Missbrauch in Kircheneinrichtungen: Unter dem Deckmantel der Nächstenliebe


Die Medien sind voll von Berichten über Missbrauch in Kircheneinrichtungen. Der Damm des Vertuschens, Verschweigens und Unterdrückens dürfte gebrochen sein.

Zeitungen
BIZEPS

Im Standard vom 24. März 2010 verweisen Mag. Petra Flieger und Prof. Volker Schönwiese auf einen Aspekt, der bisher noch nicht ausreichend beleuchtet wurde: „Es geht um das Problem des Missbrauchs von Frauen und Männern, die in Einrichtungen der österreichischen Behindertenhilfe leben. Ihr Aufenthalt dort ist im Allgemeinen zeitlich nicht begrenzt, viele verbringen ihr gesamtes Erwachsenenalter in kleinen Einrichtungen mit ca. zehn, oder in Wohnhäusern und Heimen mit bis zu 500 Bewohnern, wobei die Großeinrichtungen überwiegend von kirchlichen Trägern geführt werden.“

Studien belegen Missbrauch in diesen Einrichtungen

Aus Untersuchungen in Österreich ist seit Mitte der 1990er Jahre bekannt, dass das Ausmaß von sexualisierter Gewalt in solchen Einrichtungen enorm hoch ist, erfährt man in der Onlineausgabe der Tageszeitung. „Zwei 1996 erstellte Studien gehen zum Beispiel davon aus, dass jede zweite Frau mit Behinderung in ihrem Leben mindestens einmal von Missbrauch betroffen ist“, berichten Flieger und Schönwiese in ihrem Kommentar.

Beide Texte sind online verfügbar:

„Dass die Opfer Schwierigkeiten im sprachlichen Ausdruck haben oder dafür möglicherweise Unterstützung benötigen, ist die eine Seite, die andere ist, dass sie nicht ernst genommen werden. Soziale Isolation, eine wegschauende Öffentlichkeit und die Abgeschlossenheit der Einrichtungen verstärken diesen Effekt“, lautet ein Resümee der AutorInnen.

Thema aufgreifen

Dies ist kein spezifisch österreichisches Problem (in Deutschland wird dies schon thematisiert), nun ist es höchst an der Zeit, dass sich Österreich diesem Thema stellt. In der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen verpflichten sich alle Vertragsstaaten – also auch Österreich -, „alle geeigneten Maßnahmen (zu treffen), um jede Form von Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch zu verhindern“.

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0 Kommentare

  • Ich danke dir Volker und dir Petra, dass auch ihr dieses Thema in Österreich verfolgt. Das als kurzen Nachtrag nur mehr. Vielen Dank und liebe Grüße.

  • Ich bin nicht so schwer dran, hab allerdings auch einen gwaltigen Übergriff von einem sog. „Pfleger“ als damals junge Frau im BBRZ Linz erlebt. Ich weiß, wovon Volker Schönwiese und Petra Flieger berichten. Und ich bin und war kein „schwerer Pflegefall“, an denen Mächtige sich ausleben können. MIr steigt das alles jetzt bei diesen Diskussionen rund um Deutschland und in Österreich wieder hoch. Es ist erbärmlich, dass auf Menschen, die sich nicht wehren können, fast niemand schaut.

  • Ein sehr wichtiges Thema! Wie ich in letzter Zeit öfter lesen konnte, waren besonders Kinder gefährdet, wo keine Angehörigen nachgefragt und sich beschwert haben. Also sollte das Augenmerk auch besonders auf diese Menschen gerichtet werden.

  • Es wär einmal die Frage zu stellen wo sind jene die von den Vorgängen gewußt haben und nichts unternommen haben.Warum verschweigt man Dinge, die einem eigentlich das ganze Leben verfolgen so beharrlich. Diese heuchlerische Unwissenheit wird einem ja von der guten Gesellschaft aufgezwungen. Wie könnte man eine represantive Persönlichkeit eines solch skandalösen Tatbestandes beschuldigen. Weiters finde ich die Zeitbegrenzung etwas naiv, 10, 20, 30 Jahre es gibt Fälle die länger zurückliegen – ach ja, sind ja sowieso verjährt.

  • Es wird in allen Einrichtungen, wo das „System“ dahintersteckt, alles vertuscht, wenn Fehler passieren.
    Davon könnte ich ein Lied singen.
    Grauenvoll, niederträchtig und skandalös !
    Menschlichkeit und Menschenwürde, werden mit Brachialgewalt mit allen Mitteln, mit Füßen getreten.
    Das Opfer bleibt meist auf der Strecke !

  • Ein sehr wichtiges Thema! Wie ich in letzter Zeit öfter lesen konnte, waren besonders Kinder gefährdet, wo keine Angehörigen nachgefragt und sich beschwert haben. Also sollte das Augenmerk auch besonders auf diese Menschen gerichtet werden.