„Licht ins Dunkel“ – neu beleuchten

Ein Kommentar: In den letzten Tagen wurde ich von vielen Seiten darum gebeten zur laufenden Gegenaktion "Licht ins Dunkel - neu beleuchten" eine Stellungnahme abzugeben.

Marianne Hengl
rollon.at

Fragt man mich dazu um meine Meinung, so kommen mir in erster Linie die vielen tausend Spender und Spenderinnen in den Sinn, die im guten Glauben an den Verein „Licht ins Dunkel“ – im Glauben daran, Gutes zu tun und Hoffnung zu geben – mit ihrer oft mühsam abgesparten Spende Menschen mit Behinderung unterstützen.

Es scheint mir daher sehr wichtig, besonders im Hinblick auf diese Menschen, die die Aktion „Licht ins Dunkel“ nun schon 35 Jahre lang mit ihren Zuwendungen tragen, mit Aussagen gegen diese Aktion vorsichtig zu sein. Denn bei allen guten Vorsätzen „Licht ins Dunkel“ neu zu beleuchten, liegt es sicherlich nicht im Bestreben der Verantwortlichen, die Spender und Spenderinnen mit Kritik an der Organisation selbst zu treffen oder gar zu beleidigen.

Umdenken

Dr. Franz-Josef Huainigg, welcher sich für ein Umdenken in den Strukturen von „Licht ins Dunkel“ einsetzt, ist seit vielen Jahren ein sehr guter Freund, ich bin ein riesen Fan von ihm – so darf ich mit Freude sagen. Obwohl wir in unserer Arbeit nicht immer die gleichen Wege gehen und dieselben Lösungen sehen, so hat diese Tatsache doch nie unserer Freundschaft einen Abbruch getan, vielleicht sogar ganz im Gegenteil. Unser Bestreben gilt ganz klar ein und derselben Sache – Berührungsängste im Zusammenleben mit Menschen mit Behinderung abzubauen.

Seien die Ansätze oder Beweggründe der Menschen die „Licht ins Dunkel“ unterstützen, als Organisatoren, Moderatoren, Spender … auch noch so verschieden, so laufen sie letztendlich alle auf ein gemeinsames Ziel hinaus – Unterstützung für Menschen die dadurch „ein Licht“ sehen. Schon sehr vielen Menschen konnte in den letzten 35 Jahren damit aus einer Notlage geholfen werden.

Die Erfahrung meiner langjährigen Tätigkeit im Bereich der Behindertenarbeit und selbst als schwerbehinderte Frau hat mir aber auch gezeigt, dass ein gemeinsames Ziel am effektivsten durch Zusammenarbeit und im Austausch der Meinungen erreicht wird. Eine „Licht ins Dunkel“-Aktion im Dialog mit uns Betroffenen, in der wir mit einbezogen werden und einen Part übernehmen – dies wäre auch mein Wunsch für die nächsten Jahre. Ich bin deshalb mehr als überzeugt: Gerade auf dieser Plattform, wo Menschen mit Behinderung so viel Verständnis entgegengebracht wird, wird dies auch möglich sein.

Nicht das Sprechen über Menschen mit Behinderung ist ausschlaggebend, sondern das Sprechen mit ihnen. Das aktive und gleichberechtigte Aufeinanderzugehen und das tatsächliche Ernstnehmen ihrer Anliegen ist das, was zählt. Nicht die Behinderung, sondern den Menschen sehen.

Abschließend möchte ich der heurigen „Licht ins Dunkel“-Aktion für den in meinen Augen wirklich gelungenen Werbespot über den Sohn, der den Rollstuhl des behinderten Vaters verwendet, gratulieren. Solche frischen, etwas frechen Statements zeigen, dass sich „Licht ins Dunkel“ in den letzten Jahren von dem Image, „Mitleid für Menschen im Rollstuhl“ erwecken zu wollen, weit entfernt hat.

Diese Imageverbesserung weiterzuführen, zu zeigen, dass ein Leben im Rollstuhl wertvoll ist und kein Mitleid verdient – das ist meiner Meinung unser gemeinsames Ziel für die nächsten Jahre. Zeigen wir allen, dass Menschen mit Behinderung diese mit Würde tragen – jeden Tag aufs Neue und diese Tatsache große Anerkennung und Respekt verdient – und tun wir dies gemeinsam!

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