Neue Meldungen über Gewalt und Miss-Stände in Behinderteneinrichtungen

Die Berichte über mögliche Misshandlungen oder Missstände in Behinderteneinrichtungen reißen nicht ab.

Ortschild mit Aufdruck Wien
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Am 13. April 2010 berichtet „Die Presse“ von einem Autisten, der „jahrelang Opfer von Übergriffen geworden“ sei.

Dies ist mittlerweile ein Fall für die Stafverfolgungsbehörden: Die Presse berichtet von mehreren gebrochenen Knochen, zahlreichen Hämatomen, etwa einem faustgroßen Bluterguss auf der Brust sowie einer früheren lebensgefährlichen Nierenblutung. Auch der Verdacht des sexuellen Missbrauchs steht im Raum.

Der Fonds Soziales Wien (FSW) ist für die Subvention jener Einrichtungen zuständig, in denen der heute 46 jährige Mann lebt und arbeitet. Während eine Untersuchung des FSW ergeben hat, „dass Herrn S. die Verletzungen in einer der beiden Einrichtungen nicht absichtlich zugefügt wurden“, findet das die Österreichischen Autistenhilfe „skandalös“: Generalsekretärin Ruth Renée Kurz glaubt, dass sich so „nichts ändern und damit wohl weiterhin geschlagen werde“.

Sie wirft der Stadt Wien außerdem Mängel bezüglich der Betreuungsmöglichkeiten vor, die eigentlich auf die sehr speziellen Bedürfnisse von Autisten eingehen sollten.“Diesbezüglich sind wir ein Entwicklungsland“, wird sie von der Presse zitiert.

Warum aber untersucht der FSW nur eine allfällige vorsätzliche Verletzung durch die Einrichtungen, nicht jedoch eine allfällige Vernachlässigung ihrer Aufsichtspflicht?

Es ist nicht der erste mysteriöse Fall dieser Wohngemeinschaft im 10. Wiener Gemeindebezirk. Schon am Heiligen Abend 2003 starb dort ein 33-jähriger Bewohner, der damals über 170 Kilo gewogen hatte, an einer an sich harmlosen Grippe. Bei der Obduktion wurde festgestellt, dass er auch Hepatitis hatte.

Freak-Radio hat bereits 2004 recherchiert und durch Berichte der Nachbarn und angrenzenden Geschäfte festgestellt, dass der Bewohner immer unbegleitet unterwegs – und im Winter manchmal nur mit einem T-Shirt bekleidet war.

So hatte er sich auch ständig etwas zu essen organisiert – was das Übergewicht erklärt. Einmal wurde er sogar dabei beobachtet, dass er Rindenmulch in einer nahen Hundezone mit Hundekot gegessen hat – was die Hepatitis erklären würde. Damals ist man nach diesem mysteriösen Todesfall schnell wieder zur Tagesordnung übergegangen.

Heute aber werfen die zahlreichen Missstände, wie sie jetzt überall hervorbrechen, die Frage auf, ob die Institutionen Missstände und Gewalt verhindern können oder nicht – oder ob es vielleicht sogar strukturelle Gewalt oder strukturelle Vernachlässigung gibt – und wie diese vermieden werden kann.

Dabei geht es vor allem um den individuellen Schutz der lebenswichtigen Bedürfnisse aber auch einer Lebensqualität, wie sie nicht nur eine Frage von Gleichstellungsgesetzen, sondern der Menschenrechte ist.

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