Auf 434 Stofffahnen steht jeweils der Name eines Menschen

lebensunwert – Ausstellung zur NS-Euthanasie im Bundesland Salzburg

434 Menschen mit Behinderung traten zwischen 1938 und 1945 vom Bundesland Salzburg aus den Weg in die Euthanasieanstalten des NS-Regimes an - es war ein Weg ohne Wiederkehr.

Ihnen ist die Ausstellung „lebensunwert“ im Halleiner Keltenmuseum gewidmet. Diese ist noch bis zum 26. November 2006 zu sehen.

„Angehörige von betroffenen Menschen mit Behinderung aus dem ganzen Bundesland Salzburg melden sich bei mir. Die Menschen wollen darüber reden, was geschehen ist“, erläuterte Walter Reschreiter von der „Laube sozialpsychiatrische Aktivitäten GmbH„, der die Ausstellung inhaltlich gestaltete.

Walter Reschreiter recherchierte mit seinem Team die Lebensgeschichten zahlreicher Salzburger Opfer des NS-Tötungsprogramms für chronisch kranke und behinderte Menschen. Die Namen jener 434 bekannten Opfer aus dem Bundesland Salzburg stehen auf weißen Fahnen, die im Ausstellungsraum von der Decke hängen. Im gesamten Deutschen Reich und Polen fielen dem NS-Euthanasie-Programm zirka 200.000 Menschen zum Opfer.

Einzelschicksale bewegen – Theresia Karas

In der Ausstellung werden zehn Einzelschicksale von NS-Opfern näher beschrieben. So z. B. das von Theresia Karas: Sie war mit zwei Jahren an Kinderlähmung erkrankt gewesen. Die Volksschule in Gnigl besuche das Mädchen bis zur dritten Klasse. Während eines Erholungsaufenthaltes in Gallneukirchen wurde Theresia dann völlig unerwartet nach Hartheim (OÖ.) verlegt.

Von dort erhielten ihre Eltern bald darauf die Nachricht, dass das Mädchen an Blutvergiftung gestorben sei. Theresia Karas ist ein Beispiel dafür, wie ein Mensch aus dem Familienverband herausgerissen und dem NS-Euthanasieprogramm zugeführt wurde.

Wissen bricht aus den Besuchern heraus

Der Geschäftsführer der Laube GmbH, Alois Autischer-E.-Norman, betonte die gesellschaftliche Notwendigkeit das Thema aufzuarbeiten.

„Im Vordergrund der Ausstellung steht, die Besucherinnen und Besucher für andere Menschen und den Wert des Lebens zu sensibilisieren, sie mit diesem Aspekt der Geschichte vertraut zu machen und zur Auseinandersetzung mit unserer jüngsten Vergangenheit anzuregen. Das Thema NS-Euthanasie ist nicht mehr tabu. Heutzutage werden beeinträchtige Menschen immer mehr in die Gesellschaft integriert. Die Zeit ist reif, um diesen Teil der Geschichte aufzuarbeiten.“ , erklärte Alois Autischer-E.-Norman.

Während des Rollens durch die Ausstellung erlebte ich, wie „Wissen“ aus deren Besuchern heraus bricht. Ein älteres Ehepaar berichtete spontan einer Schulklasse von Menschen aus ihrer Umgebung/Familie, die ebenfalls der NS-Tötungsmaschinerie zum Opfer fielen und wie sie dies erlebten.

Gesamte Ausstellungsgestaltung durch Laube GmbH

Nicht nur der Inhalt der Ausstellung wurde als Projekt von Mitarbeitern der Laube GmbH erstellt, sondern auch die „Hardware“ – 50 Meter Ausstellungswände. Diese wurden so konzipiert, dass sie als Wanderausstellung verwendet werden könnten.

Ein Ausstellungskatalog wird in den kommenden Wochen erscheinen. Die Ausstellung in Hallein ist auf alle Fälle einen Besuch wert.

Ausstellungsort

Das Keltenmuseum liegt im Zentrum der Stadt Hallein. Eine Parkmöglichkeit besteht auf den Parkplätzen der Pernerinsel. Von dort aus gelangt man stufenlos zum Museum. Die Ausstellungsräume des Keltenmuseums sind für Menschen mit Mobilitätsbehinderung (Rollifahrer) stufenlos berollbar.

Zum WC für Menschen mit Behinderung gelangt man ebenfalls problemlos. Leider ist die Benützung des WCs für Rollifahrer derzeit problematisch bis unmöglich, da u.a. eine Stützmöglichkeit fehlt – ein Manko, das nach Angaben von Mag. Kurt Zeller, Direktor des Museums, sehr bald beseitigt sein wird.

Ausstellungsdauer: bis einschließlich 26. November 2006, täglich von 9 – 17 Uhr

Keltenmuseum Hallein
Pflegerplatz 5, 5400 Hallein
Tel.: 06245/80783
Fax: 06245 / 80783-14
keltenmuseum@keltenmuseum.at

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