Laudatio auf Claudia Rauch zur Verleihung des Dr. Elisabeth Wundsam-Hartig Preises 2022

Am Samstag, den 17. September 2022 um 11 Uhr wurde der Dr. Elisabeth Wundsam-Hartig Preis für selbstbestimmtes Leben zum 9. Mal vergeben.

Claudia Rauch gewinnt den Dr. Elisabeth Wundsam-Hartig Preis 2022
BIZEPS

Bei der heurigen Preisverleihung erfolgen Auszeichnungen von drei sehr unterschiedlichen Personen:

  • eine unterstützende Personen wie Petra Plicka
  • ein begnadeter Netzwerker und Interessenvertreter für selbstbestimmtes Leben wie Herbert Pichler
  • eine Einzelkämpfer:innen wie Claudia Rauch

Dass völlig unterschiedliche Personen diesen Preis bekommen können, spricht für den Preis.

Nun aber zu Claudia Rauch

Nominiert wurde Claudia Rauch von einer ehemaligen Persönlichen Assistentin.

Beeindruckt hat die Assistentin an der Kämpferin Claudia Rauch, dass sie „gegebene diskriminierende Strukturen zu durchbrechen“ schafft und so „andern den Mut macht dasselbe zu tun“.

Was es dazu auch benötigt, ist Dickköpfigkeit

Dickköpfigkeit ist – richtig eingesetzt – auch eine Stärke. Es hilft, schwierigen Situationen zu trotzen und einen Eigensinn zu entwickeln.

Franz-Joseph Huainigg hat in einem Bericht über eine Geburtstagsfeier von Claudia Rauch Folgendes geschrieben:

Maria Rauch-Kallat, die Mutter von Claudia Rauch, berichtete auch von der Dickköpfigkeit ihrer Tochter, die aber ab und zu doch das Einsehen hatte:

So sagte sie als 8jährige plötzlich zu ihr,

„Mama, ich werde nicht Auto fahren. Es ist mir einfach zu blöd, bei jeder Verkehrstafel auszusteigen, zum Verkehrsschild zu gehen, um zu sehen was draufsteht“.

Zum Traumberuf

Ihr Ausbildungsweg war ein steiniger. Damals gab es kaum Unterstützungsleistungen für Menschen mit Behinderungen.

Die Matura hat sie in „wilder Integration“ geschafft. Sie fragen sich, was das heißt? Man darf dabei sein; aber es gibt keine zusätzliche Unterstützung.

Das war für sie schwierig. Aber auch die Einschätzungen, Vorurteile oder Bevormundungen durch andere Menschen waren eine Herausforderung.

Sie erinnert sich an die Notwendigkeit, klar zu kommunizieren:

„Das kann ich!“ Und manches Mal auch: „Da brauch ich Hilfe.“

Der Weg zum Traumberuf

Für Claudia Rauch war schnell klar: Sie möchte Lehrerin werden.

Ihre Eltern – beide Lehrer – rieten ihr vom Lehrerberuf ab und meinten, sie sollte studieren und „was Gescheites“ studieren.

„Ich habe schon immer gewusst, was ich wollte.“ – Sie wollte Lehrerin werden.

Auch auf der Uni musste sie sich alle Unterstützungen erkämpfen. Damals gab es noch keine Servicestellen für Menschen mit Behinderungen an den Universitäten.

Aber nicht nur die Ausbildung war herausfordernd. Auch danach war es schwierig. Die Verantwortlichen im Ministerium konnten sich eine blinde Lehrerin im Regelschulbereich nicht vorstellen.

In der Zeitschrift Furche kann man dazu nachlesen: „Die Damen und Herren im Ministerium waren besorgt. Sehr besorgt. Wie würde sie das schaffen mit der Aufsichtspflicht? Wie würde sie sich bewähren vor einem Rudel kleiner Kinder, die so gern an Grenzen gehen?“

Sie hat es aber geschafft und wurde erste blinde Lehrerin im Regelschulwesen; in Blindenschulen gab es schon blinde Lehrende. Sie war viele Jahre Lehrerin und ist nun rund 15 Jahre in der Lehrer:innenausbildung tätig. Derzeit an der Pädagogischen Hochschule NÖ.

Claudia Rauch als Lehrerin

Eine Fernsehredakteurin drehte einst einen Beitrag über Claudia Rauch. Dabei wurde auch ein Schüler von der Fernsehredakteurin gefragt:

Was ist denn besonders an deiner Lehrerin? Nach längerem Nachdenken sagte er: „Das blaue Band, das sie seit Neuestem trägt.“

Sie ist im besten Sinne des Wortes role-model und hiermit überreichen wir den Preis.

Martin Ladstätter hält Laudatio auf Claudia Rauch
BIZEPS

Claudia Rauch ist eine der heurigen Preisträger:innen des Dr. Elisabeth Wundsam-Hartig Preis für selbstbestimmtes Leben.

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