und die Österreichische Hochschülerschaft)

Die Arbeitsgemeinschaft von behinderten und nichtbehinderten SchülerInnen (3, Ungargasse 69) erstellte die Transparente. Weiter war ein Rahmenprogrammes uvm. geplant.

Sollen wir überhaupt nachsehen, ob sich einige verirrt haben? Was solls, dachten wir uns, da müssen wir durch.

Doch weit gefehlt!!

Knapp 100 Personen waren trotz des Wetters anwesend und gingen ein Stück des Weges. (RollstuhlfahrInnen, blinde- und hörbehinderte Menschen und viele FreundInnen, die sich mit uns solidarisierten – gleich hier sei gesagt: DANKE.)

Wir starteten am Karlsplatz. Jedes Kino oder Museum wurde von Bernhard mit einem Pickerl („Ich muß draußen bleiben“) gekennzeichnet.

Diese Pickerl wurden – aus Scham, denke ich – sehr schnell entfernt. Stadträtin Hampel-Fuchs (ÖVP), Landtagsabgeordnete Schwarz-Klement (FPÖ) und Landtagsabgeordneter Margulies (Grüne) gingen aus Solidarität mit uns mit.

Berni, Dorli und Manfred sprachen abwechselnd und teilen per Megaphon unsere Forderungen mit.

Zwei Stunden dauerte der Protestmarsch. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung mit einer Lesung von Erwin Riess und Franz Huainigg. Ein Straßentheater der SchülerInnen beendete das Kulturprogramm.

Und die Bilanz?

Ein eindrucksvoller Protestmarsch, ein Fernsehbeitrag, einige Beiträge in verschiedenen Radiosendungen, 15 Beiträge in diversen Tages- und Wochenzeitungen sowie die Zusage der Kulturstadträtin Pasterk für die behindertengerechte Adaptierung von Veranstaltungsstätten 5 Millionen Schilling bereitzustellen.

Dies ist für uns alle erst der Anfang.

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