Lehrplan für Österreichische Gebärdensprache in greifbarer Nähe

Behindertensprecherinnen aller Parteien legen einen Entschließungsantrag zur Verabschiedung eines ÖGS-Lehrplans vor.

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„Das ist ein entscheidender Fortschritt in unserem Ringen um Chancengleichheit in der Bildung!“ freut sich Mag.a Helene Jarmer, Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes.

Der Österreichische Gehörlosenbund fordert seit 15 Jahren eine ausführende Gesetzgebung auf Bundes- und Landesebene zu Art. 8 (3) B-VG, der die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) als Mutter- oder Erstsprache gehörloser und schwerhöriger Personen anerkennt.

Damit soll der zweisprachige, bimodale und bikulturelle Unterricht in ÖGS und Deutsch mit entsprechenden Lehrplänen, Lehr- und Lernmaterialien für die ÖGS auf allen Schulstufen endlich möglich werden. Zumindest die Verabschiedung entsprechender Lehrpläne scheint als Etappensieg nahe.

Die ÖVP-Behindertensprecherin Kira Grünberg sieht den seit 2018 vorliegenden Lehrplan-Entwurf als noch nicht hinreichend differenziert, aber „Mit einem überarbeiteten ÖGS-Lehrplan wird (…) ein wichtiger Schritt gesetzt, um mehr betroffene Kinder und Jugendliche zu erfassen und im Unterricht besser auf diese eingehen zu können“, ist Grünberg überzeugt.

„Eine fundierte Sprachentwicklung in ÖGS fördert den Spracherwerb gehörloser und schwerhöriger Schulkinder in Deutsch und leistet einen unverzichtbaren Beitrag zu deren Inklusion und einem selbstbestimmten Leben,“ erklärt Jarmer.

Der ÖGLB bringt gerne seine Kompetenzen und Erfahrungen ein, um die in der UN Behindertenrechtskonvention verankerten Rechte gehörloser und schwerhöriger Kinder entsprechend zu vertreten.

Der ÖGS-Lehrplan soll im Schuljahr 2023/24 zum Einsatz kommen.

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7 Kommentare

  • Bin ebenfalls schwerhörig (~70dB).
    Warum wehrt sich der ÖSB sich gegen die Gebärdensprache?
    Ich lerne Gebärdensprache und hilft mir überall da wo die Hörgeräte versagen (Menschenansammlung, Bahn, …).

  • Bin selber schwerhörig (ca. 55dB).
    Lerne seit kurzem ÖGS und DGS.
    Seit dem kann ich mich in lauten Umgebungen (Zug, Lokal, usw.) unterhalten anstatt nur stumm da zu sitzen.
    Erstaunlicherweise können 75% der schwerhörigen die ich zufällig treffe mehr oder weniger GS.
    Ich finde, dass die GS als eine Art Wahlfach an Schulen angeboten werden soll, jedoch darf keiner Person (hörend, schwerhörig und gehörlos) eine in Österreich anerkannte Sprache verweigert werden!

  • Ich finde die Kommentare hier sehr traurig…
    Ich bin ebenfalls schwerhörig, technisch bestens versorgt und in die Lautsprachliche Welt bestens integriert. Trotzdem hatte ich immer Schwierigkeiten Freunde zu finden und meine Mitmenschen zu verstehen bis ich ÖGS auf eigene Faust im Erwachsenenalter lernte. Seitdem bin ich sehr glücklich und kann viel besser kommunizieren. Eine visuelle Sprache zu lernen hat meinen Alltag enorm erleichtert.
    Es ist nie falsch, wenn schwerhörige Kinder die Gebärdensprache genauso lernen wie die Lautsprache. Jede zusätzliche Sprache, die früh erworben wird, bereichert die eigene kognitive Wahrnehmung und stärkt die Selbstbestimmung sowie die Identität.
    Nur weil hier einige Schwerhörige nie die Chance dazu hatten, sind sie der Meinung, dass sie niemals ÖGS brauchen… wirklich sehr traurig.

  • Als Selbstbetroffene und Interessensvertreterin finde ich es befremdet und diskriminierend, wenn Bedürfnisse Schwerhöriger vom ÖGLB für eigene Zwecke vereinnahmt werden.
    Eine rechtzeitige Versorgung mit Hörsystemen und eine hörgerichtete Frühförderung ist das Ziel zum Erwerb der Lautsprache für Schwerhörige.
    Ein Kind das mit Hörsystemen (Hörgeräte, Cochlea Implantate,…) versorgt ist und in Lautsprache kommuniziert kann ganz normal am lautsprachlichen Kommunikationsprozess teilhaben. Ebenso auf dem Bildungsweg ist Lautsprache für das Erlenen der Schriftsprache von eminenter Bedeutung und in späterer Folge für eine autonome Ausübung des Berufsalltag und für ein selbstbestimmtes Leben.
    Schwerhörige wollen und brauchen keine Gebärdensprache, sondern die bestmögliche Versorgung mit Hörsysteme und die akustische Barrierefreiheit in allen Belangen! Ein Schriftdolmetscheinsatz kann übrigens ergänzend auch Kommunikationsbarrieren abbauen. Dies alles führt zur aktiven Teilhabe am gesellschaftlichen Leben!

  • Ich bin seit 1979 schwerhörig und kann keine Gebärdensprache. Ich bin lautsprachlich orientiert und höre und verstehe mit Hörsysteme! Bitte mischen sie gehörlose und schwerhörige Menschen nicht immer, wir brauchen die Gebärdensprache nicht. Schön wäre, wenn überall untertitelt wurde, da hätten beide Behindertengruppen Vorteile!

  • Mein Sohn ist gehörlos – für ihn wäre der Lehrplan für Gehörlose sicher eine tolle Sache gewesen. Er konnte seine Schullaufbahn auch in ÖGS erhalten (was bisher Seltenheitswert und nicht selbstverständlich ist).
    ICH bin schwerhörig – ich kann ÖGS, weil mein Sohn gehörlos ist. Aber für mich brauche ich das nicht. Ich bin auch Beraterin für schwerhörige Personen in Wien und kann aus der Praxis mitteilen, dass die meisten Schwerhörigen (die übrigens weit weg von Gehörlosigkeit sind) ausschließlich in der Lautsprache kommunizieren wollen.

    Meine persönliche Meinung ist: Es sollte die Möglichkeit bestehen, für BEIDE Zielgruppen, die unterschiedliche Bedürfnisse haben, einen Lehrplan anzubieten. Also: Personen, die ÖGS brauchen / wollen, sollen diese Unterrichtsform erhalten. Personen, die Lautsprache wollen aber technische Unterstützung zum Verständnis benötigen, sollten diese Unterstützung ohne Schwierigkeiten in Anspruch nehmen können.

  • Es ist schon erstaunlich wie wieder und wieder versucht wird schwerhörige Menschen mit gehörlosen Menschen gleichzusetzen. Schwerhörige Menschen brauchen keine Gebärdensprache, sondern können mit adäquaten Hörsystemversorgungen bestens am lautsprachlichen Kommunikationsprozess teilhaben. Frau Jarmer sollte das endlich zur Kenntnis nehmen!
    Noch einmal zum Mitschreiben:
    Schwerhörige Menschen in Österreich: 1.700.000 Personen, die normal lautsprachlich kommunizieren können und wollen!
    Gehörlose Menschen in Österreich: ca. 10.000 Personen, die Gebärdensprache brauchen.
    Bitte um Kenntnisnahme!