WKÖ, Caritas und AMS starten Beschäftigungsoffensive für Menschen mit Behinderungen: 7-Punkte-Programm zur Beratung, Information und Motivation der Unternehmen
„Gerade in Zeiten schwieriger Konjunkturlage dürfen wir Menschen mit Behinderungen nicht vergessen, sondern wollen sie verstärkt in unsere Arbeitswelt miteinbeziehen.“
Dies betonte Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, heute Montag, gemeinsam mit Caritas-Präsident Franz Küberl und AMS-Vorstandsmitglied Herbert Böhm bei der Präsentation der gemeinsamen Informations- und Aktionsoffensive für eine bessere Integration von behinderten Menschen am Arbeitsmarkt.
Diese „bereichern“ die Betriebe nicht nur durch ihre betriebswirtschaftliche Leistung, sondern auch durch ihren besonderen Einsatz und ihr hohes Verantwortungsgefühl, wies Leitl hin.
Zur Bewusstseinsbildung und Gesprächsoffenheit auf allen Seiten haben WKÖ, Caritas und AMS ein sehr konkretes 7-Punkte-Programm entwickelt, mit folgenden Schwerpunkten:
- Information: Mit EU-Unterstützung wird eine elektronische Job-Börse für Menschen mit Behinderung im Internet (wko.at) eingerichtet.
- Ausbildung: Mit der „Integrativen Berufsausbildung“ wird ein Ausbildungsmodell für Jugendliche geschaffen, die nicht für eine reguläre Lehre geeignet sind.
- Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung: Adaptionen auf Unternehmer- und Behindertenseite für maßgeschneiderte Lösungen
- Begleitung: Arbeitsassistenz, Clearing und Job-Coaching für Unternehmer und Menschen mit Behinderung
- Mediation und Evaluation: weniger gesetzliche Vorschriften, mehr praktische Brückenbildung und Einigung bei Komplikationen
- Finanzielle Anreize für Betriebe um Menschen mit Behinderung einzustellen
- Motivation für die zahlreichen Klein- und Mittelbetriebe bis 25 Mitarbeiter, die keiner gesetzlichen Verpflichtung zur Behinderteneinstellung unterliegen, mehr Möglichkeiten und Chancen für ihren Betriebe durch die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung wahrzunehmen.
„Mit dieser Aktionsoffensive soll den Unternehmen auf verschiedenste Weise Mut gemacht werden mit Menschen mit Behinderungen zu arbeiten“, erklärte Caritas-Präsident Küberl. Er wies auf Erfahrungswerte hin, dass sich der soziale Wert eines Unternehmens und die interne soziale Stimmung im Betrieb durch Menschen mit Behinderung erhöht.
„Generell sinken im Personalbereich sowohl das Konfliktpotenzial als auch die Fluktuation“, berichtet Küberl. Die Behindertenmilliarde habe viel Positives bewirkt und solle deshalb beibehalten und wenn möglich noch weiter ausgebaut werden, appellierte Küberl um weitere finanzielle Unterstützung an die Bundesregierung.
Etwa 96 Millonen Euro hat das AMS im Vorjahr für die Förderung von Menschen mit Behinderung ausgegeben, sagte AMS-Vorstand Böhm, „davon haben rund 36.000 dieser Menschen profitiert.“ Als konkretes „Best Practice“ für die Integration von behinderten Menschen nannte Böhm die „Implacementstiftung“, die heuer von Arbeitsmarktservice und Land Oberösterreich gestartet wurde. Dort werden Menschen mit Behinderung über maßgeschneiderte Ausbildungen für ihren künftigen Arbeitsplatz qualifiziert. Ziel bis Jahresende sei es, 50 behinderten Personen in Oberösterreich eine Anstellung bei einem Unternehmen zu bieten.
„Insgesamt machen behinderte Menschen rund 10 % der Gesamtbevölkerung aus, das sind derzeit etwa 37 Millonen Europäer und 800.000 Österreicher, fasste Leitl zusammen. „Am fairen, solidarischen Umgang und am Integrationsgrad von Menschen mit Behinderung zeigt sich die Humanität einer Gesellschaft. Seien wir deshalb partnerschaftlich kooperativ unter dem EU-Motto: enable disabled.“