Mehrfachdiskriminierung von Frauen mit Behinderungen

Monitoringausschuss mahnt anlässlich des Weltfrauentages zu gendergerechter Politik für Menschen mit Behinderungen

Monitoringausschuss.at
Monitoringausschuss

Seit 35 Jahren ist die UN-Konvention zur Eliminierung jeder Form von Diskriminierung der Frauen in Österreich in Kraft. Dennoch werden Frauen und Mädchen mit Behinderungen nach wie vor in nahezu allen Bereichen gegenüber Männern mit Behinderungen oder Personen ohne Behinderungen massiv benachteiligt. Ein Umstand, den auch die UN-Behindertenrechtskonvention aufgegriffen hat, indem sie dieser Personengruppe einen eigenen Artikel gewidmet hat. 

„Auch dies hat die Situation leider nicht merklich verbessert“, so Christina Wurzinger, Vorsitzende des Unabhängigen Monitoringausschusses zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Österreich. „Als Personengruppe werden Frauen mit Behinderungen in Österreich nicht hinreichend wahrgenommen – dies gilt sowohl für die österreichische Frauenpolitik wie auch für die Behindertenpolitik.

„Das zeigt sich auch an unzureichenden rechtlichen Regelungen zur Mehrfachdiskriminierung“, kritisiert Wurzinger. „Die häufige und oft unterschwellige Verknüpfung aus beiden Menschenrechtsverletzungen wird somit kaum sichtbar.“ 

Trotz des verheerenden Datenmangels zur Situation von Frauen und Mädchen mit Behinderungen kann davon ausgegangen werden, dass diese mehr als doppelt so häufig Opfer von Gewalt werden. Unter ihnen sind Frauen mit Lernschwierigkeiten besonders gefährdet.

„Dies ist insofern besonders bedenklich, weil die meisten Opferschutzeinrichtungen nicht barrierefrei bzw. nicht auf die Bedarfe von Frauen mit Behinderungen ausgelegt sind“, so Wurzinger. Aber auch in anderen Bereichen, wie beispielsweise am Arbeitsmarkt oder im Bildungsbereich, liegen Frauen und Mädchen mit Behinderungen deutlich hinter ihren männlichen Kollegen.

 „Diese Umstände“, erläutert Wurzinger, „lassen klare Rückschlüsse auf die strukturellen Mängel zu, die diesen Missständen zugrunde liegen.“ Umso wichtiger sei es, dass begrüßenswerte Initiativen wie die Ausrufung von 2017 als Europäisches Jahr zur Beseitigung von Gewalt gegen Mädchen und Frauen sowie der Nationale Aktionsplan zum Schutz von Frauen vor Gewalt diese Personengruppe besonders im Auge behielten.

„Auch eine ernst gemeinte Aufarbeitung der Empfehlungen des UN-Behindertenrechtskomitees an Österreich in Bezug auf Frauen mit Behinderungen ist dringend notwendig“, mahnt Wurzinger. „Es braucht starke Maßnahmen zur Förderung eigener Interessenvertretung und zum Empowerment von Frauen und Mädchen mit Behinderungen sowie die Bereitstellung adäquater Unterstützungsstrukturen.“

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Die Kommentarfunktion für diesen Artikel ist abgeschalten.

Ein Kommentar

  • Wie wahr!
    Ich hab mich letzte Woche anlässlich einiger Veranstaltungen rund um den Welt-Frauen-Tag als behinderte Frau eingemischt bzw. besser gesagt mich halt nicht davon abbringen lassen, dort hin zu rollen. Leider fühlte ich mich nirgendwo unten den vielen „taffen“ Frauen wirklich wohl. Überall war es so eng und fast alles war so gekünstelt, was mir an erzwungenen „Kontakten“ abverlangt wurde (alle mussten aufstehen und ihre Sessel wegrücken, dass ich überhaupt vorbei konnte) . Es ist ganz sicher so, dass sich die eingeschworene (vermeintlich nicht-behinderte) Frauen-Gemeinschaft nicht gerne auf Frauen in einem Rollstuhl einlässt und selbstverständlich von mir erwartet wird, dass ICH die Eisbrecherin bin. Berührungs-Ängste sind unverblümt da – und das von beiden Seiten.
    Und nicht einmal unsere Oö. Noch-Frauen-Landesrätin, die gleichzeitig als Sozial-Landesrätin, u.a. auch für den Behindertenbereich zuständig ist, spricht darüber, obwohl sie mir kurz vorher die Hand geschüttelt hatte, dass Frauen mit einer Behinderung z.B. ein mehrfacher Hinsicht ihrer Menschenrecht beraubt werden. Alle Merkmale fielen ihr in dieser Hinsicht ein – bishin zur sexuellen Orientierung. Was für eine Ignoranz!