Mc Donalds – wir dürfen nicht hinein …

Länger als ein Jahr es jetzt her, seitdem das österreichische Parlament eine Verfassungsänderung beschlossen hat, durch die erstmals die Rechte behinderter Menschen in den Verfassungsrang erhoben worden sind (Antidiskriminierungsbestimmung).

McDonalds
McDonalds

Daß es fünfzig Jahre nach der Deklaration der Menschenrechte dennoch ein langer Weg sein wird, „bis auch wir überall hineindürfen äh… – können“, müssen wir bei der Beobachtung von Bautätigkeiten wiederholt zur Kenntnis nehmen.

Als Entschuldigung dafür, daß immer wieder gegen die Bundesverfassung verstoßen wird, führen die Verantwortlichen speziell in Wien häufig „die alte Bausubstanz“ an.

Die alte Bausubstanz und die „Beengtheit im Eingangsbereich“ war demnach ganz folgerichtig auch der Grund für den Fastfood-Konzern Mc Donalds, am 26. Juni 98 ein neues Lokal auf der Wiener Mariahilfer Straße 85 mit insgesamt neun Stufen bis zur „Verkaufstheke“ zu eröffnen.

Laut Marketing Direktor Mag. Hager konnte „vorerst nur eine Rampenlösung verwirklicht werden, die Eltern mit Kinderwagen eine einfache Benutzbarkeit ermöglicht. Für Rollstuhlfahrer haben wir eine Klingelanlage installiert, um Restaurantpersonal zum Eingang herbeizurufen.“

Wir bitten um Verständnis dafür, daß wir unseren LeserInnen nun keinen Test- und Erfahrungsbericht darüber bieten können, was wie schnell geschieht, wenn die Klingel gedrückt wird – keiner von uns wollte nämlich, einem Hund gleich, bei Wind und Wetter auf der Straße stehen und warten, bis ihm ein Burger zum Fraß vorgeworfen wird. Abgesehen davon wird es RollstuhlfahrerInnen wohl schwer fallen, die Hürde zu überwinden, die zwischen Gehsteig vor dem Lokal und Klingel im Lokal liegt: eine neun Zentimeter hohe Stufe!! Abschrägung gab es nämlich am 7. Dezember 1998 noch (?) keine.

Der in Behindertenfragen vorbildliche „american way“ – in Österreich nur eine traurige Karikatur, eine Persiflage seiner selbst??

Was im ehemaligen Ostblock längst zum Standard gehört und wovon wir dachten, es sei wesentlicher Bestandteil der Firmenpolitik von Mc Donalds, nämlich eine barrierefreie Architektur, danach werden österreichische Gäste zur Zeit lange suchen müssen.

Kann es wirklich diese gedankenlose und ignorante Mentalität gewesen sein, die Mc Donalds zur weltweit größten Fastfood-Kette gemacht hat?

Die gefährlich steile und viel zu kurze Rampe im Lokalinneren wurde übrigens mittlerweile für RollstuhlfahrerInnen für die Benutzung gesperrt.

Wir wandten uns daher am 12. August 1998 an Mc Donalds Österreich und ersuchten um Informationen bezüglich Barrierefreiheit der rund 170 Mc Donalds-Lokale in ganz Österreich.

Mag. Hager stellte Ende September 98 die Ausarbeitung einer Liste „mit Details behindertenrelevanter Ausstattung“ in Aussicht. (Anm. d. Verf.: Wir warten voller Vorfreude.)

Nach anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten ließ sich auch ein Gesprächstermin arrangieren. Das Gespräch wird voraussichtlich noch im Dezember 1998 stattfinden.

Frage an Mc Donalds: Ist Moral nur eine Frage der bestehenden Gesetzeslage?

Antwort zu Handen aller östereichischer PolitikerInnen: Gleichgültig, ob Anständigkeit nun eine Frage der Moral, des Charakters oder des Geldes ist – Österreich braucht ein umfassendes Gleichstellungsgesetz.

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