Missstände im Wiener Hohe Warte-Stadion

Eine unbrauchbare "Behindertentoilette" und nicht eingehaltene Politikerversprechen sorgen für Unmut unter den Betroffenen.

Ortschild mit Aufdruck Wien
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Die Vorgeschichte ist schnell erzählt: Im Jahr 2005 wird das Hohe Warte-Stadion in Wien um 7 Millionen Euro saniert und im Zuge dieser Arbeiten auch eine Behindertentoilette errichtet. Die für das „Veranstaltungswesen“ (die Behörde nennt sich tatsächlich so) zuständige Behörde, die Magistratsabteilung 36, stellt fest, dass die Toilette den Bestimmungen des Wiener Veranstaltungsstättengesetzes entspricht.

Leider stimmt diese Aussage aber nicht mit den Tatsachen überein: Die Behindertentoilette entspricht weder dem Wiener Veranstaltungsstättengesetz, noch der Bauordnung für Wien, noch der ÖNORM B1600 und verstößt zudem auch noch gegen das Benachteiligungsverbot in Artikel 7 Abs. 1 des Bundes-Verfassungsgesetzes, welches die Stadt Wien verpflichtet, die Gleichbehandlung von behinderten und nichtbehinderten Menschen zu gewährleisten.

Auf die Ausführung des Bauwerks trifft wohl ein Wort am besten zu: Jämmerlich! Der Grundriss ist zu gering dimensioniert, es fehlen die Haltegriffe, das Waschbecken ist zu groß und zu nahe an der Sitzschale montiert, es fehlen der Spiegel, der Seifen- und der Handtuchspender, der Kleiderhaken und der Türzuziehgriff und die Kennzeichnung der Toilette an der Türaußenseite hat die falsche Farbe. Das alles führt dazu, dass die Toilette für Betroffene nicht benutzbar ist.

Das stört aber anscheinend keinen in dieser Stadt – am wenigsten die dafür Verantwortlichen in Verwaltung und Politik. Nur einige Betroffene stört das und die setzten sich auch gleich mit dem Stadion in Verbindung, jedoch ohne Erfolg. Auch Bürgermeister Häupl wird erstmals im Jahr 2006 auf diesen Missstand aufmerksam gemacht, ebenso auch eine Wiener Politikerin einer anderen Partei – jedoch ohne Erfolg. Im heurigen Jahr wird der Bürgermeister abermals darauf angesprochen und er verspricht erneut, sich darum zu kümmern – auch diesmal wieder ohne Erfolg.

Die Magistratsabteilung 36, nun endlich mit den Beschwerden konfrontiert, besichtigt den „Tatort“ und schafft mit einem Schreiben vom 20. Oktober 2008 die Quadratur des Kreises, indem sie zuerst feststellt, dass die Toilette 2005 den gesetzlichen Bestimmungen entsprochen hat, fährt aber im nächsten Absatz fort, dass „im Zuge einer am 20. Oktober 2008 durchgeführten Kontrolle der Toilette“ festgestellt wurde, dass ihre Abmessungen nicht dem Veranstaltungsstättengesetz entsprechen, die Haltegriffe fehlen und der Abstand vom Waschbecken zur Sitzmuschel zu gering ist und die Toilette daher „nicht konsensgemäß errichtet wurde“.

Mittlerweile ist die Politik in Wien doch aufgewacht: Die Grünen haben am 6. November 2008 eine schriftliche Anfrage eingebracht, in der sie von den politisch verantwortlichen Stadträten Schicker, Wehsely und Vizebürgermeisterin Laska u.a. wissen wollen, wie es zu dieser Situation kommen konnte und welche Maßnahmen die Wiener Politiker setzen werden, damit derartige Vorfälle in Hinkunft nicht mehr passieren können. Wir werden mit großem Interesse ihre Antworten lesen und darüber berichten.

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