In der Woche vom 7. bis Fr. 11. Dezember 2020 (außer Dienstag) widmet sich die Ö1 Sendereihe Betrifft Geschichte (17:55 bis 18:00 Uhr) der ersten politischen Behindertenbewegung in Österreich. Im Mittelpunkt steht das Leben und Wirken von Siegfried Braun. Er war zentraler Aktivist der 1926 gegründeten "Ersten österreichischen Krüppelarbeitsgemeinschaft” und ihr erster Obmann.
Update: Hier können Sie die vier Beiträge von Ö1 Geschichte nachhören – 7. Dezember 2020, 9. Dezember 2020, 10. Dezember 2020 und 11. Dezember 2020.
Die „Erste österreichische Krüppelarbeitsgemeinschaft“ stellte schon in den 1920er Jahren Forderungen, die über Wohlfahrtsleistungen weit hinaus auch Gleichstellung und Menschenrechte betrafen. Ihr Vereinsmotto war „Arbeit, kein Mitleid“ und „Arbeit, nicht Siechenhaus“. Sie forderten Bildung, Arbeit und Hilfen für ein selbstbestimmtes Leben und lehnten Asylierung ab.
Siegfried Braun (auf Tschechisch Vítězslav Braun) wurde am 28. Dezember 1893 in Müglitz (Mohelnice) in Mähren in eine jüdische, deutschsprachige Familie geboren. (siehe auch Bidok)
Siegfried Braun nutzte durch eine Erkrankung in seiner Jugend einen Rollstuhl und war im täglichen Leben auf Assistenz angewiesen.
1913 übersiedelte er als junger Mann mit der Hoffnung nach Wien, hier Unterstützung für ein selbstständiges Leben vorzufinden. Er wurde enttäuscht und kam vorerst in einem Siechenhaus (heute Pflegeheim Lainz) unter.
Aus dieser Erfahrung heraus wurde er Organisator von Behinderten-Selbsthilfe und politischer Aktivist.
Auch in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten den 1930er-Jahre führte Siegfried Braun sein Engagement fort und leistete selbst nach seiner Deportation ins KZ Theresienstadt mit heimlich organisierten Vorträgen und Diskussionen Aufklärungs- und Beratungsarbeit.
1944 wurde Siegfried Braun im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet, bis heute gilt er als Vorreiter der Behindertenbewegung in Österreich.
In vier Teilen erzählt Angela Wegscheider, basierend auf Forschungsergebnisse, die sie gemeinsam mit Volker Schönwiese erarbeitet hat, über das Leben und Wirken von Siegfried Braun.
Es ist eine Geschichte, die Menschen mit Behinderungen nicht als passive Opfer von Unterdrückung darstellt, sondern als Aktivist*innen, die für ein selbstbestimmtes Leben für sich und andere kämpfen.
Klaudia Karoliny
14.12.2020, 17:53
Ein großer Kämpfer mit viel Mut!
Alfred Rauchegger
07.12.2020, 20:38
Ich bin peer Beratung