Menschen mit Behinderung im Zentrum der Politik

Zwei Wochen vor der Nationalratswahl war das Grazer Rathaus Schauplatz einer besonderen Wahldiskussion.

Impressionen Veranstaltung Meine Stimme zählt 20130913
Lebenshilfe Steiermark

Bei der Veranstaltung „Auch meine Stimme zählt!“ kamen rund 150 Menschen mit Behinderungen und andere Interessierte auf Einladung der Lebenshilfe Graz und Umgebung – Voitsberg zusammen, um mit Nationalrats-KandidatInnen zu diskutieren.

„Wo ich das Problem sehe ist, dass in der Wirtschaft und in der sogenannten normalen Arbeitswelt alles schnell gehen muss.“ Lebenshilfe-Kunde David Formayer sprach in seinem Redebeitrag aus eigener Erfahrung. „Was ich mir wünsche ist, dass in ein paar Jahren die Arbeitswelten der nichtbehinderten Menschen und behinderten Menschen ineinander verschmelzen.“

Politikwissenschaftlerin Ursula Naue von der Universität Wien bekräftigte: „Man wird anerkannt, so wie man ist. Das bedeute Inklusion“, erklärte sie in ihrem Referat. Die Folge dieses in der UN-Konvention festgeschriebenen Rechtes sei auch, dass Informationen für alle verständlich sind. „Sind Ihre Parteiprogramme, Wahlprogramme und Wahlauftritte barrierefrei?“, fragte sie die anwesenden PolitikerInnen.

Die Antwort war spätestens nach den oftmals schwer verständlichen Antworten der Nationalrats-KandidatInnen klar. Elisabeth Grossmann (SPÖ), Adelheid Fürntrath-Moretti (ÖVP), Axel Kassegger (FPÖ), Helene Jarmer (Die Grünen), Gerald Grosz (BZÖ) und Bernhard Juranek (Team Stronach) stellten sich den kritischen Fragen der ZuhörerInnen.

Warum es etwa der Staatsbetrieb ÖBB noch nicht geschafft habe, barrierefreie Zugänge zu den Zügen zu schaffen. In ihrer Antwort verwies Adelheid Fürntrath-Moretti darauf, dass Strukturveränderungen Zeit brauchen und Geld kosten. Bernhard Juranek widersprach: „Es braucht nur die richtige Priorität.“ Auch Elisabeth Grossmann forderte Barrierefreiheit und verbesserte Mobilität. Aus eigener Erfahrung mit ihrer Mutter kenne sie das Problem.

Und warum bekommen Menschen in den Werkstätten ein geringes Taschengeld statt eines Lohns? Gerald Grosz und Helene Jarmer waren sich in der Kritik an dem System einig. „Ich will keine Diskussion über zu wenig Geld mehr hören, ich will, dass wir die Konvention endlich umsetzen“, gab sich die Grüne Behindertensprecherin kämpferisch.

Bei der Frage, warum das Pflegegeld seit Jahren nicht erhöht worden ist, forderte Axel Kassegger rasche Verfahren und eine sofortige Inflationsanpassung.

Diese und viele andere Themen wurden intensiv diskutiert. Bürgermeister-Stellvertreterin Martina Schröck lud die Lebenshilfe ein, im kommenden Jahr wieder unter dem Motto „Auch meine Stimme zählt“ eine Tagung im Rathaus zu veranstalten. Auch Bürgermeister Siegfried Nagl bedankte sich für die Initiative und lud die Gäste zu einem Empfang ein.

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