Licht ins Dunkel: ORF diskriminiert hörbehinderte Menschen

Der ORF wirbt derzeit sehr stark für Spenden, die im Interesse behinderter Menschen eingesetzt werden. Hingegen versagt er seit Jahren mindestens 40-70.000 hörbehinderten ÖsterreicherInnen eine vollständige Untertitelung seiner Fernsehsendungen.

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Während dies z.B. in den USA gesetzlich vorgeschrieben ist und in anderen Ländern (z.B. Großbritannien, Spanien) die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten Selbstverpflichtungen eingegangen sind, die bis 2010 zu einer vollständigen Untertitelung der Fernsehsendungen führen werden, verweigern die Verantwortlichen (trotz stattfindender Schlichtungsverhandlungen) eine schnelle Lösung.

Darüber hinaus hat sich erst vor Kurzem herausgestellt, dass die GIS als Tochter des ORF, die eigentlich nur für die Gebühreneinbringung zuständig ist, für eine sehr unrühmliche – jedenfalls unethische, wenn nicht rechtswidrige – Aktivität gegen hörbehinderte Menschen verantwortlich ist: Im Kontext eines Verfahrens vor dem Verfassungsgerichtshof zur Fernsehgebührenbefreiung für hörbehinderte Menschen wurden die Angestellten der GIS zu Bespitzelungsaktionen in Haushalten solcher Menschen motiviert. Es ging vor allem darum, ob in diesen Haushalten nicht auch hörende Menschen zu Unrecht die den hörbehinderten zustehende Gebührenbefreiung genossen.

Das empörendste Element an diesen Aktivitäten der GIS ist, dass der Prokurist der GIS, Herr Kopff die Tatsache, dass hörbehinderte Menschen (wenn sie nicht – wie bei anderen Personengruppen auch – bedürftig sind) Fernsehgebühren bezahlen müssen, obwohl sie vielen Sendungen mangels Untertitel nicht folgen können, wörtlich als „sozial ausgewogen und fair“ bezeichnet. Wohlgemerkt: Für Hörende würde das bedeuten, dass sie volle Gebühren bezahlen müssten, aber nur bei ungefähr der Hälfte der Sendungen auch ein Ton mitgeliefert würde.

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0 Kommentare

  • Sehr geehrte Damen und Herren, schauen Sie bittschön nach Deutschland, auch dort werden Menschen mit Hörbehinderung diskriminiert. Letzte Wochen gelesen: http://www.fischerfratze.de Servus Franzel

  • Hallo, können Sie mir sagen welche rechtliche Grundlage der Staatsfunk ORF hat vom östereichischen Staatsbürger zwangsgebühren zu verlangen.
    und
    2. Welche Möglichkeit gesetzlich besteht, den ORF abzuschaffen od. zu privatisieren?
    3. Denn der Bildungs- u. Informationsauftrag den der ORF angeblich hat, wird meines Wissens nicht erfüllt.
    Vielleicht können Sie mir diese Fragen beantworten, von diversen Medien habe ich darauf keine Antwort bekommen

  • Die Untertitelung der Sendungen hat sich in der letzten Zeit kontinuierlich verbessert, ist jedoch bei Weitem noch nicht ausreichend. Ein Problem wurde in der Diskussion bisher überhaupt noch nicht angesprochen: Die Musikuntermalung und sonstige Hintergrundgeräusche sind in ALLEN Sendungen derart laut,dass auch für Normal-Hörende das gesprochene Wort schwer, für Schwerhörige jedoch fast überhaupt nicht verständlich ist. Bei Unterhaltungs- und Quizsendungen ist der Applaus eine Qual. Es müsste doch technisch möglich sein, diesen zu dämpfen. Auf Beschwerden in diversen TV-Zeitungen wird seitens des ORF nicht reagiert. Diese ständige Beschallung wirkt sich auf ein bereits defektes Ohr verheerend aus (stundenlanges Rauschen im Ohr nach solchen Sendungen).

  • im Bundesgesetz über den Österreichischen Rundfunk (ORF-Gesetz, ORF-G) Programmauftrag – § 4. […] 10. die angemessene Berücksichtigung der Anliegen behinderter Menschen; […]

  • Die GIS schreckt nicht einmal vor Keilermethoden zurück. Die schicken ihre Leute an die „Kunden“, welche dann mit Pseudo-Wahrheiten und Einschüchterungsmethoden die Leute gefügig machen versucht. Die Vorgangsweise lautet so: Haben Sie einen Fernseher? Nein? Haben Sie einen Internetanschluß? Ja? Dann müssen Sie sich bei der GIS anmelden, sonst machen Sie sich strafbar. Wenn man darauf hinweist, dass man keinen TV benützt und man ORF on Demand-IPTV Angebote nicht verstehen kann, weil keine UT usw. Dann wird man darauf hingewiesen, dass man sich dann abmelden kann „ohne Probleme“. Genau das ist nicht der Fall! Hauptsache, man kriegt eine Anmeldung unter Dach und Fach und wenn man sich dann mit dem Abmelden beschäftigt, dann wird sichtbar, wie verstaubt und überholt die Materie ist. Da wird sichtbar, dass das System Methode hat, ganz egal was die Wahrheit ist. Nach mehrmaligen Nachfragen und Erkundigen bei fachkundigen Leuten hat es sich herausgestellt, dass dieser Keiler mich angelogen hat, die kennen sich selbst nicht mit der Materie aus und arbeiten mit Unwahrheiten. Die GIS ist das Inkassobüro des ORF, ganz egal wie! Da steckt eine enorme Absicht dahinter! Irgendwie bekommt man das Gefühl, die GIS ist wie der Ablaßhandel im Mittelalter!

  • @Gamma-Ray Brust: ich habe NICHT von Abschaffung der Rundfunkgebühr fuer GL/SH gesprochen, sondern, wie die Hoergeschädigten schneller zu ihrer gewünschten UT-Forderung kommen könnten. Geld stinkt bekanntlich nicht.

  • @Rechner: Nur das Problem leider (was ich extrem bedauere), dass gerade ein Österreich (was in anderen Ländern wie Nordamerika oder Skandinavien eher nicht der Fall ist), extrem tiefe Gräben zwischen Schwerhörigen und Gehörlosen gibt. Weiters bin ich NICHT in der Meinung dass, die Rundfunkgebühr für GL/SH abegeschafft werden soll, sondern stattdessen soll 100% (also 24/7) 1zu1 Echtzeit UTs geben.

  • @ Witaf – „Interventionen zur Abschaffung waren bislang ergebnislos.“

    nehmt euch die Bauern mit ihrer IG Milch als Vorbild. Geschlossen und Entschlossen setzen sie ihre Forderungen Schritt für Schritt durch. Aber nicht durch Interventionen sind sie weiter gekommen, sondern durch gezielte Aktionen, nämlich genau dort, wo es weh tut. Dasselbe mit den finnischen Krankenschwestern. http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,513592,00.html

    Die Hörgeschädigten könnten durch ihre große Zahl etwas bewirken, aber dazu bedarf es gezielte Aktionen. Rechenbeispiel habe ich zuvor schon gezeigt, wie das klappen könnte.

  • nicht zu vergessen, dass die „Fernsehgebühr“ mit der „Rundfunkgebühr“ gekoppelt ist und damit Gehörlose auch für ein nicht konsumierbares Radioerlebnis bezahlen müssen. Interventionen zur Abschaffung waren bislang ergebnislos.

  • Die Macht des Konsumenten? Wenn man den Statistiken glauben muss, gibt es sehr viele Hörgeschädigte in Österreich. 10.000 GL und über 500.000 oder gar 20% der Bevoelkerung Schwerhörige, davon wieder viele hochgradig bis höchstgradig schwerhörig, die UT benötigen. Gehen wir von einer durchschnittlichen monatlichen ORF Geüehr von 20 Euro aus, und der ORF erhält davon 15 Euro, sind das 180 Euro pro Nase und pro Jahr.

    1000 Personen stellen Fernseher weg und kündigen rechtlich korrekt die Gebühr: 180.000 Euro Entgang – oder in alte Schillinge ausgedrückt: 2,476 Mio ATS bei 10.000 Personen wärens 1,8 Mio Euro /24,76Mio ATS. Die Macht des Konsumenten?

  • @Gamma-Ray … ob der Orf nun qualitativ hochwertiges Fernsehen liefert, steht hier nicht zur Diskussion, sondern eher die Tatsache, dass es ein Unternehmen ist, dass durch öffentliche Gelder und Gelder durch den Bürger gefüttert wird und das nicht zu knapp. Und dieses Unternehmen ist nicht bereit, sich auf die Belange ihrer Zuseher einzustellen. Das ist ja das Kernproblem.

    Wenn ein Unternehmen eine Monopolstellung einnimmt, so nimmt es sich Rechte heraus, der er nicht verdient. Aber das Problem mit dem Monopol haben wir ja nicht nur mit dem Orf.

    Das einzig wirklich Wirkungsvolle wäre, dass die Leute, die das Fernsehen nicht „sehen“ oder „hören“ können, sich weigern sollten, dieses Unternehmen weiterhin zu unterstützen. Und dazu gehört nicht nur der Orf als Rundfunganstalt sondern auch die Darstellung und Präsentation im Internet. Solange der Orf Werbekampagnen wie der von Lid unterstützen, Webseiten haben, die nicht mal im Ansatz barrierefrei sind und zudem ihre zahlenden Zuseher ignorieren. Diese Überheblichkeit ist nur dadurch zu bekämpfen, indem man den Orf auch ignoriert.

    Und ob es eine Alternative gibt? Ja klar. Der Orf ist nicht die einzige Nachrichtenstelle und auch andere Sender bieten durchaus ein Programm, dass sich vom Orf klar unterscheidet. Sicherlich werden diese Stationen durch Werbeeinblendungen finanziert, aber hier ist die Verantwortung anders gelagert.

  • @Alexandra,

    mir ist der ORF eh schon soetwas von egal, da er ja fast keine gute Filme mehr sendet sondern nur noch Shows, Volksmusik, Belangsendungen, Blablablablablabla….

  • Nunja, damit hätte man vor allem die älteren Zuschauer ausgeschlossen, die ja eine der Wenigen sind, die die Gis gern bezahlen. Würde dem ORF sicherlich teuer kommen – Pisa hin oder her.

  • @hanbal: Der ORF sollte die ganzen Synchronisierungen in die Tonne werfen und lieber die Filme in der Originalfassung mit deutschen UTs senden, das kommt dem ORF um einiges billiger und fördert die Fremdsprachkentnisse (Siehe PISA-Studie)

  • Bei fremdsprachigen Filmen gibts ja auch Untertitel. Untertitel stören ja nicht. Und für die Gebühren, die sie einem aus der Tasche ziehen, können sie auch ruhig Untertitel machen. Dann eben weniger Produktionen etc., wenn sie nur Schund und Schrott sind.

  • Naja, dem ORF sind UTs schlicht und einfach zu teuer, vor allem wenn veraltete Technologien verwendet und sich weigert die UT-Abteilung von der BBC zu besuchen bzw. die dortige Vorgehensweise abschaut. Lieber ein eigenes System, das ineffektiv ist, da der ORF leider in der Meinung ist, wir SH/GL können 1 zu 1 Echtzeit-UTs nicht verstehen und somit müssen sie vereinfacht werden. Der Witz an der Sache ist, dass die Serien CSI (die mag ich nicht, da diese ua. den Big Brother Award bekommen hat) und Desperative Housewifes der Renner unter den mir bekannten SH/GL ist.

    Bei den Filmen habe ich schon lange vom ORF verabschiedet, denn ich borge mir in der Videothek (in der englischsprachigen natürlich) die DVDs an und schaue mir die Filme in der engl. Originalfassung mit engl. UTs (unvereinfacht natürlich!) an. Selbst die extrem kitschigen Bollywood-Filme, deren DVDs man in Österreich kaufen kann, haben UTS in Englisch, Deutsch und Indisch!

  • Ich selbst als hörbehinderter komme auch immer wieder in den Genuss, dass ich mir Filme ohne UT anschauen zu müssen. Das man da nur die Hälfte oder noch weniger versteht, das interessiert dem ORF nicht. Der ORF ist für 8 Millionen Menschen in Österreich eine wichtiges Medium und solange er der größte Marktführer (?!) ist, kann man ihm nicht besser lehren. Naja, trotzdem hoffe ich, dass im Zuge des Behindertengleichstellungsgesetz sich in der Zukunft die Einstellung des ORF ändert!