Monika Klenovec: Botschafterin für barrierefreies Bauen

Univ.-Lektorin Architektin DI Monika Anna Klenovec war eine der Pionierinnen barrierefreien Bauens, die weit über die Landesgrenzen hinweg enorm viel bewirkt und bewegt hat. Am 13. November 2024 ist sie unerwartet 77jährig verstorben. Ein Nachruf.

Monika Klenovec
Wohnungswirtschaft Heute Verlagsgesellschaft mbH

Ein Architekturstudium zu absolvieren, ohne sich mit dem Thema Barrierefreiheit großartig befasst zu haben, ist in Österreich leider nach wie vor ganz gut möglich. Wer es aber darauf angelegt hat, sich aktiv damit auseinandersetzen, ist an Monika Klenovec über viele Jahre hinweg nicht vorbeigekommen.

Als Fels in der Brandung der zahlreichen kritischen Stimmen blieb Monika Klenovec unbeirrt und setzte sich dafür ein, künftigen Architekt:innen die Möglichkeit zu geben, Barrierefreiheit als selbstverständliches Qualitätskriterium zu verinnerlichen und sich fundiertes Wissen darüber anzueignen.

Wer ihre Lehrveranstaltungen miterleben durfte, weiß, wie sie es verstanden hat, ganz nach dem Motto „Nichts über uns ohne uns“ Menschen mit Behinderungen immer gewissenhaft einzubinden und ihre eigene technische Expertise zu nutzen, um Planer:innen von der Sinnhaftigkeit und Machbarkeit eines Universal Design zu überzeugen.

Diese unverwechselbare Arbeitsweise war es auch, die ihre wichtige Rolle in der Normung auf österreichischer, europäischer und internationaler Ebene ausmachte.

Jahrzehntelange Erfahrung in der Normung

Dass man Monika Klenovec in der Normung nichts vormachen konnte, ist sicherlich nicht zuletzt auf ihre jahrzehntelange Erfahrung zurückzuführen, die sie sich seit 1986 zunächst als Komiteemanagerin – damals „Referentin“ – im Baubereich am Österreichischen Normungsinstitut – heute Austrian Standards International – und dann ab 2003 als Teilnehmerin in der Normung rund um barrierefreies Bauen aneignen konnte.

In der Zeit als Mitarbeiterin des Österreichischen Normungsinstituts ist es ihr gelungen, eine Reihe von Expert:innen aus ganz Österreich für die Mitarbeit in der Arbeitsgruppe „Barrierefreies Planen und Bauen“ zur Entwicklung der Normenreihe ÖNORM B 1600 und folgende zu gewinnen.

Als Vertreterin des österreichischen Verbraucherrats und von ANEC, der europäischen Interessenvertretung von Konsument:innen, verfügte sie über ein breites Netzwerk und setzte ihr profundes Wissen darüber, wie Normung und Normen funktionieren, ein, um barrierefreiem Bauen den Stellenwert zu verleihen, den es verdient. Dass es eine ISO 21542, die internationale Norm für barrierefreies Bauen, gibt, ist Monika Klenovec zu verdanken.

Auch das europäische Pendant, die EN 17210, trägt ganz stark ihre Handschrift. Doch sie hat nicht nur die Entwicklung in diesem Bereich, sondern auch die Menschen, die mit ihr zusammenarbeiten durften, nachhaltig geprägt.

design for all

Ein Herzensprojekt von Monika Klenovec war der Verein „design for all“, den sie 2006 mitbegründete.

Die Zielsetzung des Vereins, den Austausch zwischen Privatpersonen, Expert:innen und Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen zu fördern und durch Initiativen wie Schulungen, Publikationen, Vorträge und Forschung das Design for All-Konzept ins Gespräch zu bringen und nach und nach zu etablieren, entsprach sehr ihrer Art, die Energie, mit der sie für das Thema brannte, wie von selbst auf andere zu übertragen.

Das Weitergeben von Wissen und das Festigen des Status von Menschen, die sich mit barrierefreiem Bauen beschäftigen und bereit sind, sich Expertise anzueignen, war Monika Klenovec generell ein großes Anliegen.

Gemeinsam mit einigen der Expert:innen, die sie für die österreichische Normungsarbeit zusammengebracht hatte, gründete sie schon früh die „Vereinigung der Berater für Barrierefreiheit Österreichs“. Mit dem Ziel, eine Ausbildung für sogenannte Access Consultants zu schaffen, erarbeitete sie später das bei Austrian Standards angesiedelte Personenzertifikat für Expert:innen für barrierefreies Bauen und versammelte für den dazugehörigen Lehrgang die österreichischen Kapazitäten auf dem Gebiet als Vortragende.

Das 2011 erstmals durchgeführte Weiterbildungsprogramm erfreut sich unter leicht verändertem Titel 13 Jahre später nach wie vor großer Beliebtheit.

Die Tätigkeitsbereiche und Verdienste von Monika Klenovec waren so umfassend und vielfältig, dass es nicht möglich ist, sie in diesem Rahmen auch nur annähernd vollständig abzubilden. Charakteristisch für sie bei allem, was sie getan hat, waren ihre Herzlichkeit und ansteckend positive Ausstrahlung bei einem gleichzeitig unerschütterlichen Kampfgeist und unermüdlichen Einsatz bis zuletzt.

Für uns als ihre Wegbegleiter:innen, Kolleg:innen und Freund:innen war Monika eine Konstante, auf die immer Verlass war. Sie war aus der Szene nicht wegzudenken und hinterlässt eine große Lücke, die in der Form nichts und niemand füllen kann.

Sie wird fehlen, aber ihr Wirken wird durch das, was sie geschaffen hat, und die, die sie geprägt hat, noch lange andauern. In unserer liebevollen Erinnerung wird sie weiterleben.

Doris Ossberger im Namen der Kolleg:innen in der österreichischen Normung

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Ein Kommentar

  • Danke für diesen Nachruf auf eine so fleißige und wichtige Ikone der Barrierefreiheit! Nach jedem Gespräch war ich gscheiter und motivierter für eine barrierefreiere Welt zu kämpfen. Mir bricht ein bisschen das Herz, dass wir uns schon so lange nicht mehr gehört haben und ich nun von Monikas plötzlichem Ableben erfahren musste. Sie war eine ganz Grosse und ein echtes Vorbild!