Neu programmierte Seiten machen das Internet für Blinde nutzbar

Louis Braille goes online

Accessibility
BIZEPS

Der österreichische Blindenverband hat heute, Freitag, seine neue Homepage vorgestellt. Im Rahmen des EU-Projekts Websites and CyberKiosque der Europäischen Blindenunion wurde in Österreich „Informatic Technology Project“ damit beauftragt, Webseiten zu entwickeln, die für Blinde leicht „lesbar“ sind.

Erstmals seit der Erfindung des Buchdrucks ist es nun gelungen, dass sehbehinderte Menschen Informationen wieder unter den selben Bedingungen beziehen wie Sehende.

Durch die Braillezeile, benannt nach dem Erfinder der Blindenschrift Louis Braille, war es ab den 80er Jahren blinden Menschen möglich, am Computer zu arbeiten. Dieses Braillezeile übersetzt digitale Schriftzeichen in Blindenschrift, wobei 40 bis maximal 80 Zeichen auf einmal angezeigt werden. Diese Braillezeile ist auch für Texte im Internet verwendbar. Durch einen verstärkten Einsatz von Grafiken sind aber die Seiten für sehbehinderte Menschen schwer zu entschlüsseln, wenn nicht überhaupt unlesbar.

Zusammen mit sehbehinderten und blinden Berufstätigen wurden nun Webseiten entwickelt, die sowohl den Ansprüche sehender Menschen als auch sehbehinderter und blinder Menschen genügen. Die Seiten sind leicht zu navigieren, und die wesentlichen Informationen sind auf eine möglichst geringe Zeichenzahl reduziert.

Die neue Gestaltung verzichtet vor allem auf Leerzeichen, wobei das Fehlen dieser Zeichen für Sehende nicht zu erkennen ist. Darüber hinaus sind alle Bilder und auch alle Frames genau beschriftet.

Auf der Homepage des österreichischen Blindenverbands findet man auch viele Links zu Websites, die für Blinde leicht lesbar sind. „Es geht uns nicht darum, dass alle Seiten auf unsere Bedürfnisse optimal umgestellt werden. Aber mit wenigen Änderungen in der Programmierung ist es bereits möglich, dass alle Seiten von sehbehinderten Menschen problemlos eingelesen werden können“, meint Eva Papst, die als Projektbetreuerin die Tauglichkeit der Webseiten für nicht sehende Menschen überprüft hat: „Unsere Linkseite wächst täglich, und viele Unternehmen haben bereits durch die Wahl der Schrift oder durch genaue Beschriftung der Frames ihre Seiten für uns benutzbar gemacht.“

Im Gegensatz zum teuren Druck in Blindenschrift und zu ebenfalls kostenintensiven Lesehilfen sind die Informationen aus dem Internet für sehbehinderte Menschen ohne zusätzlichen finanziellen Aufwand zu beziehen. „Fast alle sehbehinderten Menschen verfügen über einen Computer und damit auch über eine Braillezeile oder andere Hilfsmittel. Es sind also keine zusätzliche Investitionen nötig, um mit dem Internet zu arbeiten“, erklärte Regina Hettegger, die mit der sehbehinderten gerechten Gestaltung der Seiten betraut war.

Eva Papst sieht im Bereich des Internets in Zukunft große berufliche Möglichkeiten für Blinde: „Heute können wir nur in einer beratenden Funktion agieren und das Internet nur teilweise nutzen. In einigen Jahren wird das Internet aber ein neues Arbeitsfeld für sehbehinderte Menschen darstellen und zwar von der Programmierung bis zur umfangreichen Nutzung im Büro.“

Ein erster Schritt in diese Richtung setzt auch der Österreichische Blindenverband, der seine Homepage in Zukunft selbst betreuen und warten wird.

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich