Menschen mit Down-Syndrom: Wechselspiel von Faszination, Fürsorge und Furcht

Wer Menschen, die mit dem Down-Syndrom leben, beim Tanzen oder Schauspielen gesehen hat, wird sich der Faszination, die sie ausstrahlen, nicht entziehen können.

Logo Lebenshilfe Österreich
Lebenshilfe Österreich

Ihre Bewegungen, ihre Intensität, ihre emotionale Kompetenz und Begeisterung, das alles macht sie so beliebt, anrührend und faszinierend. Gleichzeitig scheinen sie verletzlicher als andere zu sein, altern früher, verbringen ihre letzten Jahre oft mit Demenz. Sie sind, so scheint es, besonders schutzbedürftig und bedürfen besonderer Zuwendung, besonderer Fürsorge.

Und da gibt es den dritten Aspekt: Sie sind diejenigen, die besonders „gesucht“ sind, im doppelten Sinn. Eine Kollegin aus Berlin hat mir erzählt, dass sie es gar nicht verstehen kann, dass Embryos mit Verdacht auf Down-Syndrom nach einer Blut-Untersuchung oder einer Nackenfalten-Messung oder einer Prä-Implantations-Diagnose vernichtet werden. Man könne die Kinder doch zu Pflegeeltern geben, denn in Berlin „kloppen sich die Pflegeeltern um Kinder mit Down-Syndrom“. Zwischen Furcht und Fürsorge entscheidet der Blick.

Down-Syndrom ist wohl die Behinderung „par excellence“, besonders wahrgenommen, besonders beliebt, besonders skeptisch gesehen. Deswegen ist es so gut, am 21. März den Blick auf diese Menschengruppe zu richten. Gleichzeitig ist es ein Spiegel der Gesellschaft, dass dies noch immer nötig ist – und unsinnig zugleich. Denn die Art des Blickes ist entscheidend.

Ist es ein molekularer Blick, der auf den Defekt und auf die Besonderheit gerichtet ist? Oder ist es ein Blick, der im „anderen“ einfach den Menschen sieht? Oder wie es der französische Schriftsteller Arthur Rimbaud ausdrückt: „Ich ist ein Anderer“. Ihm folgt Emmanuel Levinas: Im Angesicht des Anderen sehe ich das völlig Fremde, aber auch den Anspruch auf Sorge und auf gegenseitige Achtung. Das bedeutet unbedingte Würde, ohne Vorbedingung, gleiche Wertschätzung wie bei anderen auch: anders gleich und gleich anders – du und ich – sein zu können, das ist Herausforderung und Faszination zugleich.

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich