Lebenshilfe kritisiert Forderungen einer Elterninitiative für Sonderschule

Lebenshilfe betont vorrangiges Recht auf Bildung in Regelschule

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Die Lebenshilfe sieht die Forderungen einer Elterninitiative gegen die Abschaffung der Sonderschule kritisch und fordert zum wiederholten Male die schnellste Umsetzung und entsprechende Finanzierung inklusiver Bildungskonzepte in allen Bereichen der vorschulischen, schulischen und tertiären Bildung.

„Alle Kinder mit Beeinträchtigung, auch solche mit hohem Unterstützungsbedarf, sollen ein vorrangiges Recht auf Bildung in der Regelschule haben. Dies hat die erste Option zu sein“, fordert Lebenshilfe Präsident Univ. Prof. Dr. Germain Weber. „Nicht-inklusive Bildung behindert selbstbestimmtes Leben, inklusive Lernerfahrung hingegen verbessert die Bildung aller Kinder. Wenn Kinder in ihrem Bildungsweg ausgesondert werden, ist der Weg in Sondereinrichtungen im Erwachsenenleben vorgezeichnet. Wir gehen jedoch von einem gleichberechtigten Leben in der Gemeinschaft vor Ort aus, und nur eine inklusive Schule kann darauf gut vorbereiten.“

Angehörigenvertreter der Lebenshilfe sehen Initiative kritisch

Der Vizepräsident der Lebenshilfe Österreich und Vertreter der Angehörigen, Bernhard Schmid, sieht die Elterninitiative ebenfalls kritisch: „ Natürlich steht für Eltern immer das Wohl ihrer Kinder an erster Stelle; es ist ihnen daher nicht vorzuwerfen, dass sie sich unter den heute gegebenen Umständen für die Erhaltung der Sonderschule aussprechen. Gerade für Eltern von Kindern mit hohem Unterstützungsbedarf besteht aber heute gar keine Wahl, vielmehr ist die Sonderschule ihre einzige Wahl! Durch die parallele Beibehaltung der Sonderschule werden dringend benötigte sonderpädagogische Ressourcen der Regelschule vorenthalten. Internationale Erfahrungen zeigen deutlich: Wo in Sondersysteme investiert wird, bleibt die Finanzierung eines qualitätsvollen inklusiven Regelschulsystems auf der Strecke!“

Die Lebenshilfe betont die notwendige und ausreichende Finanzierung der inklusiven Regelschule. Die inklusionspädagogischen Ressourcen wie ausgebildetes Personal, AssistentInnen, Lern- und Hilfsmaterial, Maßnahmen der Barrierefreiheit seien essentiell für einen qualitätsvollen Unterricht in einer inklusiven Schule. Dabei könne ein großer Teil des Personals durch Transfer aus den Sonderschulen bereitgestellt werden. „Schulinklusion darf keine Sparmaßnahme sein, da ist den Elternvertretern unbedingt zuzustimmen“, erklärt Schmid.

Lebenshilfe für raschen Ausbau der inklusiven Regelschule

Die Lebenshilfe verweist darauf, dass Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf heute österreichweit bereits überwiegend in Regelschulen unterrichtet werden. Auch deren Eltern wollen qualitätsvollen Unterricht für ihre Kinder! „Viele Eltern fordern den weiteren Ausbau der Regelschule in Richtung Inklusion. Die Kompetenz der SonderpädagogInnen und die künftige Kompetenz der inklusiven Pädagogik werden mehr denn je gebraucht, aber nicht in Sondersettings. Inklusive Lernansätze nützen allen Kindern und befruchten die gesamte Schulkultur“, erklärt Weber.

Den Eltern heutiger SonderschülerInnen soll das Recht eingeräumt werden, dass ihre Kinder ihre Schullaufbahnen dort fertig absolvieren können, wo sie sich heute gut aufgehoben wissen, meinen die Vertreter der Lebenshilfe. Gleichzeitig haben aber ab sofort grundlegende Weichenstellungen im Schulsystem gesetzt zu werden, damit eine qualitätsvolle inklusive Schule tatsächlich für alle Kinder und Eltern zur Wahl steht. Dazu zählen schulunabhängige inklusive Beratungs- und Ressourcenzentren, aber auch temporäre Rückzugsräume, Nachmittagsbetreuung, therapeutische Angebote auch in Regelschulen dort, wo sie gebraucht werden.

Lebenshilfe-Präsident Weber beklagt: „Die Forderung nach Baustopp für neue Sonderschulen, wurde bislang nicht eingehalten: für Neubauten, Ausbauten und Generalsanierungen von Sonderschulen wurden in den letzten Jahren viele Millionen Euro ausgegeben, die für den Ausbau inklusiver Schulen viel dringender benötigt worden wären!“ Als wichtige Sofortmaßnahme fordert der Lebenshilfe-Präsident einen Neuaufnahmestopp an Sonderschulen mit entsprechender Übergangsfrist für die Umwandlung in inklusive Schulen.

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