Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt: Anreize für Unternehmen, nicht Strafen

Konjunktur trifft besonders Schwächere - Erwerbsquote in Österreich im internationalen Vergleich hoch

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„Es ist der Wirtschaft ein wesentliches Anliegen, Menschen mit Behinderung berufliche Chancen zu geben“, betont Rolf Gleißner, stv. Leiter der Abteilung für Sozialpolitik in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Dies zeigt sich deutlich darin, dass die Erwerbsquote dieser Gruppe im internationalen Vergleich in Österreich mit 64,5% hoch ausfällt. Zum Vergleich: In Deutschland sind nur 52% der behinderten Menschen erwerbstätig.

Dass die Arbeitslosenquote bei Menschen mit Behinderung gestiegen ist, liegt an der schwierigen konjunkturellen Lage, die Menschen mit Benachteiligungen auf Jobsuche besonders hart trifft. „Gleichzeitig gibt es eine zunehmende Kluft zwischen der Anzahl der auf dem Arbeitsmarkt verfügbaren behinderten Personen und der von Arbeitgebern zu erfüllenden Pflichtzahlen“, erläutert Gleißner.

„Viele Betriebe möchten einem Menschen mit Behinderung einen Job geben, auch um sich die Ausgleichstaxe zu ersparen, finden aber keine geeigneten Kandidaten“. Deshalb würde eine Anhebung der Ausgleichstaxe auch am Problem vorbei gehen und nichts bringen.

„Mit strengerem Kündigungsschutz und noch höheren Belastungen verbessert sich die Lage nicht – im Gegenteil. Damit gefährdet man die hohe Beschäftigungsquote“, warnt Gleißner vor voreiligen Verschärfungen für Unternehmen. „Denn der Packesel Wirtschaft kann nicht noch mehr schultern.“

Stattdessen sollte der Zugang zu Förderungen erleichtert und ausgebaut werden: Früher war das Bundessozialamt für die Lohnkostenzuschüsse bei Menschen mit Behinderung zuständig. „Nun gibt es regional unterschiedliche Vorgangsweisen und mehr Bürokratie bei der Vergabe von Einstellungsbeihilfen“, kritisiert Gleißner. Auch sollten Unternehmen stärker belohnt werden, wenn sie ihre Einstellungspflicht übererfüllen oder wenn Kleinbetriebe ohne Einstellungspflichten Menschen mit Behinderung einstellen.

„Die schwache Konjunktur belastet Unternehmen und Arbeitskräfte gleichermaßen. Um den Arbeitsmarkt wieder in Schwung zu bringen, brauchen die Unternehmen nicht noch weiteren Gegenwind in Form von höheren Strafen und Regulierungen, sondern Rückenwind, konkrete Entlastung und Anreize.“

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