Licht ins Dunkel?

Die Weihnachtsfeiertage stehen unmittelbar bevor, die Aktion Licht ins Dunkel läuft auf Hochtouren und der Spendenrekord des Vorjahres wird sicher wieder gebrochen.

Logo Hörfilm
ORF

Auch ich möchte Licht in mein „persönliches Dunkel“ bringen und mich umsehen, welche Hörfilme für blinde Menschen während der Feiertage ausgestrahlt werden.

Insider sind klar im Vorteil

Auf der Teletext-Seite 779 wird kurz beschrieben, was ein Hörfilm ist und auf den beiden Folgeseiten sind Titel der Filme und Sendezeiten für den Zeitraum etwa eines Monats aufgelistet.

Freilich darf ich nicht die „normale“ Teletext-Seite verwenden, denn die besteht aus Grafiken, auch die Texte. Ich nutze daher text.orf.at, ein „Abfallprodukt“ der „normalen“ Teletext-Seite. (Diese Bezeichnung stammt übrigens nicht von mir, sondern von einem höherrangigen Mitarbeiter des ORF selbst; aber wer einen Blick in den Quelltext der Seite wirft, wird feststellen, dass dies nicht ganz unpassend ist.)

Und dennoch: text.orf.at ermöglicht es mir, genauso rasch wie jeder andere an wichtige Programminfos unserer drei Fernsehsender, vor allem auch an das Hörfilm-Angebot, heranzukommen und ich nutze diesen Dienst regelmäßig und mit Erfolg.

Im Dunkeln tappen?

Wer nicht wie ich über Insider-Wissen verfügt, sondern über die offiziellen Programmseiten des ORF tv.orf.at einsteigt, hat es deutlich schwerer: Die Suche nach den Begriffen „Hörfilm“ oder „Audiodeskription“ ergibt keinen Treffer.

Ich bin nicht nur blind, sondern offenbar auch „betriebsblind“, denn bis zu dem Anruf eben ist mir gar nicht klar gewesen, mit welchen Hürden beispielsweise Angehörige blinder Menschen zu kämpfen haben, wenn sie herausfinden möchten, welche Hörfilme wann gesendet werden. Wer nicht auf die Idee kommt, den Teletext zu nutzen und sich dort durch die Themen zu klicken, hat verflixt schlechte Karten.

Zugegeben, das Angebot ist ohnehin dürftig genug: Aus der Serie „Ein Fall für zwei“ sind zumindest ältere Sendungen mit einer Beschreibung auf der zweiten Tonspur versehen, aber die werden erst knapp vor Mitternacht ausgestrahlt – zu spät für mich arbeitenden Menschen. Hier und da gibt es als Draufgabe auch schon mal einen Spielfilm.

Zu Weihnachten verwöhnt man uns allerdings tatsächlich mit einem Hörfilm-Geschenk; denn die drei Folgen von „Sissi“ und die zweiteilige „Winnetou“-Verfilmung dürften sicher den einen oder anderen erfreuen.

Hören Sie, was ich „sehe“

Mein Persönlicher Favorit im Weihnachtsangebot ist „Dinner for one“ am Silvester-Abend. Versuchen Sie es doch und schalten Sie den 2. Kanal zu.

„Ist hier jemand“?

Die zum Slogan der Aktion „Licht ins Dunkel“ gewordene Frage quält auch mich in letzter Zeit immer mehr.

  • Verglichen mit den Rundfunkanstalten unserer deutschen Nachbarn strahlt der ORF relativ wenige Sendungen mit Audiodeskription aus, und diese wenigen Sendungen werden zudem gekonnt, wenn auch kaum mit Absicht, versteckt.
  • Der ORF ist eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt mit zweifellos hochwertigen Informationsangeboten. Die Qualität dieser Angebote erfährt aber einen gewaltigen Dämpfer, wenn sie von vielen Menschen nicht oder nur schwer genutzt werden können. Herr und Frau Österreicher werden jedenfalls ohne entsprechende Insider-Informationen das Hörfilm-Angebot gar nicht oder nur mit Mühe finden.
  • Seit Inkrafttreten des Behindertengleichstellungsgesetzes am 1.1.2006 sind jetzt nahezu zwei Jahre vergangen. Die Zugänglichkeit des Webangebotes des ORF hat sich aber in keiner Weise verbessert.

Hallo! Ist da jemand, der ein wenig mehr Licht ins Dunkel bringt? Vielleicht könnte man ja eine Aktion ins Leben rufen, mit dem Ziel, die ORF-Seite von Grund auf neu zu strukturieren und gleich auch barrierefrei zu machen. Die gute Benutzbarkeit und Zugänglichkeit der Webseite mit all den Angeboten erscheint mir jedenfalls ebenso wichtig wie das Sammeln von Spenden, auch wenn sich eine barrierefreie Seite nicht so gut vermarkten lässt.

Möglicherweise bringt ja das neue Jahr auch neue Impulse in dieser Richtung, auch wenn dies angesichts der noch vor einem halben Jahr festgehaltenen Situation des ORF-Web-Angebots bei MAIN Integrativ nicht unbedingt vorausgesetzt werden kann.

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

0 Kommentare

  • Der Orf sollte endlich die Gelegenheit nützen, sich selbst eine Existenzberechtigung zu geben.
    Denn es ist niemand da, der den Orf braucht, außer seinen 4500 Beamten!

    Für exorbitante Zwangsgebühren bekommt man zwar einen Riesenapparat (4500 Beamte), aber keine angemessene Leistung.

    Wenn ich abgestandene Nachrichten (Stunden hinter CNN) oder die 7. Wiederholung einer alten Serie sehen will, dann brauche ich den Orf.

    Ansonsten bleibt uns die Gewißheit, daß die Erhaltung des riesigen Orf-Apparates (4500 Beamte) auch nach der Erhöhung der Zwangsgebühren nicht langfristig gesichert ist.

    Das heißt: Bald werden viele Frequenzen frei und es gibt endlich gute Programme in der Nach-Orf-Zeit!

  • Hier verweise ich jetzt gerne auf die Betaversion der neuen BBC-Website in Großbritannien, damit man ungefähr ein Bild machen kann, auf welchem Stand momentan die Topsites des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind. http://www.bbc.co.uk/home/beta/