Nun also: Hasta la Vista

Nach "Ziemlich beste Freunde" nun also "Hasta la Vista". Kommentar von Gerlef Gleiss

Film: Hasta la Vista
Hasta la Vista

Nach dem spektakulären Erfolg der französischen Komödie über einen reichen querschnittgelähmten Pariser und seinen Assistenten aus dem Senegal in den europäischen Kinos versucht nun eine belgische Filmkomödie auf der Welle des Erfolges mitzuschwimmen. Das wird misslingen! Soviel vorweg.

Drei schwerbehinderte Freunde – der eine fast blind, der andere durch einen Tumor gelähmt und der dritte „vom Hals ab gelähmt“ – alle schon über 20 und noch bei ihren Eltern wohnend wollen aus ihrem tristen, fremdbestimmten Leben ausbrechen.

Durch Zufall erfahren sie von einem Bordell in Spanien, das auf die besonderen Bedürfnisse schwerbehinderter Menschen eingestellt sein soll. Schnell wird aus dem Wunsch des einen der gemeinsame Plan aller drei: dort müssen sie hin! Denn tristes, fremdbestimmtes Leben ist – zumindest in den Köpfen der nicht behinderten Macher dieses Films – vor allem eins: sexuell frustrierend.

„Wir alle leben in einem Körper, der ebenso wie unser Geist Zärtlichkeit, Zuneigung, Entspannung und Leidenschaft braucht. Für uns ist das offensichtlich, aber für jemand, der infolge einer physischen Behinderung keine Kontrolle über seinen Körper hat, ist es der Grund für tiefe Frustration“, schreiben sie im Begleittext zum Film.

Schnell sind die die Reise natürlich ablehnenden Eltern ausgetrickst und ein geeigneter Bus, in dem alle drei ihren Platz finden, nebst Assistentin organisiert. Größere Probleme? Nicht doch, wo ein Wille ist, ist auch ein Busch … lautet doch eine alte Nichtbehindertenweisheit.

Es folgt ein Road Movie, wie x-mal gesehen. Die Reise selbst wird zunehmend wichtiger als das Ziel. Die drei geraten in mehr oder weniger konstruierte, unglaubwürdig inszenierte Situationen und machen ansonsten ziemlich platte Sprüche. Beides ist auch notwendig, um das Publikum wach zu halten, weil das ganze langweilig und undramatisch inszeniert wurde, wie selten solche Filme. Aber auch hierbei erfährt man so gut wie nichts über diese drei Menschen. Und das, was man erfährt, ist nicht stimmig! Es sind einfach nur „Behinderte“. Als solche tragen sie Probleme mit sich herum – die sich allerdings manchmal wie von selbst lösen, siehe oben – und sind ansonsten sexuell unbefriedigt.

Und damit wären wir wieder am Ziel der Reise, dem behindertengerechten Bordell. Für den am glaubwürdigsten skizzierten „Problemträger“, den sehbehinderten Josef, verliert es völlig an Reiz. Er geht gar nicht erst rein und findet in der Assistentin viel mehr das, was er anscheinend wirklich sucht. Philip, der vom Hals ab Gelähmte (warum er es ist, weiß ich auch am Ende des Films immer noch nicht) erlebt seinen Abend im Puff.

Und Lars, der Tumorkranke, war auch dort und stirbt dann am andern Morgen. Nur so, halt, wie eben schwerbehinderte Menschen manchmal überraschend sterben. Dieser Tod ist einfach nur beiläufig rangeklatscht. Vielleicht hat der Regisseur selbst gemerkt, dass noch irgendetwas Dramatisches passieren musste.

Der Regisseur des Films, Geoffrey Enthoven, soll eine Vorliebe für Tabuthemen wie Alter, Depression und Tod haben. „Das Leben ist hart, das Leben ist traurig, aber du kannst auch darüber lachen“, erklärt der Regisseur. „Sobald du das Leben mit Humor nehmen kannst, entdeckst du neue Perspektiven. Wenn ich solche Filme drehe und über derartige Themen spreche, dann hilft mir das, das Leben so zu akzeptieren, wie es ist. Und wenn das auf mich zutrifft, dann kann ich hoffentlich auch anderen Leuten helfen.“ Zum Glück waren die Darsteller in seinem Film nicht tatsächlich schwerbehinderte Menschen, die er für seine Erbauung benutzt hat.

Ach ihr Kinobetreiber! Seid so nett und zeigt stattdessen noch einmal den französischen Geniestreich „Uneasyrider“. Ein Film mit dem gleichen Thema, aber mit tatsächlichen lebendigen Menschen und keinen konstruierten Plastikfiguren.

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