Albert Brandstätter

Mag. Albert Brandstätter ist Geschäftsführer der Lebenshilfe Österreich

"Das kann die interessanteste Herausforderung meiner beruflichen Laufbahn werden", kommentiert Mag. Albert Brandstätter, 43, seine Zusage, ab 1. Oktober 2005 die Geschäftsführung der Lebenshilfe Österreich zu übernehmen.

Der bisherige Generalsekretär der Eurodiaconia in Brüssel erkannte sehr schnell den Reiz der neuen Aufgabe, die er nach seiner Rückkehr nach Österreich übernimmt: „Die Lebenshilfe Österreich ist mit 10.000 betreuten Menschen und 4.000 hauptamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen eine der großen Not-for-Profit-Organisationen (NPOs) in Österreich.

Sie vertritt seit beinahe 40 Jahren auf Bundesebene erfolgreich die gesellschaftspolitischen und sozialrechtlichen Interessen von Menschen mit Behinderungen und ihrer Angehörigen. Dabei ist sie die größte Organisation geworden, die die Interessen von Menschen mit intellektueller (geistiger) Behinderung als Anwältin für Rechte, Anliegen und Gleichstellung vertritt – mit dem Ziel, dass Menschen mit intellektueller (geistiger) Behinderung ein eigenständiges und aktives Leben führen und gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben können.“

Generalsekretär der Eurodiaconia

Brandstätter, der mit vielseitigen internationalen Erfahrungen die neue Aufgabe bei der Lebenshilfe Österreich mit ihrem Büro in Wien übernimmt, war seit 2001 in Brüssel Generalsekretär und Verbandsmanager der Eurodiaconia, dem Dachverband der Diakonie in Europa. „In dieser Tätigkeit wird man täglich mit sozialen Belangen von Minderheiten konfrontiert. Man erkennt, wie unzulänglich unsere Gesellschaft im Umgang mit Armut, Krankheiten, Handicaps und überhaupt mit dem Anderssein noch immer ist. Ich werde mein diesbezügliches Wissen nun bei der Lebenshilfe Österreich einbringen und übernehme die Aufgabe in einer Zeit, in der nicht nur gesellschaftliche Werte, sondern auch Begrifflichkeiten in Frage stehen.“

Das Behindert-Werden schafft die Handicaps

Der ehemalige Student der evangelischen Theologie und der Altorientalistik hat sich zum Thema Behinderung bereits seine Gedanken gemacht: „Auch in meiner Tätigkeit als Leiter der Evangelischen Akademie in Wien oder in Brüssel konnte ich feststellen, dass es um den Begriff Behinderung nicht so einfach bestellt ist, wie man zuerst annehmen mag. Es ist vor allem der diskriminierende Charakter vieler Lebensbedingungen, der mir deutlich machte, dass nicht das Behindert-Sein die eigentliche Ursache von Handicaps darstellt. Vielmehr ist es das Behindert-Werden durch das gesellschaftliche Umfeld, das sich um Behinderungen zu wenig Gedanken macht.“

Ein besonderes Anliegen ist dem Mitinitiator der Österreichischen Armutskonferenz daher die Vermeidung von Armut von behinderten Menschen und die Schaffung von Grundsicherungsstrukturen, die eine möglichst selbstbestimmte Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht. „Ein wesentliches Ziel meiner Arbeit wird es sein, mich besonders für gute gesellschaftliche und sozialrechtliche Rahmenbedingungen der Menschen mit Behinderungen einzusetzen“, betont der neue Geschäftsführer. „Es geht dabei nicht so sehr um Fürsorge für Menschen mit Behinderungen, sondern sehr viel mehr darum, ihre wirklichen Interessen und ihre vielfältigen Begabungen wahrzunehmen.“

Teilhabe an der Gesellschaft muss ernst genommen werden

Menschen mit intellektuellen (geistigen) Behinderungen haben ein Recht auf eigene Gestaltungsräume und auf eine barrierefreie, unbehinderte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Dazu zählt für Brandstätter auch die Debatte um den in den Augen der Betroffenen diskriminierenden Begriff „geistige Behinderung“, der derzeit von der Lebenshilfe mit internationalen Partnern geführt wird. Gemeinsam mit dem Präsidenten der Lebenshilfe Österreich, Univ.-Prof. Dr. Germain Weber, will sich Mag. Brandstätter daher um die Schärfung des inhaltlichen und strategischen Profils der Lebenshilfe Österreich kümmern, um die Neuorientierung der anstehenden Aufgaben und Forderungen im Sinne einer wirksamen Integration.

„Dazu ist auch immer wieder eine übersichtliche Bündelung der Aufgaben der vielschichtigen Materie notwendig, um sich national und international erfolgreich vernetzen zu können“, skizziert Brandstätter eine seiner bevorstehenden Prioritäten. „Die Umsetzung des neuen Leitbilds der Lebenshilfe Österreich wird dazu ebenso notwendig sein wie eine noch stärkere Präsenz der Belange von Menschen mit Behinderungen in den Medien. Dabei muss gelten: Jeder Mensch – ob mit oder ohne Behinderung – ist frei und gleich an Würde und Rechten. Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben. Persönlichkeit und Entwicklung zu einem selbstbestimmten Leben stehen dabei im Vordergrund.“

„Ich freue mich sehr auf diese neue Aufgabe“, erklärt Mag. Brandstätter. „Und ich bin stolz, meine Erfahrungen aus diversen Managementaufgaben und aus Lobbying und Advocacy gegenüber vielen europäischen Institutionen bei der Lebenshilfe Österreich einbringen zu können. Ich weiß selbstverständlich, welche außerordentlichen Leistungen dieser Organisation mir hier als Vorgabe mitgegeben werden. Ich weiß aber auch, wie stark in Österreich dadurch ein offenes Ohr bei den politischen Verantwortungsträgern ermöglicht und real geworden ist“, freut sich der geborene Kärntner zudem wieder auf eine Tätigkeit in Österreich, wohin ihn auch seine künstlerisch tätige Gattin und ihr gemeinsamer Sohn folgen.

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