Bildungsreform: Inklusion darf in den Verhandlungen nicht unter den Tisch fallen
„Wir legen dem Verhandlungsteam von SPÖ und ÖVP dringend ans Herz, in der Debatte über die Gesamtschule die inklusive Pädagogik mitzudenken und den flächendeckenden Ausbau von inklusiven Modellregionen voranzutreiben. Hier sind alle Bundesländer dazu aufgerufen, ihrer Verpflichtung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention zügig nachzukommen und Menschen mit Beeinträchtigungen einschließlich ihrer Interessenvertretungen einzubinden“, schaltet sich Lebenshilfe-Präsident Univ.-Prof. Dr. Germain Weber in die laufenden Regierungsverhandlungen ein.
Dass in der kommenden Legislaturperiode größere Anstrengungen als bisher unternommen werden müssen, um Schülerinnen und Schüler mit Beeinträchtigungen den Zugang zu allen Bereichen der Bildung – vom Kindergarten bis zur Oberstufe – zu öffnen, steht für die Lebenshilfe Österreich außer Frage. „Wenn es mit der Geschwindigkeit wie bisher weitergeht, dann brauchen wir 138 Jahre zur Verwirklichung von Inklusion im Schulwesen. Das ist absurd und unverantwortlich“, rechnet Weber vor.
Die Lebenshilfe Österreich verlangt einmal mehr eine deutliche Tempoerhöhung beim Ausbau der inklusiven Schule, und zwar an allen Schulstufen und Schultypen. Gleichzeitig fordert die Lebenshilfe Österreich das Verhandlungsteam auf, den Hebel auch bei den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen anzusetzen.
Weber: „Nur eine inklusionsorientierte LehrerInnenbildung kann die gravierenden Mängel im österreichischen Schulwesen beheben. Nun geht es darum, das Gesetz LehrerInnenbildung Neu umzusetzen und den StudentInnen Lehrpläne mit Modulen inklusive Pädagogik anzubieten“, erklärt Weber. Dazu braucht es finanzielle Rahmenbedingungen wie die Bindung von Mitteln für diese Aufgabe im Etat der Universitäten und Pädagogischen Hochschulen.
Beides – der Ausbau von inklusiven Modellregionen und die Einbindung des Wahlpflichtfaches Inklusion in die LehrerInnenausbildung – sind unverzichtbare Schritte zur weiteren Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, wie es auch der NAP Behinderung festhält. Mit dem Lebenshilfe-Stufenplan, der den Bildungsverantwortlichen schon seit Jahren bekannt ist, liegen konkrete Umsetzungsmaßnahmen am Tisch.
„In der kommenden Legislaturperiode wollen wir Taten sehen und die Früchte unserer Bemühungen ernten. Wir stehen den Expertinnen und Experten sehr gerne mit Rat und Tat beiseite“, so Weber abschließend.