Leserbriefe / Reaktionen

Wir bringen hier Interessante Aussschnitte

Drei Sekunden – Ewigkeit 11/95

Sehr geehrte LeserInnen!

Sie erinnern sich? In der Novemberausgabe druckte BIZEPS-Info einen Leserbrief von mir ab, den ich in Reaktion auf den Spielfilm „Drei Sekunden Ewigkeit“ an den ORF gerichtet hatte. Die Antwort des ORF Publikumsservice kam drei Wochen nach Erhalt meines Briefes und ist folgenden Inhalts:

Sehr geehrte Frau Mag. Jensen!

Hiermit bestätigen wir den Erhalt Ihres Schreibens, das von unserer Programmintendanz zur Beantwortung an uns weitergeleitet wurde und können Ihnen versichern, daß es keineswegs in der Absicht des ORF liegt, mit Fernsehfilmen wie „Drei Sekunden Ewigkeit“ behinderte Menschen zu verhöhnen oder lächerlich zu machen.

Weiters können wir Ihnen versichern, daß gerade dieses Thema immer wieder Gegenstand diverser Sendungen und Magazine ist und wir uns sicherlich auch in Zukunft immer wieder damit auseinandersetzen werden.

Mit freundlichen Grüßen ORF-PUBLIKUMSSERVICE Christa Stratil-Sauer

Das Positive daran: der ORF antwortete mir überhaupt! Aber diese zugegebenermaßen freudige Erkenntnis legt schon bei näherem Hinsehen eine einschränkende Vermutung nahe, nämlich die, daß von amts wegen auf jede schriftlich geäußerte Kritik eine Reaktion – und sei sie auch noch so nichtssagend – folgen muß.

Ich fordere Sie, liebe LeserInnen, in diesem Zusammenhang dazu auf, alle Sendungen und Magazine zum Thema Behinderung im ORF, deren Sie sich entsinnen können, für die nächste Bizeps-Ausgabe aufzuzählen. Ich bin mir leider sicher, daß die acht Seiten des Info-Blattes dafür ausreichen werden.

Ich erinnere mich jedoch nur allzugut an einen am 15.1.1996 in ORF 2 in der Sendung „Thema“, unter dem bezeichnenden Untertitel „Götter in Weiß“ ausgestrahlten, völlig unkritischen und nahezu unkommentierten Bericht über eine Schweizer Sterbehilfeorganisation, die Kranke und Alte bei hohem Profitgewinn überaktiv und systematisch beim Sterben unterstützt.

Last but not least wird mir das widerlich süßliche Musik-Logo von „Licht ins Dunkel“ noch lange im Gedächtnis bleiben, das mich bei trostloser, vom Nebel verhangener Feiertagsstimmung tagtäglich mehrmals dazu ermahnte, lieb zu den Behinderten zu sein.
Mag. Angelika Jensen

Ob Haider

nun seine Wahlveranstaltung in Gebärde dolmetschen läßt, ob er das Regierungsgebäude in Klagenfurt adaptieren hat lassen oder ob er scheinbar Interesse an Forderungen behinderter Menschen zeigt – all das ist nebensächlich und beeindruckt wohl nur politisch Naive oder Haiders Sympathisanten. Denn der politische Weg der FPÖ unter Haider ist eindeutig. Er zeichnet sich durch Ausgrenzung, Stigmatisierung und Hetze gegen Menschen aus. Gegen Menschen, die anders sind und nicht dem Schema der Fleißigen, Tüchtigen, Anständigen passen, gegen Menschen, die zu Sündenböcken gemacht werden.

Haiders Lob für die ordentliche Beschäftigungspolitik des Dritten Reiches und nicht zuletzt seine Aussagen zur SS geben über seine ideologische Herkunft klar bescheid. Im Nationalsozialismus wurden behinderte Menschen systematisch vernichtet. Ihr Platz in der ordentlichen Beschäftigungspolitik sollte jeden Geschichtekundigen bekannt sein.

Mit dem Wissen von Haiders politischer Geisteshaltung und seinem Machtstreben ist es bedenklich und kurzsichtig, seine Aussagen zu Behindertenthemen isoliert zu betrachten und sie dann noch eigentlich ganz gut zu finden. Weiters darf die Tatsache, daß die Partei der F geschlossen hinter ihm steht und so weiterhin akzeptiert, von einem geistigen Ziehvater des rechtsextremen Terrors geführt zu werden, nicht übersehen werden.

Es ist mir ein großes Anliegen, daß Bizeps in dieser Sache endlich klare Position bezieht.
Dorothea Brozek

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