Martin Langeder

Langeder: „Eine Gesellschaft ohne Diskriminierung ist möglich“

Martin Langeder gewann die österreichische Wahl zum EU-JournalistInnenpreis 2005. Im Interview mit BIZEPS-INFO spricht er über seine Motivation, ein Portrait einer behinderten Frau einzureichen.

Der JournalistInnenpreis 2005 „Für Vielfalt. Gegen Diskriminierung.““ der Europäischen Kommission kürt wieder die besten Texte zum Thema Nicht-Diskriminierung. Zuerst wird pro Mitgliedsland ein Gewinnertext prämiert, im März 2006 der Gesamtsieger innerhalb der Europäischen Union.

In Österreich konnte sich der 23- jährige Journalist Martin Langeder mit seiner Reportage „Constanze on air“ durchsetzen, wie vor wenigen Tagen bekannt wurde. BIZEPS-INFO führte mit ihm folgendes Interview.

BIZEPS-INFO: Warum haben Sie sich für dieses Portrait einer behinderten Frau entschieden, obwohl die Behinderung nicht im Vordergrund steht?

Martin Langeder: Constanzes Weg ins Radiostudio ist eine spannende Geschichte voller Hürden und glücklicher Zufälle. Mit dem Text „Constanze on air“ wollte ich eines der raren Beispiele geglückter Integration in österreichischen Medienunternehmen aufzeigen – und zwar ohne die Betroffenheits-Keule zu schwingen.

BIZEPS-INFO: Was meinen Sie damit konkret?

Martin Langeder: Ihren Hörern ist es egal, ob Constanze Hill blind ist oder nicht. Für sie zählt eines: Constanze Hill kann gut zuhören.

BIZEPS-INFO: Was gefällt Ihnen an der aktuellen Berichterstattung über behinderte Menschen und was nicht?

Martin Langeder: Sie ist meines Erachtens weder qualitativ noch quantitativ ausreichend. Leider. Wer, wenn nicht Journalisten haben die Chance und die Verpflichtung mit Geschichten abseits des Klischees vom „armen Behinderten“ aufzuzeigen, dass eine Gesellschaft ohne Diskriminierung möglich ist.

BIZEPS-INFO: Wie könnte man dies Ihrer Meinung nach forcieren?

Martin Langeder: Die Durchführung von integrativen Journalismus-Lehrgängen ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber solange Medienbetriebe nicht bereit sind, Menschen mit Behinderungen zu beschäftigen, wird sich an der Berichterstattungspraxis nichts ändern.

BIZEPS-INFO: Welche Motivation hatten Sie beim Einreichen Ihres Beitrages?

Martin Langeder: Ich habe die Ausschreibung gesehen und mir gedacht: „Dafür ist ja mein Text über Constanze Hill bestens geeignet.“ Ich habe die Reportage per Mail eingeschickt und war sehr überrascht, dass ich Monate danach tatsächlich den Zuschlag bekommen habe.

BIZEPS-INFO: Was haben Sie bisher journalistisch gemacht?

Martin Langeder: In den Journalismus startete ich 2001 bei der „Kremstaler Rundschau“ in Oberösterreich. Weitere Stationen neben meinem Publizistikstudium waren „Life Radio“, „Kurier“, „News“ und zuletzt „profil“. Während meines Erasmus-Semesters am Institut für Journalistik in Hamburg arbeitete ich für das „Deutschlandradio Berlin“. Seit Jänner 2005 bin ich Mitarbeiter beim Qualitätsmonatsmagazin „DATUM Seiten der Zeit„. Zurzeit leiste ich meinen Zivildienst im Generalsekretariat des Österreichischen Roten Kreuzes in der Abteilung Marketing und Kommunikation.

BIZEPS-INFO: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Zukunft.

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