Petition für eine diskriminierungsfreie Behandlung von Menschen mit Behinderungen im Zuge der COVID-19-Krise
Gerade in Krisenzeiten laufen Menschen mit Behinderungen vermehrt Gefahr, diskriminiert und Opfer von Menschenrechtsverletzungen zu werden. Im Zuge der COVID-19-Krise wird dies besonders deutlich, weil Menschen mit Behinderungen nicht nur eine gesellschaftliche Minderheit sind, sondern auch zur den Risikogruppen gehören, die durch eine Infektion mit dem Corona-Virus besonders gefährdet sind.
Darauf weist eine gemeinsame Petition von engagierten Aktivist*innen der Behindertenrechtsbewegung und Organisationen der Behindertenhilfe hin.
Menschen mit Behinderungen kommen nicht vor
In den Statements der Regierung und auch in der medialen Berichterstattung zur COVID-19-Krise sind Menschen mit Behinderungen deutlich unterrepräsentiert. Es war und ist viel von den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen die Rede, die vor dem Virus geschützt werden müssen.
Menschen mit Behinderungen leben aber zum Glück nicht in großen Pflegehäusern, die – wie sich leider zeigt – sehr anfällig für Infektionen vieler Menschen sind, sondern sehr häufig alleine mit maßgeschneiderter Unterstützung durch persönliche Assistent*innen und Betreuer*innen sowie – zumindest im Wiener Bereich – in sehr kleinteilig strukturierten Wohneinrichtungen.
„Das ist ein großer Vorteil auch in der COVID-19-Krise, weil immer nur sehr wenige Personen von Infektionen betroffen sind, hat aber leider zur Folge, dass Menschen mit Behinderungen wieder einmal unter der politischen und medialen Wahrnehmungsgrenze verschwinden“ führt Robert Mittermair, Sprecher der IVS Wien, einer Interessensvertretung von Einrichtungen der Behindertenhilfe in Wien, aus.
Keine Schnelltests für Verdachtsfälle in der Behindertenhilfe
Das führt zum Beispiel dazu, dass es in der fünften Woche der Krise immer noch nicht gelungen ist, Schnelltestungen für Verdachtsfälle in Einrichtungen der Behindertenhilfe umzusetzen.
„Am Sonntag wurde in einer Wiener Wohngemeinschaft ein Betreuer als Verdachtsfall gemeldet und in der Folge ein Testabstrich genommen. Am Mittwoch erkrankte eine erste Bewohnerin der WG und bis heute gibt es keine Testergebnisse“ berichtet Mittermair von einem konkreten Beispiel.
„Die Einrichtungen werden im Stich gelassen und müssen im Blindflug sehr restriktive Maßnahmen setzen, die sich deutlich auf die Lebensqualität der Bewohner*innen auswirken. Angesichts solcher Tatsachen klingt die Ankündigung von Gesundheitsminister Anschober zu Massentestungen in Pflegeeinrichtungen wie ein Hohn“.
Menschen mit Behinderungen nicht in Krisenstäben vertreten
„Menschen mit Behinderungen sind in den Krisenstäben zur COVID-19-Krise nach wie vor nicht vertreten. Dadurch werden ihre spezifischen Bedürfnisse häufig nicht berücksichtigt“ erklärt Robert Mittermair.
„Die Berücksichtigung dieser Bedürfnisse ist aber eine Menschenrecht, dass sich aus der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ableitet.“
Petition für eine diskriminierungsfreie Behandlung von Menschen mit Behinderungen im Zuge der COVID-19-Krise
Aus diesen Gründen starteten zahlreiche Aktivist*innen der Behindertenrechtsbewegung gemeinsam mit Organisationen der Behindertenhilfe eine Onlinepetition, die innerhalb von wenigen Tagen von fast 2000 Menschen unterzeichnet wurde (siehe hier).
Sie fordern darin nicht nur Schnelltestungen und die Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen in Krisenstäben, sondern auch die Sicherstellung notwendiger medizinischer Behandlungen und der dafür erforderlichen Begleitung durch Vertrauenspersonen, sowie die Gewährleistung der Versorgung mit Sauerstoff in Privatwohnungen.
Die ohnehin prekäre Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen darf nicht den Maßnahmen zur Bewältigung der COVID-19-Krise zum Opfer fallen!
Martin Mair
21.04.2020, 12:00
Die POLITIK agiert überhaupt recht undifferenziert und überschießend, ganz im Sinne der Boulevardmedien …
ÄrzteZeitung eine Metastudie der Donau Uni Krems zusammenfassend:
„Entscheidungsträger sollten sich auch dessen bewusst sein, dass jede zusätzliche Maßnahme den Nutzen nur minimal verbessert, die Belastung für Bevölkerung und Wirtschaft aber mitunter erheblich verschärft, geben die Forscher zu bedenken. Ein Wettbewerb der Restriktionsmaßnahmen könnte daher zu ungewollten Nebenwirkungen führen, auch solchen bei der Gesundheit.“
https://www.aerztezeitung.de/Nachrichten/Quarantaene-und-Kontaktvermeidung-bringen-am-meisten-kurzfristig-408509.html
Die Regierung hat sich ja auch 2 MONATE lang NICHT vorbereitet auf absehbaren Ernstfall, da wäre ein gezielterer Schutz der Gefährdeten ohne das ganz Land halb runter zu fahren (Industrie läuft ja weiter) möglich gewesen …
Tanja Tobiter
18.04.2020, 15:49
Behinderte brauchen unsere Hilfe
Ingo Herzig
18.04.2020, 13:44
Einfach menschlich