Monitoringausschuss erfreut: Schulische Inklusion in Österreich endlich auf dem Prüfstand

Was hält die Vorsitzende des Monitoringausschusses zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-BRK) von der kürzlich veröffentlichten Prüfung des Rechnungshofes zum Inklusiven Unterricht in Österreich? BIZEPS hat bei Christine Steger nachgefragt.

Christine Steger
Christine Steger

Eine inklusive Strategie auf allen Bundesebenen fehlt, so die Feststellung des Rechnungshofes nach seiner Prüfung zum Thema Inklusive Unterricht in Österreich.

Organisationen wie z.B. die Lebenshilfe oder die Diakonie freuten sich über das Vorliegen des Rechnungshofberichts und sahen darin eine klare Aufforderung zum Handeln.

Auch Stimmen aus der Politik, wie jene von SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid oder Stephanie Cox, Bildungssprecherin des Parlamentsklubs JETZT meldeten sich zu Wort, schlossen sich der Kritik an und forderten die Umsetzung der Inklusion im Bildungssystem.

BIZEPS hat Christine Steger, Vorsitzende des Monitoringausschusses zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, bezüglich des Rechnungshofberichts interviewt.

„Das Sonderschulwesen gehört in die Geschichtsbücher“

BIZEPS: Was denken Sie über den Bericht des Rechnungshofs?

Christine Steger: Der Monitoringausschuss zeigt sich darüber erfreut, dass der Rechnungshof die schulische Inklusion auf die Prüfagenda gesetzt hat.

BIZEPS: Was bedeuten die Feststellungen im Bericht für Sie?

Christine Steger: Der Bericht unterstreicht die seitens des Monitoringausschusses festgestellten Säumnisse der Republik und zeigt erneut die mangelnde Kooperation zwischen dem Bund und den Ländern auf, wenn es um die Konkretisierung zur Umsetzung der UN-BRK geht. Die begonnene Umsetzung zur schulischen Inklusion in Modellregionen muss endlich flächendeckenden Ausbau erfahren.

BIZEPS: Also Ihrerseits ein klares Aus für die Sonderschule?

Christine Steger: Das Sonderschulwesen und seine segregierende Praxis gehört in die Geschichtsbücher. Das Know-how und die finanziellen Ressourcen der Sonderschulen gehören allerdings in die so genannte „Regelschule“ übertragen. 

BIZEPS: Glauben Sie daran, dass es in Österreich zukünftig ein Inklusives Schulsystem geben wird?

Christine Steger: Mit der Ratifizierung der Konvention vor inzwischen 11 Jahren hat die Republik Österreich hier Fakten geschaffen: Es geht schon lange nicht mehr um die Frage, ob es ein inklusives Schulsystem geben wird, es geht lediglich um die Frage des WIE.

BIZEPS: Und wie könnte gelungene Inklusion in der Schule aussehen, hätten Sie dafür Beispiele?

Christine Steger: Das Montessori-Oberstufenrealgymnasium in Salzburg beispielsweise zeigt vor, wie eine solche Umsetzung aussehen kann.

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5 Kommentare

  • Es wundert mich immer wieder, wie Politiker und Politikerinnen sich das Recht nehmen über so ein sensibles Thema zu diskutieren ohne Betroffene zu fragen, was sie darüber meinen und was ihre Bedürfnisse sind. Nicht alle Kinder lassen sich in bestehenden Strukturen integrieren und je mehr Auswahl Eltern haben desto besser. Inklusion wird mit einfacher Schliessung von Sonderschulen nicht geschehen – viele Kinder werden dadurch erst richtig ausgeschlossen. Ich finde das Konzept von Sonderklassen in regulären Schulen am besten, aber der Stadtschulrat Wien hat meines Wissens nach nicht einmal eine Liste von Schulen in Wien, die zumindest gebäudetechnisch barrierefrei sind. Sonderschulen sind für uns oft die einzige Möglichkeit Pädagoginnen zu treffen, die auf unsere Kinder wirklich eingehen können. Es ist noch sehr, sehr viel zu tun – und ohne betroffene Eltern in die politische Eintscheidungen zu integrieren wird nichts Brauchbares passieren.

  • Ich kann mich dem Kommentar von Renee zu 100 Prozent anschließen. Inklusion ist gut aber eine Zwangsbeglückung von allen Betroffenen ist auch nicht immer der richtige Weg. Und ja, es scheitert schon bei der Integration von Kindern mit Migrationshintergrund. Zuerst das auf die Reihe kriegen und das Regelschulwesen nicht auch noch mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen überlaufen. Diese Bedürfnisse sind so vielfältig, dass das Regelschulsystem neben der Migrationsproblematik heillos überfordert wäre – zumindest zu diesem Zeitpunkt.

  • In Österreich gibt es ein paar Schulen die die Integration und Inklusion von Menschen mit Behinderung wirklich toll umsetzen, nur sehe ich absolut keinen Weg, wie das in den kommenden Jahren auf allen Schulen, egal in welcher Schulstufe, umsetzbar wäre. Es scheitert bereits an den finanziellen Mitteln, an den Personalresurcen, an den baulichen Ausführungen der Schulgebäude und auch an der Einstellung einzelner Lehrkräfte oder Erzieher. Ich hatte mehrere Jahre wegen einer Epilepsie Erkrankung meines Sohnes mit Kindergartenerzieherinnen und dann auch Lehrkräften im Pflichtschulbereich Diskussionen darüber gehabt, ob sie meinem Sohn bei einem Epileptischen Anfall das Notfallmedikament verabreichen oder nicht. Oftmals hatte ich das Gefühl das mein Sohn eine schwere höchst ansteckende Krankheit hat. Erst bei einem Schulwechsel in eine spezielle Schule für Körperbehinderte die als Inklusionsschule geführt ist, war dieses Thema vollkommen vom Tisch. Im Gegenteil hier wurde ganz gezielt geschaut was mein Sohn benötigt und wo er Hilfe und Unterstützung braucht. Die sogenannten „Sonderschulen“ haben genauso ein Recht weiterhin zu bestehen, denn nicht alle Kinder können im Regelschulbetrieb optimal integriert werden. Ausserdem gibt es im Regelschulereich genügend Probleme mit der Integration von Schülern mit Migrationshintergrund (bei denen nämlich auch von Integration und Inklusion gesprochen wird)!!! Wenn die Pflichtschulen schon mit einer Sprachbarriere und kulturellen Unterschieden von Kindern derart massive Probleme haben, dann sollten sie die Finger von Kindern mit speziellen Bedürfnissen lassen. Das kann nur schief gehen und gerade in diesen Lebensjahr von Kindern, kann man sehr viel kaputt machen. Wenn einzelne Schulen oder Lehrkräfte diesen Spagat schaffen, dann ist es echt toll, aber über alle einfach drüberfahren (Kinder, Eltern und Lehrkräfte) die Sonderschulen komplett abzuschaffen, das ist nach meiner Meinung der falsche Weg!

  • Ein Oberstufen Gymnasium als Beispiel zu nehmen ist etwas sonderbar, weil gerade die Sek. 1 und Sek.2 in der bisherigen Geschichte der Integration und später Inklusion doch ziemlich resistent waren und sind. Es gibt in allen Bundesländern aber ausgezeichnete Beispiele in den Grundschulen.

  • Schulische Inklusion ist sehr wichtig, jedoch gibt es wie überall im Leben Grenzen, weil es wird immer Menschen mit besonderen Bedürfnissen geben, welche eine individuelle Betreuung und einen geschützten Rahmen benötigen.