Lektion 8: Inklusive Praktiken entsprechen der Vielfalt aller Beteiligten

Nachhilfe für einen Sektionschef: So geht Inklusion in der Schule

Genug versucht - nun Gesetz umsetzen
Orschulik f. Monitoringausschuss

Sehr geehrter Herr Mag. Nekula,

inklusive Praktiken bilden die dritte Dimension im Index für Inklusion. Damit ist einerseits die konkrete Gestaltung des Unterrichts gemeint, die der Vielfalt der SchülerInnen gerecht wird. Andererseits umfassen inklusive Praktiken die Aktivierung von zusätzlichen Ressourcen.

Damit ist nicht nur gemeint, dass sich alle für die Entwicklung und Gestaltung des inklusiven Alltags in der Schule engagieren, sondern dass auch Ressourcen von außen genützt werden.

Der Index umfasst folgende 16 Indikatoren, anhand derer inklusive Praktiken erfasst und vorangetrieben werden sollen:

  1. Der Unterricht wird auf die Vielfalt der SchülerInnen hin geplant.
  2. Der Unterricht stärkt die Teilhabe aller SchülerInnen.
  3. Der Unterricht entwickelt ein positives Verständnis von Unterschieden.
  4. Die SchülerInnen sind Subjekte ihres eigenen Lernens.
  5. Die SchülerInnen lernen miteinander.
  6. Bewertung erfolgt für alle SchülerInnen in leistungsförderlicher Form.
  7. Die Disziplin in der Klasse basiert auf gegenseitigem Respekt.
  8. Die LehrerInnen planen, unterrichten und reflektieren im Team.
  9. Die ErzieherInnen unterstützen das Lernen und die Teilhabe aller SchülerInnen.
  10. Die Hausaufgaben tragen zum Lernen aller SchülerInnen bei.
  11. Alle SchülerInnen beteiligen sich an Aktivitäten außerhalb der Klasse.
  12. Die Unterschiedlichkeit der SchülerInnen wird als Chance für das Lehren und Lernen genutzt.
  13. Die Fachkenntnis der MitarbeiterInnen wird voll ausgeschöpft.
  14. Das Kollegium entwickelt Ressourcen, um das Lernen und die Teilhabe zu unterstützen.
  15. Die Ressourcen im Umfeld der Schule sind bekannt und werden genutzt.
  16. Die Schulressourcen werden gerecht verteilt, um Inklusion zu verwirklichen.

Wie in den bereits beschriebenen Dimensionen gibt es auch für die einzelnen Indikatoren zu inklusiven Praktiken eine Fülle von Detailfragen, die je nach Bedarf im konkreten Schulentwicklungsprozess angepasst, erweitert oder ergänzt werden können.

Exemplarisch führen wir hier den Fragenkatalog für den Indikator 1 „Der Unterricht wird auf die Vielfalt der SchülerInnen hin geplant“ an:

  1. Wird der Unterricht geplant, um das Lernen der SchülerInnen zu unterstützen statt den Lehrplan zu bedienen?
  2. Entsprechen die Unterrichtsmaterialien den Hintergründen, Erfahrungen und Interessen der SchülerInnen?
  3. Geht der Unterricht von einer gemeinsamen Erfahrung aus, die in unterschiedlicher Weise entfaltet werden kann?
  4. Entspricht der Unterricht dem Spektrum von Interessen bei Jungen und Mädchen?
  5. Steigert der Unterricht das Lernen aller SchülerInnen?
  6. Legt der Unterricht eine Vorstellung des Lernens als kontinuierlichen Prozess nahe statt als Erledigung bestimmter Aufgaben?
  7. Kann zwischen verschiedenen Fächern gewählt werden, z.B. Deutsch- oder Fremdsprachenkursen?
  8. Sind ÜbersetzerInnen für gehörlose SchülerInnen und SchülerInnen mit Deutsch als Zweitsprache vorhanden?
  9. Nimmt die Unterrichtsplanung Rücksicht auf bestimmte SchülerInnen und bemüht sie sich um den Abbau von Hindernissen für deren Lernen und Teilhabe?
  10. Prüfen die LehrerInnen Möglichkeiten, den Bedarf an individueller Unterstützung bei SchülerInnen zu reduzieren?
  11. Schließt der Unterricht ebenso Partner- und Gruppenarbeit wie Einzelarbeit und Arbeit mit der ganzen Klasse ein?
  12. Gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Aktivitäten, z.B. mündliche Vorträge und Diskussionen, Zuhören, Schreiben, Zeichnen, Problemlösen, Nutzung der Bibliothek, audio-visuelle Materialien, praktische Aufgaben und Arbeit mit dem Computer?
  13. Können SchülerInnen z.B. am naturwissenschaftlichen und am Sportunterricht in der Kleidung teilnehmen, die ihren religiösen Vorstellungen angemessen sind?
  14. Berücksichtigt die Unterrichtsplanung, dass bestimmte SchülerInnen wegen ihrer religiösen Vorstellungen z.B. in Kunst und Musik Schwierigkeiten haben, sich an bestimmten Inhalten zu beteiligen?
  15. Wird der Unterricht ggf. so angepasst, dass SchülerInnen mit körperlichen oder Sinnesbeeinträchtigungen auch im Sportunterricht, Arbeitslehre, Hauswirtschaft sowie in Physik (bei Optik und Akustik) Wissen und Fertigkeiten erwerben können?
  16. Bedenken die MitarbeiterInnen, dass einige SchülerInnen mit Beeinträchtigungen zusätzliche Zeit für praktische Arbeit mit speziellen Hilfsmitteln brauchen?

Wir beenden mit dieser Lektion die Ausführungen über den Index für Inklusion. Der vollständige Index für Inklusion steht gratis als Download zur Verfügung.

Jede Schule kann sich mit diesem Material sofort auf den Weg zu einer Schule ohne Aussonderung machen.

Mit freundlichen Grüßen
Petra Flieger und Volker Schönwiese

Teil der Serie: So geht Inklusion in der Schule

Dieser Text ist Teil der Serie „Nachhilfe für einen Sektionschef: So geht Inklusion in der Schule„. Mit dieser Informations- und Materialsammlung soll Wissen zur Umsetzung von inklusiver Bildung vermittelt werden.

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