47. Woche 2025 – Eingang zur Interspar Filiale
Dieses Foto des einzigen barrierefreien Eingangs beim INTERSPAR Meidling Niederhofstraße, der durch Fahrräder verstellt ist, steht stellvertretend für die vielen …
Auf Youtube fühlte sich Martin Habacher in seinem Element. Wöchentlich präsentierte er seinem immer größer werdenden Publikum zumindest einen Clip. Immer mit Herzblut und Leidenschaft.
Er nannte sich gerne keck „kleinster Social Media-Berater der Welt“ und arbeitete selbstständig. Immer erzählte er, wie viel Spaß ihm die selbstständige Arbeit macht und welche Freiheiten ihm sein Leben bot. Unter „Mabacher“ war er auf vielen Plattformen bekannt.
Geboren 1977 in Oberösterreich lebte Martin eine Zeit lang in einer Großeinrichtung. Er schaffte den Sprung nach Wien, studierte an der Universität Wien und begann die Stadt auf seine Art zu rocken. Seinem Naturell entsprach es einfach, „etwas mit Kommunikation“ zu machen.
Er gab zwar immer vor, sich in Politik nicht auszukennen, aber so ganz stimmte das nicht. Er hatte ein gutes Gespür für Gesellschaftspolitik, Ungerechtigkeiten und scheute sich nicht, in solchen Situationen – ob von ihm herbeigeführt oder einfach nur vorgefunden – unverkrampft und schlagfertig zu sein.
Er bewarb sich bei einem Onlinevoting beinahe erfolgreich als Superpraktikant des Vizekanzlers Pröll. „Mir geht es um einen Perspektivenwechsel in der Politik!“, hielt er bei der Aktion fest. Seine Bewerbung verursachte so großes Aufsehen und zahlreiche Medienberichte, dass er damit erstmals einem größeren Publikum bekannt wurde. Sein Durchbruch war damit geschafft. Martin arbeitete hart und zielstrebig an der Marke Mabacher, die vielen bald ein Begriff war.
Seine Moderationen waren ein Erlebnis und seine Vorträge fesselten die Zuhörerinnen und Zuhörer. Er versuchte sich erfolgreich an Studiosendungen mit Nationalratsabgeordneten.
Weil er immer bekannter wurde, lud ihn Bundeskanzler Kern ein – was in einem Desaster für Kern endete, weil Martin seine Grundsätze hatte. Legendär auch seine Replik an den Landeshauptmann Pröll in Sachen Barrierefreiheit.
Viele seiner Videos drehten sich um Barrierefreiheit und die spontanen Tests, die er regelmäßig durchführte. Es ging ihm dabei nie darum, absolut perfekte Situationen zu finden sondern darum, zu zeigen, was ist.
Er forderte Barrierefreiheit aber nicht nur von anderen. Es war für ihn eine Selbstverständlichkeit, dass seine Videos untertitelt waren. Darauf legte er großen Wert. Sehenswert auch dieses Video zu ORF-Untertitel.

Wie faszinierend Martin war, merkt man daran, dass im Jahr 2017 ein Film über ihn erschien. Das Werk „Mabacher – #ungebrochen“ wurde von Stefan Wolner und Viktor Schaider realisiert.
„Der Film begleitet mich drei Jahre lang bei meiner Arbeit und porträtiert das Erleben eines Menschen mit Behinderung. Damit bietet er ein alternatives Bild von Behinderung“, erzählte Martin von den Dreharbeiten.
Als Schauspieler gelang ihm im Film Lourdes sogar der Sprung auf die große Leinwand. Das Projekt Goldfisch99 beschäftigt sich auf sehr unverkrampfte Weise mit dem Thema Behinderung und Beziehung. Ebenfalls sehenswert seine Produktion „Wie schmeckt eigentlich Behinderung?„
Martin hatte einen schrägen Humor – und er wusste es und spielte bewusst damit. Eines der ersten Videos, welches ich von ihm kannte, war dieses zur Persönlichen Assistenz (BIZEPS-Kongress). Es passte zu seiner Lebenseinstellung, dass er kein moralischer Zurechtweiser war, sondern ein humorvoller Zeitgenosse.

„Zwei Jahre lang habe ich jeden Montag nur Behindertenwitze erzählt“, gab er in einem Interview bekannt. Nicht immer waren die Menschen damit einverstanden – ihm war das ziemlich egal. Er war kein Fähnchen im Wind. (Sammlung der Witze)
Was ich an Martin auch sehr schätzte war, dass er sich nie als Star gab. Klar freute er sich über Erfolge, aber es war ihm immer wichtig, andere zu ermutigen, auch social media einzusetzen. Sehr sympathisch war beispielsweise seine Aktion AbilityTubeKalender im Dezember 2018, wo er andere behinderte Menschen auf social media empfahl.

Hatte ich in den ersten Jahren nur hin und wieder Treffen mit Martin, änderte sich dies im Jahr 2017 schlagartig. Wir waren beide am Podium einer ORF-Diskussion und witzelten ungeniert vor uns hin. Wenig später kamen wir überein, wöchentlich eine Sendung „Schlagzeilen Revue“ über die HEUTE zu produzieren.
Die Vorbesprechung dazu vergesse ich nie. Beide hatten wir die Angst, dass der jeweils andere unbedingt etwas zum Thema Behinderung daraus machen wollte und wir waren beide erfreut, dass wir falsch lagen. Was folgte war eine bunte Folge von wöchentlichen Sendungen (hier die 50. Episode), die ihr Stammpublikum hatte und auch auf OKTO zu sehen war.
Damit ist nun völlig unerwartet Schluss. Martin ist am 20. Jänner 2019 verstorben.
Auch wenn ich gerade sehr traurig bin – Mir bleibt die Erinnerung an sehr viele schöne gemeinsame Momente, lustige Drehs, intensive fachliche Diskussionen und das gemeinsame Lachen.
Und es bleiben die 555 Videos von Martin auf YouTube, die bisher schon über 1 Million Aufrufe verzeichnen konnten.
Danke Martin! Du warst so lebensfroh! Du fehlst mir jetzt schon.
Siehe auch: OKTO, HEUTE, SPÖ, SPÖ-NÖ, Presse, MabacherFilm, FM4, BMVIT, Kurier, JETZT, Oberösterreichische Nachrichten, Access Guide Magazin, ZeroProject, WAG, Robert Lender, Normalo TV, Ö1, ÖBSV, Augustin, Abilitytubecrew, BMIN
Barrierefreiheit sichtbar gemacht: Jede Woche ein Bild, das Erfolge feiert oder Hürden aufzeigt.
Dieses Foto des einzigen barrierefreien Eingangs beim INTERSPAR Meidling Niederhofstraße, der durch Fahrräder verstellt ist, steht stellvertretend für die vielen …