Molterer Huainigg Gleichstellungsdialog 060509

Molterer: „Das Gesetz ist das eine – die Praxis das andere“

Am 9. Mai 2006 fand der zweite Gleichstellungsdialog unter dem Motto "Der Weg vom unsichtbaren zum sichtbaren Bürger und Konsumenten" im ÖVP-Parlamentsklub statt.

Der ÖVP-Klubobmann, Mag. Wilhelm Molterer, eröffnete die Veranstaltung und gab zu bedenken, dass nach dem Beschluss des Behindertengleichstellungsgesetzes noch Vieles zu tun bleibt. „Das Gesetz ist eines, die Praxis das andere“, so Molterer, der erläuterte, dass Gleichstellung insbesondere in den Gemeinden und bei der Wirtschaft vorangetrieben werden muss. Nach der Gesetzeswerdung müssen nun „konkrete Schritte verwirklicht werden“. Molterer bedankt sich bei allen, „die diesen Weg kritisch begleiten“.

Im Vorjahr sind „wichtige Gesetze beschlossen worden“, erinnert der Behindertensprecher der ÖVP, Dr. Franz-Joseph Huainigg und nennt die Anerkennung der Österreichischen Gebärdensprache sowie das Behindertengleichstellungsgesetz.

„Barrierefreiheit schafft Integration“, legt Huainigg dar und hält fest, dass das Ziel der Gleichstellungsdialoge ist, „Erfahrungen auszutauschen“. Ihn persönlich haben seine Erfahrungen in New York beeindruckt. Dort wurden mit viel Kreativität Barrieren beseitigt und es sind viel mehr behinderte Menschen unterwegs.

„Österreich ist barrierefrei – Das ist mehr Wunsch als Realität“, ergänzt Helmut Spudich (Standard-Wirtschaftsredaktion), der die Veranstaltung moderiert.

„Weg vom Mitleid, hin zur Integration“, forderte Huainigg und sprach die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Umgestaltung von Geschäften an. War es früher häufig Mitleid, so sehen Unternehmen heute behinderte Menschen schon vermehrt als Zielgruppe.

„Viele wissen gar nicht, dass sie ein Problem haben“

Dr. Martin Gleitsmann, dem Leiter der Sozialpolitischen Abteilung in der Wirtschaftskammer Österreich, forderte ebenfalls auf, Gleichstellung „nicht nur als Pflicht, sondern auch als Chance“ zu sehen.

Das Bundessozialamt und seine Leistungen sowie Aufgaben bei der Gleichstellung wurden im Rahmen des Gleichstellungsdialoges vorgestellt. Auch wenn es wahrscheinlich nicht 100 %ig ernst gemeint war, so steigerte der Auspruch von Dr. Alfred Weber (Bundessozialamt) „Nennen Sie uns Ihr Problem, wir haben die Lösung“ die Aufmerksamkeit.

„Viele wissen gar nicht, dass sie ein Problem haben“, gab hingegen Ing. Hans Wiesinger, Mitglied im Netzwerk der österreichischen Berater für barrierefreies Planen und Bauen und Gerichtssachverständiger, zu bedenken.

Das Gesetz sei nicht primär durch Sanktionen, sondern durch intensive Beratung zum Leben zu erwecken, forderte Mag. Michael Svoboda vom KOBV.

„Barrierefreiheit muss Alltag sein“, erläuterte Ing. Oskar Kalamidas, Referent für barrierefreies Bauen der Stadt Graz und zeigte Praxisbeispiel aus Graz.

Präsentation von best-practice Beispielen

Im letzten Teil der Veranstaltung hatten Unternehmen die Möglichkeit, für ihre Leistungen zu werben. Vertreterinnen und Vertreter der Erste Bank, der Handelkette Spar und des Mobilfunkerbetreibers A1 nützten die Gelegenheit, ihre Angebote einem interessierten Publikum zu präsentieren.

Gleichstellungsdialoge werden fortgesetzt

Der erste Gleichstellungsdialog fand am 4. April zum Thema „Barrierefreies Österreich 2020 – Leben in einer Inklusionsgesellschaft?“ statt. Der dritte ist für Juni vorgesehen. Er soll das Thema „Was kann das österreichische Schulsystem von der Integration lernen?“ behandeln.

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