Laska: Neue Wege in der Behindertenpolitik

Im letzten Jahrzehnt hat sich Wien besonders für die Entwicklung der Leistungen und Angebote für behinderte MitbürgerInnen eingesetzt.

Grete Laska
Hawlicek, Kurt

So wurden etwa im Rahmen der Wohnbetreuung mehr als 1000 betreute Wohnplätze neu geschaffen. Heimstrukturen und Unterbringungen in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern wurden durch ein modernes Netz von Wohngemeinschaften und mobilen Betreuungsangeboten ersetzt. Derzeit werden in Wien 1.250 Wohnplätze mit rund um die Uhr Betreuung in Wohngemeinschaften sowie 550 Wohnplätze mit mobiler Betreuung (auch in eigener Wohnung) angeboten.

Aber nicht nur das Angebot wurde vervierfacht, sondern mit dem Modell des Wiener Wohnverbundsystems auch eine gemeinwesenintegrierte Struktur geschaffen, die auch über unsere Grenzen hinaus Anerkennung gefunden hat. Vizebürgermeisterin Grete Laska berichtete darüber Dienstag im Pressegespräch des Bürgermeisters.

Ausbau der Beschäftigungsmöglichkeiten
Begleitend zu diesem ambitionierten Ausbau der Wohnmöglichkeiten, wurde eine Vielzahl von Beschäftigungsmöglichkeiten in Behindertenwerkstätten geschaffen, sodass heute etwa 3.000 Plätze in Beschäftigungstherapien und Behindertenwerkstätten zur Verfügung stehen.

Gleichzeitig wurden die Frühförderung, der Fahrtendienst, die Aufnahme behinderter MitarbeiterInnen bei der Stadt Wien und die Unterstützung von Arbeitsintegrationshilfen ausgebaut. Allein in diesen Bereichen der Behindertenhilfe stellt die Stadt aktuell mehr als 1,5 Milliarden Schilling jährlich aus den Budgetmitteln zur Verfügung. Hinzu kommen Maßnahmen der Neugestaltung der Bauordnung, Maßnahmen im öffentlichen Raum (Randsteigkanten) bis hin zu den Verkehrsbetrieben (Lifte in allen U-Bahnstationen).

Förderung der Selbstbestimmung und vertretung
Trotz der zahlreichen Verbesserungsmaßnahmen ist es, in einem sich sehr rasant entwickelten Feld der Leistungen für behinderte Menschen, wichtig, nach vorne zu blicken. Insbesondere die Förderung der Selbstvertretung und Selbsthilfe, auch für Menschen mit geistiger Behinderung, zählt zu den Schwerpunktbereichen in der Behindertenarbeit.

Integration in die Gesellschaft ist eben mehr, als gemeinwesenintegriert zu wohnen. „Wir müssen alles tun, damit behinderte Menschen auch selbst ihre Stimme in eigener Sache erheben, gehört und ihre Bedürfnisse und Wünsche auch ernst genommen werden. Dies gilt vor allem für Menschen die sich ohne Unterstützung und entsprechende Rahmenbedingungen nicht selbst vertreten können, wie Menschen mit einer geistigen Behinderung“, betonte Vizebürgermeisterin Grete Laska.

Zur Behindertenmilliarde des Bundes erklärte Laska „Natürlich ist gerade die Unterstützung der Arbeitsintegration ein Schlüssel zur Integration behinderter Menschen. Und wenn die Regierung hier einen besonderen Schwerpunkt setzt, liegt dies vor allem auch auf der inhaltlichen Grundausrichtung der Wiener Politik. Allerdings müssen wir dann auch sagen, dieses Geld wird länger als ein oder zwei Jahre benötigt. Wenn mit diesem Geld neue Assistenzprojekte zur Arbeitsintegration für Jugendliche und Arbeitsplatzsicherung älterer behinderter Menschen ins Leben gerufen werden, muss sichergestellt sein, dass diese Gelder mehrere Jahre zur Verfügung stehen um die Nachhaltigkeit der Maßnahmen zu sichern“.

Beispielhaft werden als zusätzliche neue Maßnahmen der Stadt:

  • Ein neues Servicecenter für MitbürgerInnen mit einer Behinderung (alle Informationen und Leistungen der Stadt an einem Ort verfügbar; voll behindertengerechte Ausstattung; Gestaltung als offenes Amt mit Ausstellungsbereich und der Möglichkeit zu kleinen Veranstaltungen sowie einem Cafe, welches von behinderten Menschen betrieben werden wird) eingerichtet
  • Errichtung eines Internetpools der Anbieter, Angebote und freie Plätze
  • Fünf geistig Behinderte werden bei der Stadt Wien als BeraterInnen sowohl für Betroffene wie auch für Selbsthilfeinitiativen tätig sein.

„people first Bewegung“
Das die Selbstvertretung auch für geistig behinderte Menschen keine Illusion bleiben muss, zeigen die Erfolge der „people first Bewegung“, der Selbsthilfeorganisation geistig behinderter Menschen in den USA und anderen Staaten Europas und der Welt. Mikl Long, einer der wichtigen Repräsentanten dieser Selbsthilfebewegung aus Kalifornien, arbeitet als Regierungsbeauftragter für den Gouverneur für „people first“ Aktivitäten. Er hat diese Tätigkeit auch schon für den Vorgänger ausgeübt. Long wird im Zuge eines Österreichaufenthaltes auch für Fragen, zu den in Wien geplanten Maßnahmen, zur Verfügung stehen.

Wie das Beispiel der Vereinigten Staaten zeigt, muss vor allem ein Wandel in der Gesellschaft vollzogen werden, festgelegte Bilder verändert und über neue Möglichkeiten auch informiert werden. Zu wenige Unternehmer wissen beispielsweise, dass die Anstellung auch geistig behinderter Menschen möglich ist, sich rechnet und durchaus positive Einflüsse auf das Firmenklima und die Firmenkultur haben kann und die neuen Arbeitsassistenzen auch für die Firmen als Serviceleister zur Verfügung stehen.

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