Huainigg: Wer behindert ist, ist ein Abenteurer, der viel erlebt
„Auch Schildkröten brauchen Flügel“ ist der Titel der Biographie von Dr. Franz-Joseph Huainigg, Abgeordneter zum Nationalrat und ÖVP-Sprecher für Menschen mit Behinderungen, die heute gemeinsam mit Vizekanzler Mag. Wilhelm Molterer präsentiert wurde.
„Es heißt oft, wenn man im Rollstuhl sitzt, ist das Leben zu Ende. Wenn man dieses Buch liest, merkt man, dass es genau umgekehrt ist. Wer Behindert ist, ist ein Abenteurer, der viel erlebt. Daher beinhaltet die Biographie alles, was ein spannendes Leben braucht“, beschreibt Huainigg sein neues Werk.
„Wir sind sehr dankbar dafür, dass Du Deine Arbeit und ein Teil Deines Lebens der Politik schenkst. Du hast uns gezeigt, dass man nur mit Hartnäckigkeit zum Selbstverständlichen kommt. Mit einer unendlichen Lebensfreude, einem begnadetem Schuss Humor und einem hohen Maß an Engagement hast Du uns beigebracht, dass ein barrierefreies Leben in Würde und Selbständigkeit von großer Bedeutung ist“, betont ÖVP-Parteichef Molterer.
„Dank seiner Arbeit konnte einiges verwirklicht werden,“ so Molterer und verweist auf das Bundesbehindertengleichstellungsgesetz, das Notariatsaktgesetz, womit blinde Menschen eine rechtsgültige Unterschrift leisten können, auf die GuGK-Novelle, damit können persönliche Assistenz-Tätigkeiten im Bereich der Basispflege (Essen verabreichen etc.) übernommen werden, und damit verbunden ist auch die Delegationsmöglichkeit medizinischer Tätigkeiten.
Auch die Ratifizierung der UN-Konvention war ein wichtiger Schritt zur Durchsetzung der Grundrechte behinderter Menschen in vielen Ländern. Nicht zuletzt konnte Huainigg auch in der Frage der Pflege mit seinen Beiträgen viele Impulse setzen.
„Wir sind auf dem richtigen Weg, aber noch nicht am Ziel angelangt. Das bedeutet: Weg vom Mitleid und der Diskriminierung, hin zur Selbstverständlichkeit des gemeinsamen integrativen Weges, der Gleichberechtigung und des selbstbestimmten Lebens. Das sind die Aufträge, die wir für die Zukunft haben“, betont Molterer.
„In meinem Leben und in meiner beruflichen Laufbahn haben mir einerseits viele Menschen geholfen, andererseits war meine Willensstärke die Triebfeder meines Weiterkommens“, so Huainigg, der dazu eine Vielzahl von Anekdoten aus seinem beruflichen und privaten Leben zu erzählen hat und beschreibt, dass bereits die Wahl der Schule der erste Schritt war, sich auf Grund seiner Behinderung nicht an den Rand der Gesellschaft drängen zu lassen.
„Als ich damals von Maria Rauch-Kallat im Auftrag Wolfgang Schüssels gefragt worden bin, ob ich Abgeordneter zum Nationalrat werden möchte, war das für mich eine schwierige Entscheidung und ein Risiko auf beiden Seiten“, betont Huainigg und weiter: „Doch es hat sich sehr ausgezahlt. Wir haben trotz der Unkenrufe viel weiter gebracht. In der Behindertenbewegung bin ich durch meine Kandidatur für den Nationalrat sehr kritisiert worden, gerade die ÖVP, die ,Partei mit der sozialen Kälte‘ wurde diskutiert – aber von Kälte habe ich nichts gespürt. Das ist auch so ein Vorurteil und wir haben sehr viel weiter gebracht.“
Auf Vizekanzler Molterer beziehend, verweist er auf die überaus gute Zusammenarbeit und darauf, in Molterer einen starken Mitstreiter für seine Belange gefunden zu haben. „Ich will, dass Wilhelm Molterer Kanzler wird, weil ich glaube, dass den behinderten Menschen in diesem Land nichts Besseres passieren kann.“