Lebenshilfe zur Pflegereform

Während die Pflegereform Verbesserungen für den Pflegeberuf, die Pflegeausbildung sowie für Betroffene und deren pflegende Angehörige bringen soll, wird die Betreuung von Menschen mit Behinderungen in dieser Reform nicht einmal „mitgemeint“.

Markus Neuherz
Harald Lachner

„Menschen mit Behinderungen, deren Betreuer*innen und Assistent*innen wurden in den Reformbemühungen offensichtlich übersehen“, kritisiert Lebenshilfe Generalsekretär, Markus Neuherz.

Sämtliche Maßnahmen der präsentierten Pflegereform beziehen sich ausschließlich auf die klassischen Berufsgruppen des Pflegebereichs.

„Die Behindertenhilfe ist mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert wie der klassische Pflegebereich; unter anderem mit einem enormen Personalmangel, mit herausfordernden Dienstzeiten und verbesserungswürdiger Gehaltstruktur“, zieht Neuherz einen Vergleich zwischen Pflege und Behindertenhilfe.

„Nun sollen sich aber Beschäftigte in der Betreuung und Begleitung von Menschen mit Behinderungen anscheinend weiterhin mit Applaus und wohlmeinenden Worten für ihre systemrelevante und wertvolle Arbeit zufriedengeben, statt mit maßgeblichen Verbesserungen, wie sie die Pflegereform vorsieht. Alleine in den Lebenshilfen sind somit mehr als 7.000 Mitarbeiter*innen, die über 11.000 Menschen mit Behinderungen betreuen, von der Pflegereform vergessen worden. Tausende Mitarbeiter*innen anderer Organisationen kommen noch hinzu.“

In der Behindertenhilfe ist der Personalmangel ebenso eklatant wie in der Pflege. Abwanderung in andere Branchen ist jetzt schon Alltag. Wenn nun eine Schlechterstellung der Behindertenhilfe im Vergleich zur Altenpflege erfolgt, wird sich der Personalmangel in der Behindertenhilfe noch weiter verschärfen.

Wir fordern daher die Bundesregierung auf, in Kooperation mit den Ländern und in Abstimmung mit Trägern der Behindertenhilfe, die für den Pflegebereich positiven Maßnahmen unmittelbar auch auf den Bereich der Behindertenhilfe auszudehnen. Nur so können weitere Härten in der Betreuung von Menschen mit Behinderungen vermieden werden.

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9 Kommentare

  • Ich erlaube mir, in diesen Dialog einzusteigen!
    Trefflicher könnte es diese Mutter nicht formuliert haben!
    Hier stehen 2 unterschiedliche Aussagen gegenüber!
    Auch ich habe es gewagt, mich bei der LH über menschenverachtende Maßnahmen zu beklagen und alles wurde sofort dementiert und völlig anders dargestellt!
    Niemand wollte in die direkte Auseinandersetzung!
    Alles wurde sofort in die nächst obere Ebene gehoben, wo nichts konkret angesprochen werden durfte und eine höchst theoretische Schönmalerei begann, die mit der Praxis nicht das geringste zu tun hatte.
    Es ist nicht erlaubt, in die direkte Auseinandersetzung zu gehen !
    Ich musste leider auch miterleben, dass in der LH, die ich kennen gelernt habe, auch M.m. B.nichts Negatives oder für sie Belastendes ansprechen durften und sie noch dafür gerügt wurden, wenn sie sich über etwas beklagt haben!
    Insofern gebe ich dieser Mutter recht, wenn sie schreibt, dass in der LH die sog. Klienten nichts zu schwätzen haben!
    Hat die LH schon mal darüber nachgedacht, dass diese ihre Kundschaft ihr Geldgeber ist?
    Ich habe ein wenig Bezug zur Wirtschaft
    Da ist der Kunde König!
    Vielen Betreuern und Betreuerinnen müsste öfter klar gemacht werden, dass sie Dienstleistungen zu erbringen haben und nicht dazu da sind, die M.m. B.zu dirigieren und über sie zu regieren haben!
    Sie brauchen auch nicht erzogen werden wie kleine Kinder, denn sie haben es mit erwachsenen Menschen zu tun!
    Und das ist leider kein Einzelfall, sondern Gang und Gebe in diesem System!
    Hier gehören dringend professionelle Menschen eingestellt, die so eine Haltung einnehmen, wie diese Betreuerin es beschreibt!
    Ein Glück für diese M.m.B.die so behandelt werden!
    Das sind jedoch Einzelfälle!

  • Sehr geehrter Herr Neuherz,
    Danke für Ihr Angebot, unseren Kritikpunkten nachgehen zu wollen.
    Unsere Erfahrungen sind jedoch folgende:
    Wenn wir menschenunwürdige Behandlungsmethoden intern aufgezeigt haben, so wurde von Seite der LH. sofort alles dementiert und zurück blieben völlig unterschiedliche Aussagen, sodass es einem Außenstehenden schwer fällt, sich ein wahrheitsgetreues Bild zu machen.
    Die M.m.B. haben, wie schon erwähnt, ja nicht’s zu sagen und werden auch nicht gehört.
    Die traurigen Wahrheiten kennen nur die, die das miterleben und über sich ergehen lassen müssen.
    Gäbe es für M.m.B. auch eine Außenwelt, so könnte diese die natürliche Kontrolle übernehmen.
    Deshalb ist INKLUSION besonders für M.m.B. doppelt wichtig!
    Wir fragen uns nur, wie Sie recherchieren wollen?
    Da müssten Sie sich Herr Neuherz, wohl in einen M.m.B. verwandeln und sich , in das von uns angeprangerte System begeben!

    • Wie erwähnt, kann ich mein Angebot einmal mehr erneuern, dass Sie sich mit mir direkt in Verbindung setzen. Als Generalsekretär der Lebenshilfe Österreich kann ich Ihnen gute Zugänge zu den einzelnen Organisationen in den Ländern bieten, um auf dieser Basis auch noch einmal das Gespräch zu suchen.

    • Ich arbeite bei der Lebenshilfe als Betreuerin in einem Wohnhaus und ich fühle mich traurig und wütend, wenn ich solche Meinungen der Öffentlichkeit über unsere Berufsgruppe und die Lebenshilfe lese. Natürlich wird es immer wieder Probleme geben, nur diese dann auf die gesamte Berufsgruppe oder die ganze Lebenshilfe zu beziehen ist absolut nicht in Ordnung. Wir sind in meinem Haus ein sehr engagiertes Team und geben unser bestmögliches damit sich unsere Klienten wohl fühlen und es ihnen richtig gut geht. Unsere Prinzipien sind ein würdiges Miteinander auf gleicher Augenhöhe und Respekt voreinander. Großer Wert wird auf die Eigenständigkeit und Selbstbestimmung der Klienten gelegt. Wo es nur irgendwie möglich ist, achten wir auf die Mitbestimmung. Diese Arbeitsweise und dieses Menschenbild ist die Grundvoraussetzung auf die seitens der Einrichtungsleitung höchster Wert gelegt wird. Anderenfalls könnte ich die Arbeit nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. 

      Angehörige bekommen von uns jede Auskunft, die ihnen zusteht und es ist keinesfalls so, dass wir Klienten in irgendeiner Weise nach außen abschotten. Und kein einziger Klient muss irgendetwas büßen!  Diese Aussage hat mich besonders schockiert. Ich würde sie bitten solche Probleme mit der Einrichtungsleitung des Hauses zu besprechen und nicht von einer Situation auf den gesamten Bereich zu schließen. 

  • Sehr geehrter Herr Neuherz,
    Danke für Ihre ausführliche Antwort.
    Leider sind wir kein Einzelfall!
    Auch andere klagen über die fehlende Einbeziehung von Angehörigen.
    Ich habe eine Tochter die sich in keiner Weise vertreten kann, da sie auch verbal nicht in der Lage ist uns etwas zu erzählen.
    Für uns Angehörige gibt es so gut wie keine Informationen von Seiten der LH. und es wird nicht’s transparent gemacht.
    Begegnung und gegenseitiger Austausch, der unseren Angehörigen zugute käme, wird von der LH. nicht erwünscht.
    Manchmal haben wir das Gefühl, dass sich unsere Angehörigen in einer Festung befinden, die streng darüber wacht, dass unsere Angehörigen nicht zuviel Berührung mit der Außenwelt bekommen!
    Und dann spricht die LH. davon, die Rechte unserer Angehörigen zu vertreten.
    Dabei überwiegt die Fremdbestimmung und die Selbstvertreterinnen, wie sie so schön genannt werden, haben selbst nicht’s zu schwätzen.
    Hier regiert die sog. Struktur, der Dienstplan und unsere Angehörigen haben sich dem Willen des Personals unterzuordnen.
    Wir können die Schlagwörter Selbstbestimmung und Inklusion nicht mehr hören!
    Sehr geehrter Herr Neuherz, ich will anonym bleiben denn wehe dem, der öffentlich Kritik übt und sich dabei noch outet, denn dann müssen unsere Angehörigen dafür büßen!
    Ein wahrlich unfaires und ungleiches Spiel!

    • Sehr geehrte Kommentarerstellerin,
      gerne würde ich Ihren Darstellungen nachgehen.
      Sie schreiben aber, dass Sie anonym bleiben wollen.
      Ich erneuere daher mein Angebot aus meiner vorigen Antwort, dass Sie mir gerne dazu eine E-Mail schicken oder mich auch (mit unterdrückter Nummer) anrufen können. Ohne zu wissen, auf welchen der mehr als 500 Standorte der Lebenshilfe Sie Bezug nehmen, haben wir keine Möglichkeit, Ihren Vorwürfen nachzugehen.
      Mit freundlichen Grüßen
      Markus Neuherz

  • Hochachtung vor dieser Leistung…..!!!
    Zur Lebenshilfe:
    Weshalb macht sie nicht zuerst ihre Hausaufgaben, anstatt immer wieder nur zu fordern, wer nimmt, muss auch geben!!!
    Die M.m.B. haben in der LH. wahrlich nichts zu lachen….
    😒🤫

    • Sehr geehrte Kommentarerstellerin,
      Die Lebenshilfe stellt derartige Forderungen, weil sie es sich zur Aufgabe gesetzt hat, sich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen – mit einem Schwerpunkt auf intellektuellen Behinderungen – einzusetzen. Wir sind davon überzeugt, dass es notwendig ist, sich für die Rechte einzusetzen und wir haben uns auch mit unseren Statuten dazu gegenüber unseren Mitgliedern – vorwiegend Angehörige von Menschen mit Behinderungen – verpflichtet. Unsere Forderungen erstellen wir im Trialog, das heißt, Selbstvertreter*innen gemeinsam mit Angehörigen und Vertreter*innen des Dienstleistungsbereichs.

      Ihre Aussage, „Die M.m.B. haben in der LH. wahrlich nichts zu lachen….“, ist eine pauschalierende Behauptung, die ich so scharf zurückweise. Ich bin dankbar über konkrete Kritik, die uns auch hilft, uns weiter zu verbessern. Bitte schicken Sie mir dazu gerne eine E-Mail. Von pauschalierenden Aussagen dieser Art bitte ich Sie, Abstand zu halten.

  • Ich Pflege meine seit Geburt an zu 100 %geistige Behinderten Stieftöchter! Da ihr leiblichen Vater sich seit 2018 einfach uns verlassen hat !Seit diesen Datum hat er sich nie um die beiden gekümmert oder seine beiden Kindern mehr gesehen ! Die beiden sind Zwillinge und 42 Jahre alt! Ich bin 70 Jahre alt! Seit 12 Jahre bin ich rund um die Uhr, 24std. Tag und Nacht für die beiden da. Denn alleine unbeaufsichtigt,kann man beide nicht lassen! Bis auf einige Ausnahmen ,da war ich im Krankenhaus ,hatte schwere Op.das war meine Unter-brechungen ! Ich weiss wie aufopfernd und Nervenbelastend ,anstrengend diese Aufgabe ist! Es ist keine Arbeit oder Job!Man muss dazu liebe mit bringen,liebe zu diesen Beruf und fpr diese liebenswerte- hilfbedürftige Menschen! Sondern aber auch eine anstrengende -VERANTWORTUNGS VOLLE Aufgabe! Die sehr kräfteraubend sein kann und ist! Dieses sollte unbedingt ordentlich bezahlt werden und anerkannt werden! Egal in welcher Sparte [Behinderung] sich die Arbeitenden Pflegenden Personen -Menschen befinden!

    Auch Pflegende Angehörige erbringen und leisten sehr viel,damit die Pflege nicht ausser Kontrolle gerät! Denn wenn die vielen Angehörigen sich nicht um die Menschen kümmern würden zu Hause ,dann wären die Institutionen völlig Überlaufen und Überfordert! Aber zum grossteil werden nur leere Worte verloren und es geschieht nichts wirkliches! Wie bei Corona , wo oder mit was , sind die sehr viele Tausenden Pflegende Angehörigen Menschen bedacht worden! Die dadurch doppelter wenn nicht dreifachen Belastung ausgesetzt waren! Diese wurden nicht bedacht oder die behinderten Menschen selber, ja manche bekamen jetzt Teuerungszuschlag 150 Euro,aber sonst nichts!!
    Ja das verstehe ich nicht ,aber man kann dagegen leuder nichts machen oder bewegen ,leider! Aber man soll nie die Hoffnung aufgeben,das sich etwas zum posetiven ändert könnte ! Das auch die vergessenen benachteiligten, vielleicht doch noch bedacht werden!?! Ob öffentlich Arbeitende oder Pflegende Angehörige , diese werden es sich verdienen!