Im Jahr 2019 starb Martin Habacher. Knapp danach kam der Film „Mabacher #ungebrochen“ ins Kino. Ich war bei der Premiere dabei. Es war eine gute Erinnerung an Martin, der eigentlich dabei sein sollte. Und zu meiner Schande habe ich zwar getwittert, aber nie über den Film geschrieben.
Wer ihn erstehen möchte (und er ist es wirklich wert), der kann die DVD über den Falter-Shop erstehen.
Nachstehenden Text habe ich eigentlich für ein anderes Magazin geschrieben. Aber er ist in der Form nie erschienen. Und daher möchte ich ihn wenigstens hier platzieren und wieder einmal an Martin erinnern.
Damals schrieb ich:
Wenn von behinderten Menschen berichtet wird, dann meistens mit einer Vielzahl von Klischees. Oder sie werden als leidende Menschen dargestellt. Martin Habacher wurde mit Glasknochen geboren und saß alsbald im Rollstuhl. Mit „#mabacher – ungebrochen“ gibt es nun einen faszinierenden Dokumentarfilm über Martin und seinen Weg vom Heim in ein selbstbestimmtes Leben als Social Media Berater. Der Film begleitet Martin in seinem Alltag und zu früheren Lebensstationen.
Martin Habacher wird mit der Glasknochenkrankheit geboren. Seine Kindheit und Jugend ist geprägt von Krankenhausaufenthalten. Martin kann nicht gehen, sitzt im Rollstuhl und kommt in ein Heim. Das wäre in vielen Fällen das Ende der Geschichte.
Martin gibt nicht auf. Er zieht allein nach Wien, sucht sich Assistenten und baut sich selbst als Marke auf: @Mabacher. Er dreht Videos über seinen Alltag, über Barrieren und wie man sie beseitigen kann. Er lernt Social Media als Weg kennen, seine Anliegen zu verbreiten. Und er wird Social Media Berater.
Über sich selbst schrieb er auf seiner Website: „Ich bin ein Blogger. Ich bin ein Werber. Ich bin ein Filmemacher. Ich bin ein Kommunikator.“
Und er nennt sich selbst der „kleinste YouTuber Österreichs“.
Mit „Mabacher – #ungebrochen“ kommt nun ein Film über Martin auf DVD in den Handel.
Martin nimmt uns mit in sein altes Heim, lässt Freunde und Bekannte aus ihren Erinnerungen erzählen. Die Dokumentation zeigt uns keinen leidenden behinderten Menschen und auch keinen Heiligen. Es ist der Mensch Martin Habacher mit Kanten, mit den Momenten der Traurigkeit und dem ihm ganz eigenen Humor.
Er zeigt uns ganz besonders, warum es noch immer einen weiten Weg in Richtung Inklusion gibt und dass es engagierte Menschen braucht, die immer den Finger in Wunden legen.
Der Film macht nachdenklich. Schon in der ersten Minute, wenn man Martin wortlos zusieht wie er mühevoll eine Wasserflasche öffnet. Er gibt Mut, dass es viele Wege gibt mit den eigenen Unzulänglichkeiten umzugehen. Und es macht Spaß, wenn man Martins humorvollen Betrachtungen der Welt folgt.
Der Film bietet uns auch Einblicke in die Lebensecken eines Menschen, die man bei behinderten Menschen oft ausklammert: Beziehungen und Stuhlgang.
Für Audiophile. Die gesamte, spärlich eingesetzte, Filmmusik besteht aus einzelnen Geräuschen des elektrischen Rollstuhls von Martin.
Martin konnte die Premiere des Films nicht erleben, er starb kurz zuvor.
Daher ist dieser Film auch ein Vermächtnis für mehr Toleranz und Mut und bleibt dabei immer fern von Pathos.